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Begegnung im Schatten

Begegnung im Schatten

Titel: Begegnung im Schatten
Autoren: Alexander Kröger
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machen?“, fragte die Frau schon im Begriff, auf das Schleppfahrzeug zuzugehen.
    „Eine Wagen mieten und mit einem Tag Verspätung meine Urlaubsfahrt fortsetzen. Meine Freundin wird zwar sauer sein, aber das krieg’ ich schon hin.
    He, he!“ Der Ausruf galt einem jungen Mann, der, kaum dass der Polizist das Band eingerollt hatte, der Unfallverursacherin hinterher spurtete, ihn dabei leicht anrempelte und lauthals rief: „Frau Lorenz, einen Augenblick bitte!“ Im Lauf hob er eine Kamera.
    Die junge Frau beschleunigte den Schritt, drehte sich halb um und hob abwehrend beide Hände. Sie wechselte mit dem Fahrer des Pannenfahrzeuges ein paar Worte, ignorierte dabei den Mann, der sie eingeholt hatte, stieg flugs in das Auto, knallte die Tür zu und blickte stur gerade aus, ungeachtet des vor dem Fenster Gestikulierenden.
    Erich Lange zuckte mit den Schultern und wandte sich seinem Auto zu. Mit dem Fuß stieß er an die herabhängende Stoßstange, dann an den linken Vorderreifen, dessen Bewegungsfreiheit durch den eingedrückten Kotflügel und irgendeine gebrochene Stange – wie der Polizist meinte – an seiner Rotationsfreiheit arg gehindert war. ,Ein Glück’, dachte er, ,dass ich mir doch keinen neuen gekauft habe.’ Wohlgefällig betrachte er die Roststelle am verbeulten Blech, die nunmehr verschwinden und so den Verkaufswert des Wagens stimulieren würde.
    Erich Lange setzte sich in die Tür, die nicht mehr schloss, in der Hoffnung, dass auch ihm bald geholfen werden würde.
    Der Mann mit der Kamera stand eine Weile unschlüssig, machte dann einige Aufnahmen vom Geschehen um das ramponierte Auto und kam dann langsam auf Erich Lange zu.
    „Dumm gelaufen, was?“, sprach Lange ihn an und zeigte mit dem Kinn zum Verladevorgang hin.
    „Arrogante Ziege“, murmelte der Mann. „Darf ich?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, hob er den Apparat und schoss mehrere Fotos vom Geschädigten und dessen Auto.
    „He, was soll das!“, protestierte dieser leicht und hob abwehrend die Hand.
    „Markus Markowitsch, Stadtanzeiger Domhausen“, stellte der junge Mann sich vor. „Wissen Sie nicht, wer das ist?“, fragte er und blickte zum Abschleppauto hinüber, hinter dessen Windschutzscheibe undeutlich der Kopf der Frau zu sehen war.
    „Nein“, antwortete Erich Lange uninteressiert. „Jedenfalls eine Dame, die noch ein wenig Autofahren lernen muss. Eine auch, die mich um einen Tag Urlaub gebracht und mir einen Haufen Ärger bereitet hat.“
    „Mann, es ist die Lorenz!“
    Lange runzelte die Stirn. „Die Lorenz“, wiederholte er lakonisch. „Und?“
    „Die Diva am hiesigen Staatstheater. Ah – Sie sind nicht von hier!“ Er hatte sich vorgebeugt und das Kennzeichen des Wagens betrachtet. „Sie ist aber im Land bekannt.“ Es klang ein wenig vorwurfsvoll. „War auch schon im Fernsehen.“
    Erich Lange seufzte.
    „Würden Sie mir den Hergang des Crashs schildern?“, fragte der Reporter drängend.
    Erst jetzt musterte ihn Erich Lange von oben bis unten. „Mann, kommen Sie mir nicht mit so was. Ich hab’ jetzt andere Sorgen. Zum Beispiel muss ich mich um ein Quartier kümmern, um einen Ersatzwagen… mit der Freundin telefonieren, dass ich einen Tag später komme, und gleich taucht der Abschleppdienst auf.“
    „Sehen Sie dort drüben die Bäckerei?“ Er wies auf die gegenüber liegende Straßenseite. „Daneben ist eine Pension, meine Pension. Dort bekommen Sie ein preiswertes Zimmer. Den Wagen können Sie sowieso erst morgen leihen. Also – was ist vorgefallen?“
    „Da kommt mein Abschlepper“, rief Lange, stand auf und winkte.
    Einige Augenblicke überlegte Markowitsch. „Ich mach’ schon mal das Quartier klar“, rief er. „Bis heute Abend auf ein Bier!“
    Erich Lange hob zerstreut grüßend die Hand und wandte sich dem Fahrer des Abschleppfahrzeuges zu, der es offenbar eilig hatte.
    „Ist schon ein bewundernswertes Ding, so ein Großtagebau“, schwärmte Erich Lange.
    Sie saßen im gemütlichen Frühstücksraum der Pension, Erich Lange und Markus Markowitsch, der Reporter. Neben dem Tisch standen eine Batterie Bierflaschen, darauf einige geleerte.
    „Wenn du da reinschaust, siehst du kaum Leute und doch werden Millionen Kubikmeter Abraum und Tonnen Kohle bewegt, verladen und transportiert. Stellen Sie sich vor: Für eine Tonne Kohle müssen bis sieben Kubikmeter Boden abgetragen und sechs Kubikmeter Wasser gehoben werden. Das ist schon, ist schon eine Leistung, oder?“ Erich Langes Zunge
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