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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht
Autoren: Gunnar Staalesen
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nicht, sozusagen, Schlimmer ist es,
wenn sie nur begraben sind. Wenn sie zu lange liegen, fangen
sie an zu stinken.«
»Und damit meinst du, daß …«
»Zu diesem Zeitpunkt bekommen die einen wie die anderen
kalte Füße. Jansson und sein – wie sollen wir dich nennen? –
Ratgeber? einigen sich, reinen Tisch zu machen.«
»Laß mich aus dem Spiel, Veum, völlig!«
»Reinen Tisch, sage ich. Das bedeutet, daß die Jagd auf Herrn
und Frau Hauger ausgedehnt wurde und ihr euch entschlossen
habt, auch Trude Solbakken mundtot zu machen. Niemand
konnte wissen, wieviel sie wußte. Nicht einmal Thorbjørn Finstad hatte das herausgefunden.«
»Halt mich da raus, hab’ ich gesagt!«
»Wer war Finstads Anwalt? Und Backer-Steenbergs? Aber ich
bin noch nicht am Ende angekommen. Im Zug zwischen Örebro
und Oslo letzte Nacht wurde Axel Hauger vom Schicksal eingeholt, und wieder war P. E. Jansson der Vollstrecker. Zum Glück
für mich bemerkte er nicht, mit wem er das Abteil teilte, ab
Stockholm.«
»Äh, Jansson und – du?«
»Jetzt wirst du wach, was? Ist der Winterschlaf vorbei? Ja, ich
bin jetzt auch ein Augenzeuge. Ich glaube, er wird auch bald
einen kundigen Anwalt brauchen.«
Er sah sich unruhig um, als seien noch andere im Raum, die
dafür qualifiziert wären. »Aber … du sagst … vier, vielleicht
fünf Menschenleben. Wer ist der fünfte?«
»Warst du jemals in dem Büro, das Grorud eingerichtet hatte?«
»Nein, ich habe nur …«
»Ja, ich weiß, du hast angerufen. Ich war gerade da, als dein
Anruf kam. Aber die, die den Hörer abnahm, war eine zufällige
Außenstehende, eine Frau von einem Aushilfsbüro. Sie wurde
die letzte Augenzeugin. Die letzte, die aus dem Weg geräumt
werden mußte.«
»Du meinst, heute?«
»Sie heißt Marit Johansen. Sie liegt in Ullevål mit gebrochenem Rückgrat, nachdem P. E. Jansson sie von ihrem Balkon im
fünften Stock heruntergeworfen hat. Ich habe keine Ahnung, ob
sie überlebt hat. Sie könnte schon tot sein.«
»M-M-Marit Johansen?« Er sah aufrichtig betroffen aus.
»So war das vielleicht nicht geplant, daß Unschuldige mit
draufgehen? Was? Gehörte das nicht zur Planung?«
»Es gibt keine Planung! Ich habe nichts mit – mit alledem zu
tun, Veum!«
»Ach nein? Und wer hat deine Honorare bezahlt? Wer hat dich
zu dem gemacht, der du jetzt bist? Du und Backer-Steenberg
und die Familie Loewe, ihr seid die Menschenverachtung in
Person. Es ist die gleiche Form von Menschenverachtung, wie
ich sie vor ein paar Tagen in einer dieser modernen Unterhaltungsshows hier in der Stadt demonstriert bekommen habe. Die
gleiche Menschenverachtung, die die neuen Städte verseucht, in
denen wir leben müssen – und die alten auf dem Gewissen hat!
Wenn euch jemand im Wege steht, dann räumt ihr ihn beiseite,
ob es nun der schwedische Staatsminister oder eine Aushilfssekretärin in Oslo ist.«
Er hielt mir seine Handflächen hin. »An meinen Händen klebt
kein Blut!«
»Das sehe ich. Nett, dich kennenzulernen, Pontius Pilatus.«
Er erhob sich schwerfällig. »Ich muß dich warnen, Veum.«
Ich erhob mich ebenfalls. Ich war immer noch kleiner als er,
aber im Stehen war der Unterschied geringer.
»Du hast nichts anderes als Vermutungen und verrückte
Phantasien. Wenn du diese Behauptungen einen Schritt aus
meinem Büro hinausträgst, möchte ich nicht in deinen Schuhen
stecken.« Er ging um den Schreibtisch herum und kam näher.
»Alles ist schriftlich festgehalten und in der Post, auf dem
Weg zu einer sicheren Adresse. Wenn mir etwas passieren sollte, dann kommt es auf jeden Fall ans Tageslicht!«
»Was sollte passieren?«
»Ich meine …«
Er dämpfte die Stimme und sagte: »Damit es ganz klar ist: Ein
einziges voreiliges Wort, und ich kann dir versprechen, daß du
für den Rest deines Lebens keine ruhige Minute mehr haben
wirst. Ich würde dir empfehlen, dich gut umzusehen, in alle
Richtungen, bevor du morgens aus dem Haus gehst. Du wirst
nie wieder nach Hause kommen, ohne damit rechnen zu müssen,
daß dort jemand sitzt und auf dich wartet. In diesem Spiel bist
du ein Nichts, Veum. Und all wir anderen sind mächtig. «
»Soll ich diese unverhüllten Drohungen als ein Geständnis
auffassen?«
»Du kannst es als meinen allerletzten Freundschaftsdienst
auffassen, Varg. Von jetzt an will ich dich nie wieder sehen.
Nie!«
»Nie ist ein viel zu endgültiger Ausdruck, Asbjørn. Wir sehen
uns sicher wieder. Vor Gericht. – Du übernimmst doch den Fall,
oder?«
Ich
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