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Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie (German Edition)

Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie (German Edition)

Titel: Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie (German Edition)
Autoren: Niko Paech
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entspricht einer Bedingung, die Herman Daly als »Steady State Economy« (1992) bezeichnet.
    Aus vielen der vorangegangenen Ausführungen lässt sich schlussfolgern, wie Unternehmen zu einer Postwachstumsökonomie beitragen können:

– Verkürzung von Wertschöpfungsketten und Stärkung kreativer Subsistenz.
– Arbeitszeitmodelle: Maßnahmen, die eine Reduktion und Umverteilung von Arbeitszeit erleichtern, speisen den Subsistenzinput »eigene Zeit«.
– Lokale und regionale Beschaffung, um Supply Chains zu entflechten.
– Unterstützung von und Teilnahme an Regionalwährungssystemen.
– Direkt- und Regionalvermarktung.
– Entwicklung modularer, reparabler, an Wiederverwertbarkeit und physischer sowie ästhetischer Langlebigkeit orientierter Produktdesigns, um urbane Subsistenzleistungen zu erleichtern.
– Prosumenten-Management: Unternehmen könnten über die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen hinaus Kurse oder Schulungen anbieten, um Nutzer zu befähigen, Produkte instand zu halten, zu warten und zu reparieren.

    Durch Renovationsstrategien des Typs »Umbau statt Neubau« würde aus vorhandenen Gütern und Infrastrukturen weiterer Nutzen extrahiert, indem diese funktional und ästhetisch an gegenwärtige Bedürfnisse angepasst würden und somit möglichst lange im Kreislauf einer effizienten Verwendung verblieben. Märkte für gebrauchte, aufgearbeitete und überholte Güter würden ebenfalls zur Verringerung der Neuproduktion beitragen. Derartige »stoffliche Nullsummenspiele« verkörpern die physisch-materielle Dimension von Wachstumsneutralität. Sie umfassen zwei Perspektiven:

– Veränderungen konzentrieren sich auf eine Umnutzung, Aufwertung oder Rekombination der bereits in Anspruch genommenen ökologischen Ressourcen und geschaffenen Objekte. Stoffliche Additionen werden minimiert.
– Wenn es zu einer Addition materieller Objekte oder Inanspruchnahme ökologischer Kapazitäten kommt, muss dies mit einer Subtraktion verbunden sein, durch die andernorts im selben Umfang Ressourcen und Räume freigegeben werden.

    Unternehmen, die an stofflichen Nullsummenspielen orientiert sind, wären erkennbar als:
    Instandhalter, die durch Maßnahmen des Erhalts, der Wartung, der vorbeugenden Verschleißminderung und Beratung die Lebensdauer und Funktionsfähigkeit eines möglichst nicht expandierenden Hardwarebestandes sichern;
    Reparaturdienstleister, die defekte Güter davor bewahren, vorzeitig ausrangiert zu werden;
    Renovierer, die aus vorhandenen Gütern weiteren Nutzen extrahieren, indem sie diese funktional und ästhetisch an gegenwärtige Bedürfnisse anpassen;
    Umgestalter, die vorhandene Infrastrukturen und Hardware rekombinieren, konvertieren oder dergestalt umwidmen, dass ihnen neue Nutzungsmöglichkeiten entspringen;
    Provider von Dienstleistungen, die in geeigneten Situationen bislang eigentumsgebundene Konsumformen durch Services substituieren;
    Intermediäre, die durch eine Senkung der Transaktionskosten des Gebrauchtgüterhandels dafür sorgen, dass Konsum- und Investitionsgüter möglichst lange im Kreislauf einer effizienten Verwendung belassen werden, und schließlich
    Designer, die das zukünftig geringere Quantum an neu produzierten materiellen Objekten auf Dauerhaftigkeit und Multifunktionalität ausrichten.

Was wäre eine Postwachstumspolitik?
    Insoweit die Postwachstumsökonomie aus einem schrittweisen Rückbau industriell-arbeitsteiliger Versorgungssysteme und Infrastrukturen resultieren würde, könnte diese Transformation durch diverse Rahmenbedingungen unterstützt werden. Geld- und Finanzmarktreformen könnten systemimmanente Wachstumszwänge mildern, um zu verhindern, dass nach Erreichen eines ökologisch übertragbaren Versorgungsniveaus abermals eine unkontrollierbare Wachstumsdynamik einsetzt. Neben der von Attac geforderten Finanztransaktionssteuer erscheinen weitere Regulierungen sinnvoll. Eine weiterentwickelte Variante des sogenannten »100% Money-Ansatzes« von Irving Fisher (1935) wäre ebenfalls adäquat, um die praktisch unbegrenzte Geldschöpfung der Geschäftsbanken einzuhegen. Die daran anknüpfende »Vollgeld«-Konzeption von Joseph Huber und James Robertson (2008) sieht insbesondere die Wiederherstellung des staatlichen Vorrechts der Geldschöpfung, die schuldenfreie In-Umlauf-Bringung neu geschöpften Geldes durch öffentliche Ausgaben und die Beendigung jeglicher Bankengeldschöpfung vor.
    Dieser Ansatz schließt nicht aus, parallel dazu die bereits
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