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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten
Autoren: Alexander Kröger
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Schabernack aufgesessen sind?“
    „Ich bitte Sie!“
    „Entschuldigung – es wäre dies nicht das erste Mal.“
    Waldmann nannte die Mitwisser. „Aber wir haben natürlich zunächst Stillschweigen vereinbart, bis Ihre Fachleute… Deshalb bin ich ja hier.“
    „Ja, ja, gut…“ Kalisch wirkte abwesend. „Das ist schon in Ordnung. Nichts ist schlimmer als voreiliger Rummel. Aufsehen wird es ohnehin noch zur Genüge geben.“ Dann erhob er sich, ging zum Schreibtisch, betätigte den Rufer.
    Die Brünette öffnete die Tür.
    „Kaffee, Tee?“, fragte Kalisch zum Besucher gewandt.
    „Kaffee, bitte“, beeilte sich Waldmann zu antworten.
    „Frau Wolf, sind Sie bitte so freundlich?“
    „Gern – aber Ihr Termin, Herr Professor?“
    „Verschieben Sie ihn – und rufen Sie bitte Doktor Georgius.“

    „Nun bin ich aber sehr gespannt“, sagte Stephan Ramlundt.
    Der Wagen fuhr mit mäßiger Geschwindigkeit durch endlosen schütteren Kiefernwald auf der schmalen, von Robinien und Birken gesäumten Asphaltstraße den Werksanlagen des Tagebaues Walnow zu.
    „Der Alte jagt uns keinem Phantom hinterher. Schon die Kosten der Fahrt täten ihm leid“, bemerkte Roman Eiselt leicht zurechtweisend. Er schaute angestrengt voraus; in seinem Gesicht stand Röte, er schien erregt.
    „Na, kannst du dich erinnern, wie sie seinerzeit mit den getürkten Saurierfußspuren den Bicon reingelegt haben?“
    Endlich wich links und rechts der Baumbestand, das Blickfeld weitete sich zu einer kahlen, mit Heckenrosenbüschen betupften Ebene, aus der sich die flachen Bauten, Leitungsmaste und Derricks hoben.
    Linker Hand verschwand eine unbefestigte, sandige, von unzähligen Reifenspuren zernarbte Piste in einem leichten vertikalen Bogen unter die Ebene.
    Der Wachmann an der Einfahrt nahm seine Aufgabe genau. Trotz der Beteuerung, sie seien durch Professor Kalisch angemeldet, der ja erst vor zwei Tagen persönlich zu Besuch gewesen sei, ließ sich der Mann die Ausweise zeigen und rückversicherte sich über sein Mobiltelefon, bevor er sich bequemte, den Torflügel aufzuschieben. Aber immerhin rief er noch: „Dort – das Zelt!“
    Fritz Hegemeister, von der Werksleitung als Kontaktmann zu jeglicher Art von Besuchern abgestellt, schlug die Plane zurück und kam den drei Ankömmlingen entgegen.
    Er musterte unverhohlen Sandra Georgius und stellte fest: „Sie also sind Doktor Georgius!“ Es klang, als sei er schon ein wenig enttäuscht, dass eine junge Frau sich mit einem derart bedeutenden Objekt wie seinem Shuttle, – ja, bei sich erhob er einen gewissen Besitzanspruch auf den Fund – befassen sollte, und zwar, wie ihm nachdrücklich mitgeteilt worden war, verantwortlich! ,Und hübsch ist sie obendrein, ein wenig mager vielleicht, blond und blauäugig, und dann mit zwei knackigen jungen Kerlen unterwegs, na ja…!’ „Glückauf! – Bitte!“ Er hielt den Zipfel der Plane empor. „Schaut ihn euch an!“, empfahl er mit Stolz in der Stimme.
    Überrascht und beglückt hatte Sandra Georgius von Professor Kalisch diesen sensationellen, einmaligen Auftrag entgegengenommen. Doch es war dem Professor deutlich anzumerken gewesen, wie sehr er es bedauerte, nicht selber ausschließlich am Fund zu arbeiten. Lehrveranstaltungen und eine unaufschiebbare Auslandsverpflichtung stünden dem entgegen. Er wisse aber die Angelegenheit in den besten Händen, erwarte natürlich laufend Informationen und eine lückenlose Abstimmung aller Aktivitäten und – so sei es mit dem Kulturminister verabredet – vorläufig strengste Geheimhaltung.
    Sandra Georgius, einziger Sprössling des Baufacharbeiters Klaus Georgius und dessen Frau Hannelore, Büroangestellte in der gleichen Firma, wuchs behütet heran, umgeben vom strebenden Fleiß der Eltern und kleinbürgerlichen Vorstellungen, nicht üppig verwöhnt, aber auch nicht eingeschränkt. Das Bestreben der Eltern galt dem Wohlergehen der Tochter.
    Als die Grube für das eigene Haus ausgebaggert wurde, stieß man auf ehemalige Siedlungsreste, deren Untersuchung für die Eltern eine ärgerliche Bauverzögerung bedeutete, für Sandra Georgius jedoch etwas Aufregendes. Diese Begebenheit prägte ihren Studienwunsch; denn selbstverständlich erwartete man von der Tochter, dass sie den höheren Bildungsweg einschlug. So wurde sie Archäologin mit Leib und Seele, ehrgeizig und überdurchschnittlich begabt, und sie hatte die Chance, mit Kalisch zusammenarbeiten zu dürfen, wahrgenommen. Schon als Studentin nahm sie
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