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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten
Autoren: Alexander Kröger
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– abgesehen von anderen Gründen, die dem entgegenstünden – ein solches Verfahren aus. Gleichgültig, was man im Inneren der Kapsel vorfände, es wäre durch die dabei entstehende Wärme beeinträchtigt, verändert oder gar zerstört. Es bliebe aus ihrer Sicht als mechanische Methode nur das Aufsägen; denn auch der interessante Gedanke, einen Wasserstrahl zu nutzen, führe zu irreparablen Schäden, falls man überhaupt den bei diesem Material notwendigen Druck erzeugen könne.
    „Sie sagten mechanische Methoden? Denken Sie noch an etwas Anderes?“, fragte Professor Kalisch zurück.
    „Wenn wir davon ausgehen, dass es ein, ein Flugzeug, ein Shuttle ist, muss man, so glaube ich, auch bei höchster Perfektion erwarten, dass es, zum Beispiel bei einer Havarie, von außen geöffnet werden kann. Wir werden zumindest nach einer solchen Möglichkeit suchen. Morgen beginnen wir mit dem Röntgen. Eine Firma, die in einer Woche die kleine Halle setzt, habe ich bereits beauftragt. Ich hoffe, es ist in Ihrem Sinne.“
    „Doch, doch – aber machen Sie Druck! Sehen Sie zu, dass alles sehr schnell geht. Wir können nicht mehr lange damit rechnen, dass niemand Wind von der Sache bekommt. Ich möchte meinen – äh, unseren Vorsprung wahren.“
    „Ich gehe dann schon mal – das Punktnetz festlegen. Da können wir gleich morgen früh mit der Messung beginnen. – also, gute Nacht!“ Roman Eiselt trank die Neige aus, erhob sich, nickte der Kellnerin zu und machte Anstalten, die gemütliche, etwas verräucherte Gaststube zu verlassen.
    Stephan Ramlundt hob zum Gegengruß sein Bierglas um einige Millimeter an; Sandra Georgius zog ein wenig überrascht die Augenbrauen empor, zögerte, als wolle sie den Kollegen zum Bleiben auffordern, überlegte jedoch, dass sein Vorhaben wohl vernünftig sei, und sie antwortete: „Gute Nacht, schlafen Sie gut. Meine Oma prophezeite, der Traum der ersten Nacht in fremdem Bett ginge in Erfüllung. Also, strengen Sie sich an. Wir haben viele Wünsche offen!“
    Roman lachte. „Ich werde mich bemühen!“
    Im Raum befanden sich nur wenige Gäste. Zwei Männer hockten an der Theke und unterhielten sich mit dem Wirt. In der Fensterecke hatten ein Mann und eine Frau Platz genommen, die schweigend und intensiv große Portionen Salats verzehrten.
    Stephan Ramlundt saß vorgebeugt, die Brust hart an die Tischkante gedrückt. Er blickte auf sein Bierglas, das er mit beiden Händen spielerisch hin und her drehte.
    Sandra Georgius löffelte Eis und schaute dabei aufmerksam den Fischen zu, die ihr gegenüber in einem langgestreckten Aquarium dem Sims des gemauerten Raumteilers Leben gaben. Bis auf das Gemurmel von der Theke her, war es ruhig im Raum. Nur das leise Blubbern der Lüftung und ein fast nur zu erahnendes Wallgeräusch, das die Filterpumpe des Wasserbeckens erzeugte, unterstrichen die Stille.
    Da fragte Stephan Ramlundt, und es klang wie beiläufig: „Erinnerst du dich manchmal an Kenia, Koobi, den Turkana See…?“
    Sandra Georgius löste den Blick von den Fischen und zog die Stirn leicht in Falten. „Doch, doch, gelegentlich. Es war dies ein guter Job und erfolgreich obendrein.“
    Stephan Ramlundt starrte nach wie vor auf sein Bierglas. Nach Sekunden sagte er: „Ich meine nicht den Job.“ Er hob den Blick, sah Sandra an und legte seine Hand auf die ihre.
    Sie löste die Berührung, indem sie ein wenig hastig nach ihrer Handtasche griff. „Für mich wird es auch Zeit.“ Sie blickte auf die Uhr, erhob sich und wandte sich zum Ausgang. „Gute Nacht!“
    „Sandra!“ Stephan Ramlundt war rasch aufgestanden, dass der Stuhl zu kippen drohte.
    Die Salatesser drehten ihm ob des lauten Rufs die Köpfe zu. Mit zwei Schritten hatte er die Frau eingeholt, fasste sie an der Schulter.
    Sandra Georgius ließ sich nicht aufhalten. Rasch verließ sie den Raum.
    „Ich kann einfach nicht glauben, dass du unsere Zeit dort vergessen hast!“ Stephan verstellte ihr den Weg.
    „Lass mich“, reagierte Sandra müde und versuchte, den Mann mit einer lässigen Armbewegung aus dem Weg zu schieben.
    Er trat abermals vor sie. „Sag, es sei keine schöne Zeit für uns gewesen, dass du nicht verliebt warst! Und jetzt, wo uns der Zufall wieder zusammengeführt hat… Sandra, an meinen Gefühlen für dich hat sich doch nichts geändert!“
    „Ach!“ Die Frau straffte sich. „Und was war, als wir aus Afrika zurückkehrten? Oh ja, Stephan, es war eine schöne Zeit dort. War – verstehst du? Es hat mir schon
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