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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht
Autoren: Gunnar Staalesen
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Post eines der Beteiligten, nämlich Loewes, auf, wahrscheinlich auch bei Finstad und
Backer-Steenberg. Jansson ist wieder in Uruguay. Finstad übernimmt es, die Sache zu regeln.«
Er schnaufte, ohne jedoch überzeugend zu wirken.
»Es endet damit, daß er den Erpresser, Pål Helge Solbakken,
umbringt. Und um Finstad ein Motiv zu geben, mit dem man
leben kann, nicht zuletzt juristisch, werden falsche Indizien fabriziert, denen zufolge Solbakken angeblich eine Affäre mit Aud
Finstad hatte, die so weggetreten ist, daß sie kaum noch merkt,
mit wem sie ins Bett geht, geschweige denn, wem sie Modell
steht.«
»Du behauptest also, daß Finstad sich sozusagen für die anderen geopfert hat?«
»Vielleicht das sicherste Indiz dafür, daß wir es hier mit einer großen Sache zu tun haben. – Ja, er spielt eine Art Märtyrer,
weil es trotz allem zu einer Bagatelle wird im Verhältnis zu
dem, was sie alle erwarten würde, wenn die Wahrheit herauskäme. Und sicher auch nicht ohne Gegenleistung. In Oslos
kommunaler Grundstücksverwaltung erfuhr ich, daß BackerSteenberg zum Beispiel gerade 1987 Finstad große Grundstücke
überschrieben hat, aber bevor das Urteil fiel und zu sehr geringen Summen, wenn man die Marktpreise zu dem Zeitpunkt betrachtet. Ähnliche Beobachtungen konnte man wahrscheinlich in
Schweden machen.«
»Es ist ein unglaubliches Szenario, das du dir da ausmalst,
Varg. Und Loewes Tod paßt da wohl auch noch rein. Wer,
meinst du, war dafür verantwortlich? Die CIA vielleicht?«
»Laß uns chronologisch vorgehen. Nachdem Solbakken aus
dem Weg geräumt ist, wird es still. Keine Fotos mehr in der
Post, keine weiteren Erpresserbriefe. Das Leben geht weiter und
endet, für einige. Loewe fährt ins Meer. Die Umstände, unter
denen der Unfall geschah, sind unklar. Das hat auch keine
Bedeutung für unseren Fall. Aber das Resultat wird von Bedeutung sein. Merete Loewe erbt alle Besitztümer ihres Mannes,
unter anderem das schicksalsträchtige Foto. Sie weiß vielleicht
nicht, was es für eine Bewandtnis damit hat, aber sie weiß, daß
es wertvoll ist. 1989 heiratet sie erneut, Fredrik Loewes jüngeren Bruder, Axel. Die Talfahrt von Lejon Vapen geht weiter. Sie
erweitern ihren Produktionsbereich, gründen eine Finanzierungsgesellschaft in Norwegen. Möglicherweise aus steuerlichen Gründen benutzen sie in Norwegen das Pseudonym Hauger, den Familiennamen von Axels Mutter. Und dann, jetzt im
Herbst, kommen sie auf die fatale Idee, die finanzielle Situation
auf untraditionelle Weise zu stabilisieren. Sie holen das alte
Foto wieder hervor, wählen Backer-Steenberg als Hauptziel und
benutzen einen Mitarbeiter auf dem grauen Geldmarkt, Svein
Grorud, als Mittelsmann.«
Asbjørn Hellesøs Positur hatte etwas Erstarrtes, als wäre er
von einer Situation überrumpelt worden, die er am liebsten
vermieden hätte, und täte deshalb, als sei er überhaupt nicht da.
Bevor ich weitermachte, gab er ein Handzeichen, richtete sich
auf und streckte sich nach dem Telefon. »Frau Bang … Ich
fürchte, wir müssen den Gerichtstermin absagen. Ich werde hier
weiter – beschäftigt sein, so lange, daß ich nicht mehr fertig
werde. Rufen Sie an und sagen Sie, ich sei krank. Und rufen Sie
Helge an und bitten Sie ihn, eine Krankschreibung rüberzuschicken. – Ja. – Das Übliche. – Danke.«
Er legte auf. Der Blick, den er mir zuwarf, war härter als vorher. Und wir nannten uns beim Nachnamen. »Weiter, Veum.«
»Backer-Steenberg reagiert augenblicklich. Durch seine früheren Kontakte, vielleicht durch seinen Anwalt …« Ich sah ihn an.
»… erfährt er, daß P. E. Jansson wieder in Schweden ist, offen
für neue Aufträge – in Svein Groruds Branche. Er holt ihn
herüber nach Oslo, und dann geht alles ganz schnell. Jansson
konfrontiert Hauger und Grorud in Groruds äußerst provisorischem Büro, wahrscheinlich für diese Gelegenheit eingerichtet.
Drohungen werden ausgetauscht. Später sucht Grorud Jansson
in seinem Hotelzimmer auf, mit schicksalhaftem Ausgang für
den Norweger, der die Abkürzung nach unten nimmt, aus dem
neunzehnten Stock. Aber Hauger läßt sich dadurch nicht
aufhalten. Er geht zu Backer-Steenberg und droht ihm erneut,
eine Drohung, die während des Oslo-Marathons tatsächlich
wahr wird. Es steht eins zu eins, jedenfalls in der Runde von
1992.«
»Sagst du, im Klartext, daß Hauger Preben umgebracht hat,
aufgrund dieses … dieser … losen Behauptungen?«
»Tote Hunde schlafen
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