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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht
Autoren: Gunnar Staalesen
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gesehen. Ich war nie dabei, wenn sie ihn
getroffen haben. Auf die Augenzeugen hat er es abgesehen. Ich
hätte viel größere Angst, wenn ich diese Sekretärin von dem
Aushilfsbüro wäre.«
Ich erstarrte. »Marit?«
»Ja, wenn das ihr Name ist.«
»Oh, Scheiße!«
Ich hatte es plötzlich eilig. Ich ging zum Telefon und wählte
ihre Nummer.
Es klingelte – und klingelte.
Niemand nahm ab.
»Scheiße!«
Ich wählte eine andere Nummer, die der Polizei.
»Bergsjø, ist sie da?«
Sie saß in einer Besprechung.
»Dann Torleif Pedersen?!«
Sie wollten nachfragen.
»Es geht um Leben und Tod!«
Pedersen war da.
»Pedersen? Veum! Ich habe keine Zeit, was zu erklären.
Schickt einen Wagen in den Hovsetervei.« Ich gab ihm die
Nummer. »Marit Johansen. Jansson könnte da sein, und er hat
auch sie auf seiner Liste. Falls du es nicht wissen solltest:
Hauger ist tot. Im Nachtzug aus Schweden heute nacht. Ich bin
jetzt bei seiner Frau. Ihr müßt hier auch einen Streifenwagen
herschicken. Sie braucht Polizeischutz.«
»Aber …«
»Frag nicht! Tu einfach, was ich sage! Erklärungen kommen
später.«
»Die müssen aber verdammt gut sein, Veum. Du bleibst, wo
du bist!«
»Bin ich wahnsinnig? Ich nehm’ selbst ein Taxi nach Hovseter!«
Ich legte auf, rief die Taxizentrale an und bestellte mir einen
Wagen.
Sie saß in Gedanken versunken da, in einem ganz anderen
Raum als dem, in dem ich mich befand – in einem Raum, dessen
Ausgang sie möglicherweise lange Zeit nicht finden würde.
»Mach keine Dummheiten!« sagte ich. »Und um Gottes willen
– mach nicht auf, bevor du ganz sicher bist, daß es die Polizei
ist.«
Sie antwortete nicht, und ich ging.
Ich schlug die Tür hart zu und lief die Treppen hinunter auf die
Straße.
Der Wagen stand schon wartend am Bordstein.
48
Der Morgenhimmel über Oslo war hellblau und unschuldig rein,
als könnte uns nichts Böses widerfahren.
    Ich bat den Taxifahrer, nach Hovseter zu fahren, was das Zeug
hielt. »Scheiß auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen! Ich bezahle die Strafe!«
    Er betrachtete mich kühl. »Versorgst du mich auch in den zwei
Jahren, die mir der Führerschein entzogen wird?«
»Es handelt sich um eine Polizeifahndung!«
»Und du bist sicher, daß sie nicht dir gilt?«
Allerdings wurde es gar nicht zu einem Problem. Der Morgenverkehr war so dicht, daß er nirgends die Möglichkeit hatte, zu
schnell zu fahren, ohne auf Gehwege und Randstreifen auszuweichen.
Ich saß hippelnd auf dem Rücksitz. Hatte sie recht? Konnte er
wirklich auf dem Weg zu Marit sein? Und konnte er jetzt von
Lillestrøm schon hier sein? Natürlich! Er konnte den Nahverkehrszug genommen haben. Oder ein Taxi. Oder einen Mietwagen.
Als wir beim Smestadtunnel abbogen, hörte ich die Sirenen
eines Einsatzwagens der Polizei. Ich hoffte, er hatte dasselbe
Ziel wie wir.
Am Makrellbekk hielt uns eine rote Ampel auf. Ein Zug der
Røa-Bahn kreuzte unseren Weg in Richtung Stadtzentrum.
Es wurde Gelb und ich beugte mich zum Fahrersitz vor. »Gib
Gas!«
Der Fahrer grunzte widerwillig und beschleunigte demonstrativ bedächtig.
Vor uns wurde das Geräusch der Sirenen schwächer. Der
Wagen hielt sich jedenfalls nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung.
Wir bogen nach Huseby ein. »Da rauf!« dirigierte ich.
»Ich weiß, wo wir hinmüssen.«
Vor dem Block blinkten Blaulichter. Ein Polizeiwagen stand
quer mitten in der Einfahrt.
Das Taxi hielt.
Ich öffnete die Tür. Der Fahrer drehte sich abrupt um und
faßte mich bei der Schulter. »Zuerst bezahlen, guter Mann!«
Ich riß mich los. »Das hat Zeit!« Ich zeigte auf den Polizeiwagen. »Du kannst mich ruhig gleich anzeigen!«
Ich lief auf den Eingang zu. Erstaunt sah ich, daß zwei Wachtmeister in dieselbe Richtung liefen, während zwei andere auf die
Wand zurannten.
Ich sah nach oben, zu ihrer Wohnung.
Sie waren auf dem Balkon, und sie bewegten sich wie in
einem verzweifelten Tanz, in der Hoffnung, von den Richtern
die nötige Punktzahl zu bekommen, bevor ihre Zeit um war.
P. E. Jansson hatte die Arme um ihre Taille gelegt und zerrte
und schob sie. Sie schlug mit kleinen Fäusten auf sein Gesicht
ein, viel zu klein, um etwas ausrichten zu können.
Hinter uns quietschten Bremsen. Ich drehte mich halb herum.
Aus einem Zivilfahrzeug sprangen Anne-Kristine Bergsjø und
Torleif Pedersen.
Der Taxifahrer stand jetzt neben seinem Wagen. Auch er war
jetzt gebannt von dem Drama, das sich dort oben abspielte.
Und dann geschah es.
Vor Anstrengung einen Ruf
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