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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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auf das schillernde Logo. Der Plastik-Streifen aus dem Umschlag war weiß und nichtssagend.
    Dr. Dumont hob die Brauen. Das war weder eine Mahnung noch ein Glückwunsch zu seinem Geburtstag. Ohne sonderliches Interesse überflog er die wenigen Zeilen:
    Robert M. Dumont 120340-RMD-17W8
    Betr.: Ihr vorgesehener Tod. Sie werden hiermit aufgefordert, Vorsorge für ein unauffälliges und reibungsloses Ableben zu treffen. Vorgesehener Termin: exakt 30 Jahre nach der Minute Ihrer Geburt. Einspruch und Gegenmaßnahmen sind zwecklos. Alle Äußerungen über Art und Inhalt dieser Mitteilung gegenüber Dritten sind strafbar. Herzlichen Glückwunsch!
    »Danke!« knurrte Roby Dumont. Kein besonders geistreicher Gag! Für Scherze hatte er an diesem Tag sowieso nichts übrig. Ärgerlich warf er den Plastik-Streifen in die Toilette. Er hatte sich noch nicht ganz zum Waschbecken hin umgedreht, als ein dumpfer Schlag ihn taumeln ließ.
    Eine grellgelbe Stichflamme schoß ohne Hitzeentwicklung aus dem Toilettenbecken. Roby klammerte sich am Rand des Waschbeckens fest. Leise fluchend beugte er sich vor. Er starrte auf die Toilette.
    »Nichts!« murmelte er verwirrt. »Kein Stäubchen, keine Rauchspur – einfach nichts ...« Er zuckte mit den Schultern. Nicht im Traum dachte er daran, die Aufforderung des Briefes ernst zu nehmen. Für ihn war es jetzt wichtiger, ein paar Delikatessen für die Geburtstagsparty einzukaufen.
    Vielleicht bekam er noch einmal Kredit.
    Er hoffte es jedenfalls!
    *
    Der Detektor von der Ausdehnung eines Großmoleküls zitterte in seiner Aufhängung. Dreißigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt vibrierte ein winziger Atomkern im All. Sekundenbruchteile später brach in der Glut atomarer Kernverschmelzungen eine Hölle in sich zusammen. Gase verdichteten sich, Kondensationskerne zogen neue Materie an sich heran, gewaltige Gravitationsimpulse jagten durch das Zentrum der Galaxis.
    Und dann brachen Steuermaterien und Bremswellen aus dem Pararaum in den elementaren Formungsprozeß ein.
    Schnell – viel schneller, als es ohne diese Beeinflussung möglich gewesen wäre – bewegte sich die unförmige, glutheiße Masse auf einer vorausberechneten Bahn durch das Nichts. Abgeschirmt durch Dunkelwolken aus absorbierenden Kleinstpartikeln saugte die Traktormasse einen bereits erkalteten Planeten von seiner Muttersonne weg. Der eingefangene Himmelskörper war nur ein winziger Trabant dieser Sonne vom K5-sd-Typ. Der Dwarfstern glühte auf, als sein einziger Begleiter ihm gewaltsam entrissen wurde. Wütend schleuderte die Sonne gewaltige Protuberanzen aus Titanoxyd in den Raum. Doch mit jeder Sekunde wurde der Einfluß der Schwerefesseln geringer.
    Die wabernde Traktormasse hatte den unbelebten Planeten bereits fest an sich gekettet. Sie zog ihn durch das All – einem fremden System entgegen.
    *
    Myriam Roos ließ ihren Gleiter über dem Zuckerhut schräg nach unten fallen. Die blaue Bucht von Rio mit den neuen Turmhäusern an der Copacabana lag wie im Dornröschenschlaf im goldenen Licht der Nachmittagssonne.
    Myriam Roos lächelte glücklich. Sie dachte an das große Fest. Von überallher würden sie kommen. Ihr Vater hatte schon vor Wochen Freunde, Bekannte und wichtige Partner eingeladen. Mehr als hundert Spezialisten waren seit Monaten damit beschäftigt, den Landsitz der Milliardenerbin in eine Märchenwelt zu verwandeln.
    Myriam Roos drückte auf die Beschleunigungsplatte. Der Gleiter machte einen Satz. Auf einem bläulich schimmernden Staustrahl schoß er über Rio de Janeiro hinweg.
    Mit neunhundert Stundenkilometern jagte das Mädchen über die Satelliten-Städte an der Atlantikküste. Zwölfspurige Highways glitzerten im Sonnenlicht. Neue, weiße Städte wechselten sich ab mit Robotfarmen. Alles sah sauber und gut geordnet aus. Selbst die Dschungelreste in der Nähe von Florianopolis wirkten eher wie gepflegte Gärten. Myriam wußte längst, daß sie auch diesen Landstrich geschenkt bekommen sollte. Noch gehörte die Hälfte des südamerikanischen Kontinents ihrem Vater, dem vorletzten Nachkommen einer gewaltigen Dynastie, deren Gründer mit Zucker und Kupfer begonnen hatten.
    Doch bereits morgen, an ihrem dreißigsten Geburtstag, würde Myriam Roos tatsächliche Herrscherin werden. Sie trug schon längst die Bezeichnung ›Regina do Brazil‹. In nicht einmal vierundzwanzig Stunden würde sie diesen Ehrentitel zu Recht führen können ...
    Mit einer gewagten Pirouette landete sie im Air Center der Roos Inc.
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