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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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auf die Lippen. »Nein!« flüsterte er. »Nur das nicht!«
    Er fröstelte. Am liebsten hätte er sich selbst verprügelt. Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit, die bohrenden Gedanken abzuschalten. Er kannte sich selbst nicht mehr. Er wußte nicht, warum er nicht die Kraft fand, die ganze alberne Geschichte mit einer Portion Willenskraft aus der Welt zu schaffen. Mit Füßen schwer wie Blei ging er durch die nassen Straßen. In der Untergrundbahn lehnte er sich an einen Stützpfeiler. Der Zug rauschte fast lautlos auf ihn zu. Wie in Trance stieg er ein. Er fuhr nach Hause. Im Fahrstuhl des Wohnblocks mußte er sich wieder anlehnen. Ein Fieberanfall schüttelte seinen Körper.
    Seine Hände waren feucht und fast starr, als er sein Apartment aufschloß. Jetzt glaubte er daran. Er wußte plötzlich, daß er keine Chance hatte.
    Er ging ins Bad, zog sich mit schmerzenden Gliedern aus und tastete sich bis zur Dusche vor.
    Er wählte den stärksten Desinfizierungsgrad auf der Skala an der Wand. Milchiggelbes, fast kochendheißes Wasser schoß prickelnd über seinen schmerzenden Körper. Die Haut wurde rot und brannte.
    Noch unter der Dusche schluckte er Antibiotika. Er ließ sich mit heißer, gefilterter Luft trocknen. Im Spiegel entdeckte er, daß seine Augen gelb und blutunterlaufen waren. Sein Atem ging kurz und stoßweise.
    Langsam schleppte er sich zum Bett. Er mußte sich irgendwo angesteckt haben. »Nein!« keuchte er plötzlich und richtete sich kerzengerade in seinem Bett auf. Nackt, wie er war, wankte er mit weichen Knien ins Bad zurück.
    Seine Finger tasteten über das Waschbecken. Es war sauber. Dann erinnerte er sich, daß er den verdammten Brief in die Toilette geworfen hatte.
    Er ahnte jetzt, was ihn angesteckt hatte.
    »Der Brief – dieser verdammte Brief ...«
    Sein nackter Körper glitt auf die kühlen Kacheln. Er wollte sich aufrichten, aber er schaffte es nicht. Ein wehrloses Lachen kam krächzend aus seiner Brust.
    Als die Uhrzeiger auf den dreißigsten Jahrestag seiner Geburt vorrückten, röchelte er nur noch schwach.
    In wenigen Stunden würde sein Körper den Kampf endgültig aufgeben. Dann würde er tot sein, wie es der Brief aus dem Jenseits angekündigt hatte. Und niemand würde wissen, daß Dr. Roby Dumont von seinem Tod in Kenntnis gesetzt worden war ...
    *
    Sie waren alt, intelligent und nahezu allwissend. Seit Jahrmillionen hatte sich ihre Rasse über die Milliarden Sterne der Galaxis ausgebreitet. Sie wußten, wie Planeten erschaffen wurden, und sie kannten die Geheimnisse der Materie.
    Und doch hatten sie die entscheidendste aller Fähigkeiten verloren. Seit mehr als fünfzigtausend Jahren konnten die Herrscher der Milchstraße sich nicht mehr fortpflanzen. Sie waren trotz ihres ungeheuren Wissens absolut unfruchtbar geworden.
    Sie hatten die letzte Grenze der Allwissenheit erreicht, ohne die Schwelle zur Unsterblichkeit überschreiten zu können. Ihre ständig regenerierten Körper gehorchten letztlich doch den Gesetzen der Materie und nicht den Träumen ihres Geistes. Deshalb hatten sie eines Tages begonnen, überall zwischen den Sternen Nachfolger zu suchen. Während Kulturen entstanden und wieder verwehten, prüften die Forscher der Nonos jede auch noch so geringe Chance, dereinst einmal würdige Erben zu finden.
    Die ganze Kraft der sterbenden Rasse galt diesem letzten Ziel. Doch sie wußten, wie gering die Wahrscheinlichkeit war, unter all den verschiedenen Lebensformen in der Galaxis wirklich geeignete Erben zu finden. Hunderttausende von Prüfgärten waren angelegt worden – planetenweite Versuchswelten im unendlichen Meer der Sterne. Und überall wuchsen unter den strengsten wissenschaftlichen Bedingungen die sorgfältig ausgewählten Versuchsobjekte heran.
    Aber jedes Projekt war bisher negativ verlaufen. Tausendmal – hunderttausendmal! Es schien, als würden die Nonos ihr hochgestecktes Ziel trotz unendlich vieler Chancen niemals erreichen.
    Nicht einmal der kleine Planet des unscheinbaren Sonnensystems am Rand der Milchstraße hatte gehalten, was sich die Nonos anfänglich von ihm versprochen hatte. Nach einem sorgfältig erarbeiteten Plan waren in regelmäßigen Abständen Stichproben gemacht worden.
    Sonderkommandos der Nonos hatten die in die Endauswahl gelangten Versuchsexemplare jener humanoiden Rasse unauffällig eingesammelt, konserviert und dann auf einer der Versuchswelten getestet. Doch auch hier betrug die Ausfallquote bisher hundert Prozent. Keines der
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