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Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Befehl aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Befehl aus dem Jenseits (German Edition)
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Erpressung?«
    Aristide Roos zögerte. Schließlich drehte er wortlos den Brief so, daß sie ihn lesen konnte.
    Sorgen Sie dafür, daß Sie heute abend für zehn Sekunden allein sind. Der Ort und der Zeitpunkt spielen keine Rolle. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
    »Ein Verehrer!« lachte Myriam Roos. Sie wußte, daß es nicht so war. »Was schlägst du vor?«
    »Ich werde dich von einem halben Dutzend meiner Leute bewachen lassen!«
    Sie lächelte. So einfach war das. Sie wollte antworten, doch dann überlegte sie es sich anders. Sie war neugierig. Sie wußte, was sie wert war. Mit fast dreißig Jahren konnte sie sich keine unbesonnenen Eskapaden leisten. Und doch ...
    »Danke, Paps«, sagte sie, aber sie dachte etwas anderes.
    *
    Behutsam zog die Traktormasse den gestohlenen Planeten in die Nähe eines Neunzig-Sonnen-Systems. Gebündelte Schwerkraft-Strahlen bewirkten eine unendlich langsame Neigung seiner Achse.
    In einem Puzzlespiel von kosmischen Ausmaßen wurde der neue Planet in das System eingefügt. Seine Masse veränderte die Bahnumläufe der bereits vorhandenen Welten.
    Für die Initiatoren war diese Operation derartig schwierig, daß sie nur mit allergrößter Vorsicht manövrieren durften. Ein falscher Mikroimpuls konnte das gesamte System aus künstlich ineinander verwobenen Sonnenbahnen und Planetenschleifen in ein verheerendes Inferno stürzen.
    Doch auch so bedeutete der Planetenzuwachs eine schmerzhafte Bereicherung für das Neunzig-Sonnen-System. Springfluten rissen die Küsten der Planeten auf. Vulkanausbrüche und eisige Schneestürme verwüsteten ganze Kontinente. Dürreperioden verwandelten fruchtbares Grün in tote Wüstenlandschaften. Das System wehrte sich. Bis zur Grenze der mathematischen Stabilität belastet, bäumte es sich auf. Doch selbst das Ausmaß dieser Katastrophe war geplant ...
    Während auf manchen Planeten entstehende Kulturen in den Ozeanen verschwanden, wurden auf anderen Planeten Kontinente aus Urmeeren geboren. Winzige Veränderungen in den tausendfältigen Lufthüllen beendeten ergebnislos verlaufene Lebensversuche.
    Der riesige Versuchsgarten innerhalb des Systems aus neunzig Sonnen erzitterte unter den Umwälzungen wie ein nicht abgeerntetes Feld unter tödlichen Novemberstürmen.
    Und inmitten dieses gigantischen Chaos entstanden neue, jungfräuliche Welten – frei, sauber und aufnahmebereit für die Versuchsobjekte der ältesten Rasse innerhalb der Galaxis ...
    *
    Der Mann kam schräg auf Dumont zu.
    Er trug einen mit Biberfell gefütterten Mantel, gestreifte Hosen und Lackschuhe mit Gamaschen. Sein Bowler irritierte Dumont. Er wußte nicht, was es war – die Form, die Farbe oder auch nur das Gesicht unter dem Hut. Als Dumont merkte, daß der Mann nicht auswich, blieb er stehen. Wie von selbst verzog sich sein Gesicht zu einem fragenden Lächeln. Und doch störte ihn irgend etwas. Der Mann war zu auffällig!
    Jede Einzelheit war korrekt, zu korrekt vielleicht.
    »Bitte?« sagte Dr. Dumont. Er trat aus dem Schatten eines Hauses. Winzige Schneeflocken fielen tänzelnd zur Erde. Die bleigraue Luft dämpfte den Straßenlärm in den Außenbezirken von London.
    »Sie haben den Brief erhalten?« fragte der Mann. Er betonte jede Silbe wie ein Sprachlehrer. Dumont zuckte unwillkürlich zusammen. Tausend Gedanken rasten durch sein Hirn. Er blickte sich suchend um. Bis auf zwei vermummte Ladies war die Straße leer. Nicht einmal ein Bobby war zu sehen.
    »Was wollen Sie?« preßte Dr. Dumont zwischen den Lippen hervor.
    »Sorgen Sie dafür, daß Ihr Nachlaß geordnet wird. Wir lieben keine Nachforschungen. Sie verstehen!«
    »Ich ...« Roby Dumont erkannte plötzlich, daß es sinnlos war. Das war keine Empfehlung mehr, sondern ein Befehl!
    Das röhrende Donnern eines Mondshuttles lenkte ihn ab. Er wollte protestieren, doch da war der Mann mit dem Bibermantel bereits in der grauen Dämmerung untergetaucht.
    Dr. Dumont lachte leise. Es klang gequält. Sekundenlang dachte er an einen Erpressungsversuch durch irgendeinen Konzern. Vielleicht sollte er weichgemacht werden ...
    Er schüttelte den Kopf. Niemand bekam vor seinem Tod einen Brief, von Verbrechern einmal abgesehen. Aber wer, zum Teufel, konnte ein Interesse daran haben, wenn er jetzt die Nerven verlor?
    Er wußte es nicht.
    Seine Gedanken kreisten immer wieder um den gleichen Punkt. Wenn er die Ereignisse ernst nahm, dann hatte er keinen Tag mehr zu leben. Aber warum? Warum wollte irgend jemand ihn umbringen?
    Es
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