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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten
Autoren: Alexander Kröger
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Platz zwischen den ausgedienten Maschinen.
    Kormann ließ die Kamera schwenken. Und überrascht entdeckte er am Tor einen Mann, aus dessen Gebaren er schloss, dass dieser den Eingang bewachte.
    Der Diensthabende griff irritiert zum Telefon. Ein Fremder auf dem Gelände! Ihm wurde es siedendheiß. Doch dann fiel sein Blick auf das Schichtbuch. Er legte den Telefonhörer zurück, schlug hastig die letzte Seite auf. Und da stand hinter dem Datum ein Eintrag vom Diensthabenden der zweiten Schicht: „15,15 Uhr – ein Schwertransport: Ein Großbehälter wird angeliefert und auf dem Hof abgeladen. 17 Uhr: Bauleute errichten über dem Behälter ein Zelt. Ich werde von der Leitung informiert, dass das Objekt rund um die Uhr bewacht wird. Ein Herr Olsen der Agentur SECUR hat sich vor Antritt der ersten Wache ausgewiesen.“ ,Da werden sie wieder, verborgen vor der Konkurrenz, irgend so eine neue Maschine ausprobieren, die letztlich abermals Arbeitsplätze fressen wird. Na…’, Kormann dachte lächelnd an seinen bevorstehenden zweiundsechzigsten Geburtstag, ,mich soll’s nicht mehr kümmern.’ Er goss dampfenden Kaffee aus seiner Thermoskanne in die Tasse, setzte sich bequem und nahm sich die Tageszeitung vor. Er überflog die Schlagzeilen auf der ersten Seite „Stammzellenpatent erneut unter massiver Kritik“. ,Die Randalierer erreichen da eh nichts’, dachte er abfällig, und er blätterte rasch zur Lokalseite.
    „Herr Waldmann wäre da.“
    „Waldmann, Waldmann – wer ist Waldmann?“ Professor Kalisch saß vorgebeugt und blickte ratlos auf seine Sekretärin, die rasch die Tür hinter sich zuzog, um den Schallwellen den Weg ins Vorzimmer abzuschneiden.
    „… von der Braunkohle, der Sie unbedingt in einer angeblich sehr dringenden Angelegenheit persönlich sprechen will. Am Telefon wollte er nicht sagen, worum es sich handelt.“
    „Ah-ja, ich erinnere mich, dass Sie mir so etwas eingerührt haben.“ Er schmunzelte. „Lassen Sie den Mann in Gottes Namen herein. In einer Viertelstunde rufen Sie mich zu irgend einem Termin.“ Er zwinkerte der Dame zu.
    Die Sekretärin lächelte verstehend, öffnete die Tür und forderte: „Bitte, Herr Waldmann!“
    Professor Kalisch reichte dem Besucher über den Schreibtisch hinweg die Hand, wies auf den seitlich stehen Sessel und fragte höflich: „Was, Herr Waldmann, kann ich für die Kohle tun? Was ist da so geheimnisvoll, dass Sie es nicht am Telefon…?“
    „Ich danke Ihnen, Herr Professor, dass Sie so kurzfristig… Gestatten Sie, dass ich gleich zur Sache komme…“
    „Ich bitte darum – ich bin in der Tat ein wenig in Zeitnot.“ Waldmann nickte.
    Kalisch trat hinter seinem Schreibtisch hervor und nahm Waldmann gegenüber im Sessel Platz. „Bitte“, sagte er abwartend.
    „Wir, wir haben im Tagebau Walnow einen – sehr merkwürdigen Gegenstand aus dem Kohleflöz geborgen.“
    „So, einen merkwürdigen Gegenstand“, wiederholte Kalisch. Doch dann aufmerksamer: „Aus der Kohle? Eine Mooreiche?“
    Waldmann lächelte. „Da hätte ich Sie nicht um das Gespräch gebeten. Es ist ein, wir meinen, Shuttle, vielleicht auch etwas ganz anderes, jedenfalls ein metallischer Hohlkörper, das heißt, das wissen wir auch nicht genau, aber dem Gewicht nach…“
    „Augenblick, Augenblick! Ich verstehe richtig – ein metallischer Körper aus der Kohle?“ Professor Kalisch hatte sein anfänglich zur Schau gestellter Gleichmut verlassen. Dann lehnte er sich zurück, musterte sein Gegenüber eine Weile und fragte dann mit verändertem Tonfall: „Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Sie um eine Legitimation bitte?“
    Waldmann blickte überrascht, lächelte dann jedoch verstehend und fasste in die Innentasche seines Jacketts. „Hier sind Fotos.“ Er breitete mehrere Blätter vor Kalisch aus und erläuterte: „Hier der Gegenstand – das ist der Baggerfahrer, der auf ihn gestoßen ist, hier die Höhlung im Kohlestoß, und das ist der gegenwärtige Aufbewahrungsort. Ich habe das Ding aus dem Tagebau heraus transportieren lassen. Es ist ein sicherer Platz, auf dem es jetzt liegt. Und das ist mein Dienstausweis.“
    Professor Kalisch schwieg. Er nahm mit unbeweglicher Miene die Fotos auf, legte sie zurück, griff abermals zu. Er studierte den Ausweis, betrachtete wieder und wieder die Bilder und fragte dann zögernd: „Sie wissen, was das bedeuten – könnte?“
    „Ich denke schon.“
    „Wer – wie viele Leute wissen davon? Und Sie sind sicher, dass Sie keinem
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