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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Professor. »Der Tod läßt sich nun mal nicht in Formeln ausdrücken. Er kommt, wann es ihm gefällt.«
    »Pah ... und das nennt sich Wissenschaft!« »Nein, Señor Roos!« gab der Professor zurück. »Nicht nur die Wissenschaft muß vor dem Tod kapitulieren. Denken Sie an die Kirchen. Seit zweitausend Jahren verkaufen sie die Angst vor dem Tod. Gewiß, er ist unvermeidlich, aber die Kirchen haben ihn zum Markenartikel gemacht. Sie, Roos, sind Industrieller. Sie haben niemals Geld für eine Ware bezahlt, die Sie nie gesehen haben und die auch keiner Ihrer Geschäftsfreunde kennt. Aber das Paradies, das ewige Leben nach dem Tode – das ist eine derartige Ware. Keiner kennt sie. Keiner hat sie jemals gesehen. Und doch bekommen ihre Verkäufer unbegrenzten Kredit. Wissen Sie jetzt, warum ich froh bin, daß der Tod noch immer als das große Geheimnis unseres Daseins gilt?«
    »Ich weiß nicht, was Sie reden!«
    »Sie sollten keine Kirchen bauen«, fuhr der Professor mit leiser, leidenschaftlicher Stimme fort. »Schaffen Sie der Wissenschaft neue Heimstätten. Vielleicht wissen wir dann eines Tages, was nach dem Tode kommt ...« Der Herr über Milliarden sah den Professor lange an. »Raus!« sagte er mühsam beherrscht. »Alle! Ich lasse mir nicht vorschreiben, ob ich einen Priester brauche oder nicht. Meine Tochter soll einen haben. Wenigstens das kann ich noch für sie tun.« Er stockte, dann fügte er leise hinzu: » ... nachdem diese verdammten, kaltschnäuzigen Wissenschaftlerseelen versagt haben!«
    Er beugte sich über seine Tochter. Plötzlich wurde er ruhig. Myriam atmete nicht mehr. Die Zeit blieb in dieser Sekunde stehen.
    Es war genau dreißig Jahre her, daß Aristide Roos zum letztenmal geweint hatte. Nur daß es damals aus Stolz, Glück und Freude gewesen war.
    Unendlich langsam begriff er seine eigene Ohnmacht. Er, der große Aristide Roos, hatte gegen einen mächtigeren Gegner verloren. Verzweifelt sank er über den leblosen Körper. Alles, alles war umsonst gewesen!
    *
    Darius Assif kauerte vor dem abgedunkelten Altar. Das Licht um Mitternacht war blau und sanft. Es kam aus zwei kleinen, flackernden Öllampen, die zu beiden Seiten des heiligen Platzes aufgestellt waren.
    Der junge Priester zweifelte am Sinn der Zeremonie. Trotzdem glaubte er mit der ganzen Kraft seines Herzens an jene Dinge, die höher waren als alles Irdische. Er wußte, daß die Götter die Erde niemals auf feurigen Wagen besucht hatten. Darius lächelte, als er daran dachte, wie er den Kindern seiner Schwester die Fortschritte der Technik zu erklären pflegte. Waren diese Vergleiche nicht ähnlich?
    Darius Assif beugte sich weit nach vorn. Seine Stirn berührte die kalte Steinplatte, die vor ihm schon Tausende von Priestern und Mönchen geküßt hatten. In der Einsamkeit des Klosters von Lahore fand Darius Assif seine innere Ruhe. Deshalb wußte er auch, daß sein Ende nahe war.
    Noch ehe die Fieberstürme seinen Körper schüttelten, bereitete er sich auf den Übergang in eine bessere Welt vor. Mit der linken Hand griff er nach den Beuteln mit den Amuletten. Er holte eine langstielige Opiumpfeife hervor. Seine Finger formten die winzige Kugel. Vorsichtig zündete er sie an.
    Dünner, blauweißer Rauch kräuselte sich vor dem Altar und stieg nach oben. Der Rauch in den Lungen des jungen Priesters war scharf und rauh. Er sog ihn tief ein. Langsam rückte die Welt von ihm ab.
    In Opiumschleier versunken wartete er auf sein Ende. Es kam genau dreißig Jahre nach der Minute seiner Geburt. Für Darius Assif war es eine Erlösung.
    *
    Das Plasma in der Doppelhülle des Diskus vibrierte. Hitze und Feuer vermischten sich zu einem schimmernden Schleier aus heißen Gasen. Die kreisförmige Transportscheibe setzte sich in Bewegung. Sie löste sich von ihrem Ankerplatz im Magnetfeld über dem Südpol der Erde und stieß in die dünnen Schichten der äußeren Lufthülle vor. Das Manöver war ein riskanter Slalomflug durch die Reste irdischer Satelliten und Sonden.
    Unangefochten erreichte das Spezialschiff der Nonos kurze Zeit später den Rand der isolierten Transformzone. Schweigend bedienten die ältesten galaktischen Intelligenzwesen die Kontrollen. Ihre Bewegungen waren langsam und exakt. Mit ihren überdimensional hohen Köpfen wirkten sie wie Figuren aus einem Zerrspiegel-Panoptikum. Ihre zarten Fingerglieder schwebten über induktiv reagierenden Schaltungen.
    Noch einmal blickten die acht Nonos zur Erde zurück. Für sie war es der letzte
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