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Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Titel: Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Autoren: mvg verlag
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finanziell zu entlasten. Den Spagat zwischen den Kulturen hatten sie dank ihrer Mutter nie kennengelernt.
    Vor Kurzem hatte ich mich mit Aysegül in einem Café verabredet, und während wir dasaßen und auf unsere Bestellung warteten, fiel uns eine Situation ein, die nun fast zwanzig Jahre zurücklag.
    Damals saßen wir auch in einem Cafe. Die kleine Özlem war erst wenige Monate alt und schlummerte in ihrem Kinderwagen. Allerdings gab es einen gravierenden Unterschied zu heute. Uns war der Besuch eines Restaurants oder einer anderen öffentlichen Einrichtung strengstens verboten. Wir hatten damals gerade etwas bestellt, als sich die Tür öffnete und, unerwartet an diesem Ort, Mitglieder von Mahmuds und Ogüns Familie das Café betraten. So schnell wir konnten, verschwanden wir aus dem Sichtbereich und rutschten unter den Tisch. Nur mithilfe der netten Kellnerin gelang es uns, das Café unerkannt zu verlassen. Nicht auszudenken, was mit uns passiert wäre, hätte man uns dort entdeckt.
    Die Bemerkung meiner Freundin, dass wir gleich den Treffpunkt erreichen würden, wo wir uns mit Veronika verabredet hatten, holte mich wieder zurück in die Gegenwart. Meine Freundin Susanne war so nett und hatte sich als Fahrerin zur Verfügung gestellt, sodass ich mich voll und ganz auf das konzentrieren konnte, was nun folgen würde.
    Wir waren mit dem Fernsehteam im Konvoi gefahren, sodass wir zusammen in der Tiefgarage, in der wir uns verabredet hatten, ankamen.
    Veronika und die Kinder hatte ich mit einem Taxi dorthin bestellt, da es viel zu gefährlich gewesen wäre, sie direkt zu Hause abzuholen. Ihr Mann war um diese Uhrzeit zwar auf der Arbeit, aber man konnte nie sicher sein, ob er nicht doch früher nach Hause kommen würde oder neugierige Nachbarn den Umzug beobachteten und dem Verlassenen Bescheid geben würden.
    Als wir eintrafen, wartete Veronika schon mit Sack und Pack auf uns. Sie hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten und war wesentlich früher von dort losgefahren, als wir es verabredet hatten. Ich ärgerte mich ein wenig darüber, behielt meinen Unmut aber für mich. Jede Flucht wurde von mir minutiös geplant, um das Risiko so gering wie möglich zu halten. Ein wichtiger Faktor war dabei die Zeit. So war geplant, dass wir zeitgleich ankommen und sofort den Rückweg antreten würden. Andernfalls bestand einfach die Gefahr, dass den Nachbarn (die auch mit Veronikas Mann befreundet waren) ihre Flucht auffallen und sie ihren Mann verständigen würden. Schließlich hatte sie die Wohnung mit mehreren Koffern verlassen, sodass jeder sehen konnte, dass Veronika nicht zum Einkaufen wollte oder vorhatte, mit ihren Kindern einen Spielplatz zu besuchen.
    Ein Anruf bei dem ansässigen Taxiunternehmen hätte ihrem Mann dann sofort verraten, wohin der Taxifahrer seine Frau und die Kinder befördert hatte.
    In Veronikas Fall war besondere Vorsicht geboten, da ihr Mann laut ihrer Aussage sehr aggressiv war und auch schon wegen verschiedener Gewaltdelikte im Gefängnis gesessen hatte.
    So schnell wir konnten, verluden wir die zahlreichen Taschen und Koffer in den Transporter. Bevor wir einstiegen, vernichtete ich noch Veronikas Handykarte. Mit ihr hatte ich das vorher so abgesprochen. Sobald wir in der Fluchtwohnung angekommen sein würden, bekäme sie dort von mir ein Handy mit SIM-Karte ausgehändigt. Diese Vorgehensweise war notwendig, um auszuschließen, dass ihr Mann über eine illegale Handyortung ihren Aufenthaltsort herausfand.
    Zu meiner großen Verwunderung waren die Kinder von Veronika gar nicht aufgeregt, sie wirkten total entspannt und schienen sich über den bevorstehenden Wohnungswechsel zu freuen. Bei einem Vorgespräch hatte ich die Kinder bereits kennengelernt und sofort einen Draht zu ihnen gefunden. Es waren tolle Kinder und Veronika konnte stolz auf sie sein. Einzig bei der elfjährigen Lisa konnte man erahnen, dass sie in ihrem jungen Leben schon einiges mitgemacht hatte. Sie wirkte überhaupt nicht wie eine Elfjährige, sondern eher so, als ob sie bereits sechzehn oder siebzehn Jahre alt wäre. Sie war von einer Ernsthaftigkeit, die mich jedes Mal verwunderte und auch sehr berührte.
    Ich war froh und erleichtert, als wir uns kurze Zeit später wieder auf der Autobahn und auf dem Rückweg befanden. Annett, die Redakteurin, machte während der Autofahrt ein erstes Interview mit Veronika, um ihre Stimmung einzufangen, in der sie sich befand, nachdem sie gerade ihren gewalttätigen Partner verlassen hatte.
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