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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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in zehntausend Jahren gesammelten Wesen war auch nur bis zum Reifestadium für die längst vorbereiteten Zuchtplaneten gekommen.
    Die Nonos spürten ihren immer rascher fortschreitenden Verfall. Die lange neutralisierte Degeneration war nicht mehr zu verheimlichen. Überall in der Galaxis passierten Fehler bei der Durchführung der Programme.
    Das Bewußtsein des nahen Endes vervielfältigte die Anstrengungen der einst mächtigsten Rasse des Alls. Verzweifelt suchten sich die Nonos immer neue Testwesen. Sie, die die Geheimnisse der Materie beherrschten, mußten scheitern, weil es ihnen nicht gelungen war, das Geheimnis der eigenen Fortpflanzung zu entschleiern.
    Bis in die Strukturformeln der Atomkerne kannten sie alle Techniken der Materie. Sie hatten künstliche Duplikate von sich geschaffen – nur um feststellen zu müssen, daß sie tierhafte Monster, aber niemals denkende Wesen herstellen konnten!
    Sie hatten das Altern ihrer Körper hinauszögern können, doch über die Degeneration ihrer Psyche besaßen sie keine Kontrolle. Und das, obwohl sie längst die viel wesentlichere Barriere der Zeit überwunden hatten ...
    So war der Wunsch nach Nachfolgern zum Trauma der Nonos geworden. Sie suchten nach ihnen in einem Gebiet von zweiundachtzigtausend Lichtjahren Durchmesser. Und sie wurden nicht müde, vom Zentrum der Milchstraße bis in die entferntesten Spiralarme jede noch so geringe Chance mit der Hoffnung der Verzweifelten aufzugreifen, denn sie wußten bereits, wann ihre Zeit abgelaufen sein würde.
    *
    Die hastig herbeibefohlenen Ärzte blickten fassungslos. Aristide Roos konnte nicht verstehen, was geschehen war. Das starre Gesicht seiner Tochter erschütterte ihn so, daß er sogar seine Diktatormanieren vergaß. »Wann kann ich mit ihr sprechen?« fragte er mit gepreßter Stimme.
    Die Ärzte zuckten die Schultern.
    »Sie hat in – in einer Stunde Geburtstag«, erklärte der Herr über Milliarden völlig überflüssigerweise. Jeder im Raum wußte das.
    Die Zeiger der Uhr rückten erbarmungslos weiter. Immer wieder versuchte Aristide Roos, die Ärzte zu besonderen Aktionen zu bewegen. Es war sinnlos. Die Starre, die den ganzen Körper der jungen Frau befallen hatte, war durch ärztliche Kunst nicht mehr aufzuhalten. Alle Milliarden der Welt konnten hier nicht mehr helfen.
    Langsam begann auch Aristide Roos einzusehen, daß er sich mit seinen Schimpftiraden nur lächerlich machte.
    Kurz vor Mitternacht hockte er zitternd und schluchzend am Bett seiner Tochter. Ohnmächtig mußte einer der reichsten Männer der Erde mitansehen, wie sein über alles geliebtes Kind vor seinen Augen starb.
    »Mein ganzes Vermögen der Wissenschaft, wenn sie nur leben kann!« schrie er plötzlich. Die Ärzte zuckten zurück. Sie wußten, daß sie ihre Karriere als abgeschlossen betrachten konnten. Es waren gute Ärzte – die besten Brasiliens, die besten des südamerikanischen Kontinents!
    Sie konnten nicht helfen. Sie waren machtlos. Sie wußten nicht, was diese junge Frau so plötzlich und so quälend aus dem Leben riß. Sie hatten den Tod in tausendfacher Gestalt erlebt, doch er war eines der ewig unlösbaren Rätsel geblieben.
    Die Ärzte wußten, wie sie das Altern hinausschieben konnten. Es gab genügend chemische und psychotherapeutische Methoden, Menschen über hundert Jahre alt werden zu lassen. Aber das galt nur für die Gesunden und für die Glücklichen.
    Myriam Roos war nicht mehr als ein statistischer Fall. Ein Unglück, eine junge Frau, die zu früh starb.
    Aristide Roos umfaßte ihre Hand wie ein Ertrinkender. Sein Gesicht war plötzlich weich und bittend. Alle Kälte, alle Härte war verschwunden. Es war nur noch der Vater. »Können Sie wirklich nichts tun?« fragte er flehend.
    »Nein!« sagte einer der drei Professoren. Die Umstehenden hatten den Eindruck eines gewissen Triumphes in seiner Stimme.
    Aristide Roos blickte auf.
    »Ich weiß, was Sie vielleicht denken«, meinte er. »Meine Milliarden können keine Gesundheit erkaufen. Und Sie sind stolz darauf, daß ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin. Trotzdem! Helfen Sie – bitte!«
    »Es geht nicht! Unser Eid verpflichtet uns ohnehin, alles zu tun, was in unserer Macht steht. Selbst wenn wir Ihre Tochter jetzt nach Rio oder New York fliegen würden – sie wäre tot, ehe der Morgen graut ...«
    »Aber warum? Warum muß sie sterben?« Aristide Roos ballte die Fäuste. Er sah aus wie ein Wahnsinniger.
    »Das weiß keiner von uns!« antwortete der greise
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