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Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie (German Edition)

Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie (German Edition)

Titel: Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie (German Edition)
Autoren: Niko Paech
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genannten Regionalwährungen zu stärken. Weiterhin wären Genossenschaftsbanken vonnöten, die durch Transparenz, demokratische Mitgestaltungsmöglichkeiten und eine sozialökologische Orientierung weniger zins- und renditeträchtige Kapitalbeschaffung unterstützen. Überhaupt sind veränderte Unternehmensformen, etwa Genossenschaften, Stiftungen, Non-Profit-Firmen oder Ansätze des solidarischen Wirtschaftens von Bedeutung, die strukturell Gewinnerwartungen dämpfen können.
    Ansätze einer Bodenreform wären ebenfalls ein wichtiges Element. Boden ist kein von einzelnen Akteuren produziertes Gut, sondern eine endliche Ressource, die einer Generation von Nutzern von der jeweils vorangegangenen übergeben wurde. Grund und Boden sollten deshalb grundsätzlich allen Menschen zur Verfügung stehen, was nicht gelingt, wenn es hier zu Konzentrationen von privatem Eigentum in den Händen weniger kommt. Private Investoren würden nicht von der Nutzung abgehalten, aber sie könnten nicht Eigentümer, sondern nur Pächter der Ressource werden. Auf diese Weise würden Spekulationsgewinne vermieden. Nutzer könnten sich nicht an Wertsteigerungen der Ressource bereichern. Damit würde die sogenannte »Bodenrente« ganz oder teilweise abgeschöpft und könnte an die Gesellschaft zurückverteilt werden. Natürlich würde die Vergabe der Nutzungsrechte an der Ressource mit einer ökologisch adäquaten Obergrenze versehen.
    Besonders interessant scheint auch der sogenannte »Sky Trust« (2001) von Peter Barnes als umweltpolitische Alternative zu sein. Hier geht es darum, dass Unternehmen das Recht zu emittieren, von der Gesellschaft oder Gemeinschaft ersteigern müssen.
    Der skandalöse Subventionsdschungel (Bauindustrie, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft etc.) müsste durchforstet werden, um gleichermaßen ökologische Schäden und die öffentliche Verschuldung zu reduzieren. So würden zudem finanzielle Mittel frei, welche die infolge des Industrierückbaus entfallenden Staatseinnahmen kompensieren könnten, sodass im Saldo genug Mittel für staatliche Aufgaben insbesondere in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Bildung verbleiben.
    Die überaus schädlichen Subventionen entpuppen sich zumeist als verzweifelter Versuch, eine Wachstumsmaschine in Gang zu halten, die sonst nicht mehr funktionsfähig wäre. Daher müsste die Politik, wenn sie eine Postwachstumsökonomie anstreben würde, anstelle einer Vollbremsung zunächst den Fuß vom Gaspedal nehmen. Im Übrigen wäre die Verschuldungsproblematik ohne Wirtschaftswachstum lösbar, wenn dies im Rahmen des von Harald Spehl vorgeschlagenen Lastenausgleichs erfolgte.
    Unabdingbar wären ein striktes Moratorium für jegliche Projekte, die zur weiteren Versiegelung von Boden führen oder Landschaften antasten, sowie Rückbauprogramme für Infrastrukturen. Selbstredend sind dies zu vorderst nukleare und auch fossile Kraftwerke. Der momentan mehr oder weniger unbemerkte Ausbau von Kohlekraftwerken wäre unbedingt zu stoppen. Ein Teil der Industrieanlagen, Autobahnen, Parkplätze und Flughäfen (die absehbar größten Klimakiller) wären in prägnantem Umfang stillzulegen, zurückzubauen und so weit wie möglich zu renaturieren. Andernfalls können dort Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien installiert werden, um die katastrophalen Flächen- und Landschaftsverbräuche dieser Technologien zu mindern. Ganz im Sinne stofflicher Nullsummenspiele wäre der weitere Ausbau von Kapazitäten zur Energieerzeugung oder -speicherung somit daran zu koppeln, die benötigten Flächen ausschließlich durch Stilllegung und Rückbau anderer Infrastrukturen bereitzustellen. Eine Ressourcenpolitik, die ökologischen Verbräuchen eine Obergrenze setzt, entspräche einer weiteren Flankierung.
    Auch der Erziehungs- und Bildungssektor wäre zu entrümpeln und den Bedingungen einer Postwachstumsökonomie anzupassen. In den begüterten Mittelschichtfamilien, erst recht aber in allen Bildungseinrichtungen trainieren wir jungen Menschen Praktiken des Überflusses und einer globalen Mobilität an, die ökologisch ruinöser sind als alles, was vorherige Generationen sich jemals erlauben konnten. Zugleich wird damit systematisch das Potenzial für Enttäuschung, Schmerz und Gewalt maximiert: Was nämlich, wenn dieser auf unbändigem Fortschrittsoptimismus gründende Lebensstil plötzlich nicht mehr aufrechtzuerhalten ist? Wie werden diese Heerscharen von Nachwuchshedonisten, wenn ihnen außer abstraktem Wissen
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