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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord
Autoren: Léo Malet
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den
Morddrohungen nicht so einfach abtun...“ Der Kommissar stand auf. „Die Kollegen
vom Revier werden bestimmt was rauskriegen. Wir jedenfalls fahren zurück zum
Quai 36, Fabre und ich. Wie wär’s, trinken wir vorher noch ein Gläschen
zusammen? Hab den Eindruck, daß Sie’s brauchen könnten, Burma.“
    Wir gingen in die Tele-Bar. Lucot hockte hier mit seinem Skriptgirl und seinem Drehbuchautor zusammen.
Larville war verzweifelt.
    „Wenn ihre Nerven so blank liegen,
werden wir überhaupt nie fertig“, stöhnte er. „Wir sind so schon spät dran.
Hoffentlich dauert das nicht tagelang...“
    „Morgen ist es vorbei“, beruhigte ihn
Lucot. „Dann können wir weiterdrehen.“
    Ich glaubte zu verstehen, daß die
reale Tragödie unangenehme Folgen hatte für die fiktive, die aus Larvilles
Feder. Die Aufregung hatte den beiden Stars des Fernsehfilms, Lydia Orzy und
Olga Maîtrejean, die Sprache verschlagen. So ein Pech aber auch!
    Faroux bezahlte die Runde und fuhr
zusammen mit Fabre in die Tour Pointue. Kurz darauf gingen auch Lucot
und seine Leute. Das Bistro leerte sich zusehends. Ich blieb alleine zurück mit
zwei Technikern... und einem schlechten Nachgeschmack im Mund. Die
Abendausgaben einiger Zeitungen lagen auf der Theke, zerlesen und rotweinbefleckt.
In informationsarmen Artikeln unter dicken Schlagzeilen berichteten sie bereits
über den Tod meiner Klientin. Von einem Foto lächelte die Tote den Leser an —
aus einer Zeit, als sie noch lächeln konnte. In einem Artikel wurde erwähnt, daß
ich mich in den Fernsehstudios am Parc des Buttes-Chaumont aufgehalten hatte.
Um die Seite vollzukriegen, erinnerte der Journalist daran, daß ich einen Monat
zuvor einen gefährlichen Gangster geschnappt hatte. Mairingaud schrieb er dabei Marengo, wie das Schaf. Sicher würde mein Freund Marc Covet mir bald auf
die Nerven fallen. Der Journalist vom Crépu war immer ganz heiß auf
Informationen aus erster Hand.
    Ich verließ die Tele-Bar und
stieg in meinen Wagen. Die Nacht war hereingebrochen. Um ins Bett zu gehen, war
ich jedoch viel zu erschöpft. Stundenlang fuhr ich ohne ein bestimmtes Ziel
durch Paris. Gegen Mitternacht trudelte ich endlich bei mir zu Hause in meiner
Privatwohnung ein. Ich war völlig fertig. Die Leiche meiner hübschen armen
kleinen Mythomanin lag mir quer im Magen.
    Als erstes stellte ich das Telefon ab.
Belästigungen irgendwelcher Art konnte ich im Moment wirklich nicht
gebrauchen... Dann begann ich mich auszuziehen. Ich hatte nur noch meine Hose
an, als es stürmisch an meiner Wohnungstür klingelte. Nicht nötig, sich zu
fragen, wer das sein könnte! So aufdringlich klingelte nur ein Flic. Bestimmt
Faroux, der mir etwas Wichtiges mitzuteilen hatte.
    Ich öffnete die Tür.
    Es war nicht Faroux.
    Ich hatte sie noch nie gesehen. Der
eine war groß, der andere klein, und beide trugen Handschuhe wie vornehme
Bürger. Der Große hatte ein Gesicht, das mit seinen Narben an einen glücklosen
Boxer erinnerte. Und der Kleine mit seinem kurzen Staubmantel sah einem
Steuerbeamten ähnlich, mit dem ich es schon mehrmals zu tun gehabt hatte. Man
kann nicht behaupten, daß besagter Steuerbeamter stets nett zu mir gewesen
wäre. Aber wenigstens hatte er mich noch nie mitten in der Nacht aufgesucht und
mit einem Revolver direkt auf meinen Bauch gezielt.
    Genau das tat jedoch sein
Doppelgänger.
    „Hände hoch“, befahl er mir, „und
hinter dem Kopf verschränken, bitte.“
    Weil er flüsterte, klang seine Stimme
ganz sanft. Auf seine Art war er sehr höflich. Ich gehorchte ihm. Er bohrte mir
den Lauf seiner Kanone direkt unter der Gürtelschnalle in den Bauch und stieß
mich zurück in die Wohnung. Sein Komplize, der Boxer, schloß leise die Tür.
Hatte wohl Angst vor Einbrechern.
    Ein paar Sekunden, später stand ich
wieder in meinem Schlafzimmer, allerdings immer noch von dem Revolver in der
Hand des Steuerbeamten bedroht. Der Boxer vergewisserte sich, daß ich keine
Waffe in meiner Hose versteckt hatte. Dann warf er mich blitzschnell aufs Bett,
und ich wurde mit meinem Gürtel und meiner Krawatte gefesselt. Nachdem das
erledigt war, wühlte er, wahrscheinlich wieder auf der Suche nach einem
Revolver, in meinen Jackentaschen. Erfand nichts. Ich hatte es nicht für nötig
gehalten, bei meinem Gang in die Fernsehstudios eine Waffe mit mir
herumzuschleppen. Der Boxer zog meine Brieftasche aus der Innentasche meines
Jacketts und kippte den Inhalt auf die Marmorplatte der Kommode, die von
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