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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld
Autoren: Eric Malpass
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wieder heraus, starrte auf den gestopften Tabak, legte die Pfeife auf den Tisch und blickte herausfordernd in die Runde.
    Miss Titterton kaute an ihrem Bleistift. Das kommt wohl besser nicht ins Protokoll, entschied sie.
    Der Kirchenvorstand war äußerst betreten. Ganz unenglisch, so ein Ausbruch.
    Doch dann kamen ihnen Zweifel. Mußte ein wahrer Streiter der Kirche nicht gelegentlich so sprechen?
    Der Pfarrer seufzte; der günstige Augenblick schien verpaßt. Doch dann sah er zu seiner Freude, wie sich der zuverlässige Alfred Mason erhob.
    Mit einem seltsamen Glanz in den Augen sagte dieser langsam: «Ich schlage vor, daß wir den Herrn Pfarrer bevollmächtigen, den Kirchenarchitekten zu beauftragen, Pläne für den Bau eines neuen Gemeindehauses auszuarbeiten. Ungefähre Kostenhöhe: fünfzehntausend Pfund.»
    «Unterstützt jemand diesen Antrag?» fragte der Pfarrer gelassen.
    Nachdenkliche Stille. Alle schienen ihr Gewissen zu befragen.
    Dann erhob sich George Bloodshot und sagte: «Ich unterstütze den Antrag.»
    Es gelang dem Pfarrer zwar, in seiner Stimme die freudige Erregung zu unterdrücken, aber in seinen Augen schimmerte sie deutlich. «Wer ist noch dafür?» fragte er. Die Hände schnellten in die Höhe. John Adams’ Herz hämmerte. «Jemand dagegen?» fragte er.
    Keiner rührte sich. «Einstimmig angenommen», konstatierte der Pfarrer.
    Die Sitzung war zu Ende. «Lila ist übrigens auch eine hübsche Farbe», sagte Lord Wapentake, als man ihm in den Mantel half.
     

3
     
    Stockdunkle Nacht. Alles sehnt sich für ein paar Stunden nach Geborgenheit. Fuchs und Hase schlüpfen in ihre Löcher und rollen sich in der Finsternis zusammen. Die Vögel haben sich im Gezweig niedergelassen, während die alte Erde auf ihrem Nebengleis im Weltraum wie ein Güterzug wieder durch den Tunnel der Dunkelheit rast. Vor verlöschenden Kaminfeuern liegen die Hunde und zucken zuweilen im Schlaf; nur die Katzen streichen noch umher und tragen Schrecken und Würde des Dschungels in die schmutzigen Hinterhöfe.
    George Bloodshot und Bert Briggs, die sich im Dichter und Bauer noch einen kräftigen Schluck genehmigt hatten, machten sich auf den Heimweg. Lord Wapentake, der bereits zu Hause war, erzählte zwischen zwei Whiskies seiner Frau, daß man den ganzen gottverdammten Abend damit zugebracht habe, über die Farbkombination der neuen Altarvorhänge zu diskutieren. John Adams schloß die Tür des großen, stillen Pfarrhauses auf; doch nichts anderes als der vertraute Geruch von Gas, feuchten Wänden und gekochtem Kohl begrüßte ihn. Er aß eine Scheibe Brot mit Käse und trank dazu eine Tasse Tee.
    Beefy Jones aber kehrte wieder zu dem jetzt dunklen und verlassenen Gemeindehaus zurück und öffnete mit seinem Nachschlüssel die Tür. In der Küche setzte er den Wasserkessel auf; dann lehnte er die Leiter an die Wand und kletterte auf den Dachboden, um seine alte Ingwerkruke zu holen.
    Der Appetit aufs Abendbrot war ihm vergangen, und daran waren nicht nur seine Zahnschmerzen schuld, sondern vor allem der Schock, den ihm dieser Abend versetzt hatte.
    In der Regel war das Gemeindehaus leer, wenn er heimkehrte: die Pfadfinder, Jugendklubs oder Männervereine hatten das Haus dann schon verlassen. Aber man durfte eben nicht zu früh heimkehren, wenn man sich ohne Wissen und Zustimmung des Pfarrers in dessen Gemeindehaus einnistete. Beefy hatte es nicht gewagt, auf den Dachboden zu klettern, als er Licht unter der Tür gesehen und Stimmengemurmel gehört hatte.
    Statt dessen war er an die Tür des kleinen Raumes geschlichen, um durchs Schlüsselloch zu spähen. Viel konnte er nicht sehen, nur den Pfarrer und neben ihm einen großen, bleichen Mann, der so aussah, als hielte er nicht viel von dem, was der Pfarrer sagte.
    Davon hielt allerdings auch Beefy nicht viel. Wenn er auch nicht alles verstand, so verstand er doch genug, um zu begreifen, daß man sein Zuhause an eine Fabrik verkaufen wollte. Dann hatte er niesen müssen und war schleunigst davongerannt.
    Jetzt stand er da und füllte bekümmert seine Kruke mit heißem Wasser. Dann kletterte er auf den Boden und kroch in seine Linoleumrolle. Seine schmerzende Wange preßte er gegen das Fußkissen. Er starrte verzweifelt in das grelle Licht der elektrischen Birne und wünschte, die anderen kämen bald. Die Jungens waren auf Draht, sie würden schon wissen, was zu tun war.
    Wie immer, wenn ihn etwas bedrückte, floh er in Gedanken in sein Heimatdorf. Dort, in Shepherd’s
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