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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht
Autoren: Gunnar Staalesen
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solle.
»Die äußerste Rechte in Schweden wurde nie so stark kom promittiert wie hierzulande, wegen des Krieges und wegen Quisling * .«
»Also sind wir jetzt in Schweden?«
»Gegen Ende der siebziger Jahre wurde es immer deutlicher,
daß die außerparlamentarische Opposition gegen Olof Palme
und seine Regierung dramatische Ausmaße angenommen hatte.
Sie bekamen breite Unterstützung, zum Teil in der Großindustrie, wo man meinte, daß den eigenen Entfaltungsmöglichkeiten
allzu enge Grenzen gesetzt würden. Aber auch unter den Rechtsextremisten bei Militär und Polizei, die meinten, daß seine
angebliche Annäherung an die Sowjetunion eine Bedrohung für
die Sicherheit Schwedens darstellte. Und schließlich unter den
Extremisten und Terroristen unter den Einwanderergruppen,
zum Beispiel den Jugoslawen.«
»Könntest du so nett sein und zur Sache kommen?«
»Die Sache ist die: Nicht nur die Waffenindustrie war mächtig
irritiert. Ihre Unternehmungen wurden durch strenge öffentliche
Verfügungen reguliert, die sie unter anderem daran hinderten,
Waffen an die beiden Gegner im Konflikt zwischen Iran und
Irak zu liefern, was für sie zu großen finanziellen Verlusten
führte. Die Zielscheibe war buchstäblich – das Symbol für die
Politik, die sie so zutiefst haßten – Olof Palme.«
Er sah mich mit einer Andeutung von Furcht im Blick an.
»Sag mal, du bist doch wohl nicht hier, um …«
»Lejon Vapen, an dem Backer-Steenberg große Anteile besaß,
war einer dieser Betriebe. Meinen Quellen zufolge liefen sie
tatsächlich Gefahr, in Konkurs zu gehen. Der Haupteigner und
Direktor war Fredrik Loewe, eine bekannte Persönlichkeit innerhalb der politischen Bewegung der aristokratischen Rechten –
und ein Mann mit vielen Verbindungen. Unter anderem kannte
er einen Mann mit Namen Pär Elias Jansson, den von seinem
neuen Aufenthaltsort nach Hause zu holen er sich die Mühe
machte. Aus Uruguay. Für diesen einen, ganz speziellen
Auftrag.«
Asbjørn Hellesø schüttelte langsam den Kopf, als bedauerte er,
daß es mich gab. »Du hast keine Ahnung, in was du dich da
hineinbegibst! Du begreifst nicht, in welches Wespennest du
gerade stichst. Wenn ich dir als alter Kamerad einen guten Rat
geben darf: Vergiß das alles, fahr nach Hause nach Bergen und
tu, als seist du nie hier gewesen!«
»Dafür ist es zu spät, Asbjørn. Der Zug übers Fjell ist schon
abgefahren.«
»Nicht der letzte!«
»Für mich schon. Halt jetzt die Schnauze und hör zu. Ich
werde mich kurz fassen. Olof Palme wurde im Sveaväg, am 28.
Februar 1986 um 23.21 Uhr abends erschossen, um ganz genau
zu sein. Es gibt genug Indizien dafür, daß er einem Komplott
zum Opfer fiel. Darauf deuten zum Beispiel alle Berichte von
Personen hin, die sich in den Stunden vor dem Mord mit
Funkgeräten im Viertel um den Tatort herum aufgehalten haben.
Genug davon. Meine Annahme, die sich auf Teilstücken
aufbaut, die ich in der letzten Woche gesammelt habe, ist
folgende: Eine Gruppe, innerhalb derer Fredrik Loewe eine
zentrale Position hatte und der allem Anschein nach auch
Backer-Steenberg angehörte, jedenfalls was die finanzielle Seite
der Operation betraf, engagierte P. E. Jansson, um Palme zu liquidieren. Sie beschafften ihm einen soliden Unterstützungsapparat, damit nichts schiefgehen konnte. Das tat es auch nicht.
Nach dem Mord brachten sie ihn über die Grenze nach Norwegen, zum Beispiel mit einem Privatflugzeug, und dann gibt es da
also ein Foto, das der Fotograf mit dem Datum 2. März versehen
hat, was sich aufgrund der Titelseite einer Zeitung, die auf dem
Foto zu sehen ist, möglicherweise auch aus anderen Gründen,
bestätigen läßt. Und was wir auf dem Foto sehen, ist schlicht
und einfach und unbegreiflich die Situation, in der die Belohnung für den Mord an Olof Palme ausbezahlt wird. Anwesend
waren der Mörder selbst, der Initiator der Untat und zwei
norwegische – sagen wir, Interessensgenossen?«
Er lächelte blaß. »Ich muß sagen, du hast eine sprühende
Phantasie entwickelt, Varg.«
»Das beweist zumindest, daß ein Mann, von dem alle glaubten, er sei in Uruguay, sich genau zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort der Welt befand. Ein Mann, der eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Mann aufweist, den wir alle von dem berühmten
Phantombild kennen, das die Polizei damals rausgeschickt hat.«
Er grunzte unzufrieden.
»Aber es endet nicht dort. Zirka ein Jahr später, im Frühjahr
1987, taucht das Foto jedenfalls in der
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