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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Fangflug. Die Erde hatte inzwischen ein Entwicklungsstadium erreicht, das weitere Stichproben nicht länger zuließ. Die Gefahr einer Entdeckung durch empfindliche elektronische Geräte war zu groß geworden.
    Die Nonos warteten, bis sich das neunte Besatzungsmitglied umgezogen hatte. Es erschien mit einer seidenmatten Kombination in der kreisförmigen Zentrale.
    Unwillkürlich brachen die Nonos in schallendes Gelächter aus. Das war sehr selten geworden bei ihrem Kampf um würdige Nachfolger. Aber der Anblick, der sich den acht Nonos bot, ließ sie für einige Sekunden die Tragik ihrer Existenz vergessen. Llador-4-Taker hatte vergessen, den Bowler von seinem Kopf zu nehmen. Er hatte sich während seines Aufenthaltes in London so sehr an die vorzüglich tarnende Kopfbedeckung gewöhnt, daß er sie auch im Diskus aufbehalten hatte.
    Der Versuchswesen-Sammler starrte die acht Mitglieder der Besatzung verständnislos an. Als stellvertretender Commander der Sammlereinheit war er an soviel Fröhlichkeit in der Zentrale nicht gewöhnt.
    »Wenn Sie sich ganz umgezogen haben, lieber 4-Taker, können wir endlich durch das Feld verschwinden ...«
    Der Commander der Sammler-Einheit mußte sich beherrschen, wie es von ihm erwartet wurde. Es dauerte nur Sekunden, bis er wieder ernst wurde. Aagon-l-Cappo beobachtete unruhig die schimmernden Kontrollen. Das Tor zum Pararaum war bereits geöffnet. Der Diskus verharrte vor dem schillernden Kreis aus Grenzmaterie. Die Arbeit im System der gelben G-l-Sonne war beendet. Drei Versuchswesen waren von den hochspezialisierten Sammlern ausgewählt worden. Sie lagen medizinisch tot in den Konversierungskammern der Sammler-Einheit. Ihre zurückgelassenen organischen Duplikate würden zu keinem noch so geringen Verdacht Anlaß geben. Sie waren von den Spezialisten der Nonos perfekt nachgebaut worden.
    Seit rund zehntausend Erdenjahren kannten die neun Mitglieder der Sammler-Einheit diesen Bereich der Galaxis. Viele Wesen waren bereits auf die Versuchswelten geholt worden. »Fertig!« sagte Llador-4-Taker, nachdem er sich und seinen Hut bequem in eine der Liegen gebettet hatte. Seine schmalen Finger drehten den steifen schwarzen Bowler, das Souvenir von seinem letzten Sammlerflug. Die mathematische Hilfsprojektion, die zu gleichen Teilen aus Materie und Antimaterie bestand, nahm den Diskus auf. Ein korrespondierendes Schwingungsfeld, dessen Impulse mit Lichtgeschwindigkeit gegeneinander ankämpften, riß die Sammler-Einheit aus dem Sonnensystem am Rande der Galaxis. Obwohl die subjektive Beschleunigung noch unterhalb der Lichtgrenze lag, stieß der Diskus unvorstellbar schnell durch das Schwingungsfeld. Voller Anspannung hockten die Nonos unter den Kontrollen. Der Anteil der Antimaterie innerhalb des Pararaums entsprach bis auf die letzten Moleküle der eintauchenden Masse. Nur so konnte verhindert werden, daß die eine oder die andere Seite des Schwingungsfeldes eine tödliche Dominanz erhielt. Real-Time-Rechner mit einem genau festgelegten Vorlauf suchten pausenlos nach möglichen Abweichungen.
    Zusammen mit den drei toten Menschen wurde der Nonos-Raumer zum Zentrum der Milchstraße katapultiert. Lichtjahre verloren ihren Schrecken, Parsec schwanden zu überschaubaren Entfernungen zusammen. Und weit, weit von Terra entfernt wartete die neue Welt auf jene drei Menschen, die die Vollendung ihres dreißigsten Lebensjahres nicht mehr erlebt hatten.
    Von ihnen blieben nur Duplikate und das schale Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Tod für die Hinterbliebenen. Doch die Nonos hatten nie gesehen, wieviel Trauer sie durch ihre willkürlichen Eingriffe in den Bestand fremder Rassen hervorriefen. Sie dachten nur daran, wie sie ihr großes Erbe erhalten konnten. Denn selbst die intelligentesten Lebewesen innerhalb der Galaxis waren für sie nicht viel mehr als willkommene Objekte für Zuchtversuche. Vielleicht lag es daran, daß sie niemals die höchste Stufe ihres Daseins – die Unsterblichkeit – erreicht hatten ...
    *
    Am Anfang war das Wort.
    Er hörte, sah und fühlte es. Ein Gedanke, der sich klar und doch voller Verwunderung in sein Hirn bohrte.
    »Du lebst!«
    Aber diesmal war es anders als sonst nach einem langen Schlaf. Er kannte den normalen Black-out. Er hatte ihn mehrmals erlebt. Damals, vor unendlich langer Zeit, als ...
    Die Gedankenkette riß. Er konnte sich nicht mehr erinnern. Und wieder erreichte er den Ausgangspunkt. Er stellte fest, daß er eine Identität hatte, einen Bezug.
    Er
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