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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Erbe der Jahrhunderte hat keinen Bestand mehr. Weder das Kloster von Lahore noch das Heim unseres Vaters werden das Ende dieses Jahrhunderts erleben. Noch nie war eine Zeit so unmenschlich wie diese. Es lebe die Zweckmäßigkeit, so heißt es, und daran wird eines Tages unsere gesamte Zivilisation zugrunde gehen.«
    Sie sah ihn von der Seite an, dann nahm sie schweigend einen versiegelten Brief aus der Seitentasche ihres Kostüms.
    Darius Assif öffnete den Individualverschluß. Er lächelte ohne Überraschung, als er die Ankündigung seines Todes las. Für ihn war nichts Geheimnisvolles an dieser Mitteilung.
    Seit zwei Jahrtausenden wußten die Eingeweihten des Klosters von Lahore, daß nur die Auserwählten vor ihrem Tod eine Benachrichtigung erhielten ...
    *
    Die erste Meldung kam von den Radioastronomen in Jodrell Bank. Mit ihrem neuen 108 m-Radioteleskop hatten die internationalen Spezialisten starke Emissionen mit einer Wellenlänge von 21,1 Zentimetern im Bereich zwischen Erde und Mars festgestellt.
    Nur dreißig Minuten später meldeten die Observatorien Skalnate Pleso in der Hohen Tatra und Sugar Grove in West Virginia ständig wechselnde Störstrahlungen aus dem gleichen Gebiet. Doch noch ehe auch die anderen berühmten Observatorien überall auf der Erde reagieren konnten, war alles wieder vorbei. Nur die Wissenschaftler in den drei Marsstationen gaben eine Beschwerde zur Erde durch. Ein großer Teil der Funksprüche kam mit vierunddreißig Minuten Verspätung auf der Erde an, obwohl die auf dem Mars stationierten Wissenschaftler steif und fest behaupteten, daß die von ihnen angegebenen Sendezeiten exakt seien.
    Fast gleichzeitig regten sich die Forscher am magnetischen Südpol in der Antarktis darüber auf, daß seltsame Störungen ihnen einen Teil der hochempfindlichen Meßgeräte verdorben hätten.
    Die Öffentlichkeit erfuhr von all diesen Dingen nichts. In den Forschungszentren wurden die leistungsfähigsten Computer mit den vorhandenen Daten gefüttert. Doch die Ergebnisse waren absolut unbrauchbar.
    In Jodrell Bank schüttelten die Spezialisten die Köpfe. Der Vorfall erinnerte irgendwie an die fast vergessene Hysterie, die vor rund vierzig Jahren das Auftauchen angeblicher UFOS hervorgerufen hatte. Damals hatte es Tausende von Augenzeugen gegeben, und doch waren die Ermittlungen nie zu einem befriedigenden Abschluß gekommen. Außerdem wollten die Konzerne keine neuen Legenden von mysteriösen Vorfällen im All. Diese Anordnung gab den Ausschlag, die Angelegenheit so schnell wie möglich zu vergessen.
    *
    Das Fest begann schon am Vorabend. Myriam Roos trug ein kurzes Kleid aus rosa Organza mit eingestickten Perlen.
    Sie ging in der Mitte einer Gruppe junger Männer über den weiß und rosa bestreuten Kiesweg zum Pavillon des Lichts. Alles, aber auch alles hatte ihr Vater in den Farben Weiß, Rosa und Grün gestalten lassen.
    Die Gärtner hatten alle Blumen neu angepflanzt. Lampions und fluoreszierende Lampen bestrahlten die Büsche und Bäume. Selbst der kurzgeschorene Rasen vor dem Lichtpavillon wurde grün angestrahlt. Myriam Roos wirkte wie das Innere einer zarten Knospe im Kreis der weißbefrackten Männer. Sie kannte nur ein halbes Dutzend. Der Rest war von ihrem Vater als persönliche Schutzmacht engagiert worden.
    Kleine weiße Wagen standen auf neuen Betonschienen bereit, die viertausend Gäste zu jedem beliebigen Ort zu bringen.
    Am nächsten Tag wurden zwanzigtausend geladene Ehrengäste erwartet. Es sollte das Fest der Feste werden. Zwei Zirkustruppen, vier Ballette, neun Orchester, die besten Komiker der Welt und ein geballtes Aufgebot an Sängern, Pianisten und Combos waren gerade genug, um den Ansprüchen von Aristide Roos zu genügen.
    In riesigen Plastikzelten aus rosa-grün-weiß gestreiften Bahnen waren siebzig Meisterköche dabei, die erwarteten Ehrengäste durch alle kulinarischen Landschaften der Erde zu führen.
    Myriam Roos nahm die ganze Pracht gelassen auf. Lächelnd schickte sie ihre Begleiter fort. Nur die Leibwache blieb in respektvollem Abstand in der Nähe des Lichtpavillons stehen. Man ließ sie nicht allein.
    Niemand konnte Myriam Roos an diesem Abend ungesehen näher treten. Und doch ... Sie hatte stets alles gehabt, was sie wollte. Dieser Brief, von dem ihr Vater ihr erzählt hatte, reizte sie. Sie empfand es als Herausforderung, sich für einige Zeit ihren Bewachern zu entziehen. Irgendwie mußte das doch zu schaffen sein!
    Sie winkte ihre Gesellschaftsdame
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