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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld
Autoren: Eric Malpass
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und hielt unentwegt kritzelnd alles fest, Kluges und Närrisches, Beifall und Lachen, und verwandelte das alles in ein trockenes Protokoll.
    Dem Pfarrer gegenüber saß der Vorstand, zwölf Herren und neun Damen: einundzwanzig Unberechenbare, die, ohne mit der Wimper zu zucken, einer Ausgabe von fünfhundert Pfund zustimmten, um dann eine halbe Stunde lang über eine Rechnung von ein paar Shillingen zu debattieren. Der Pfarrer kam sich vor wie König Karl I. vor seinem gestrengen Parlament, und doch wußte er, daß sie im entscheidenden Augenblick geschlossen zu ihm stehen würden.
    An diesem Abend standen als letzte Punkte auf der Tagesordnung: Konfetti bei Hochzeiten - Bau eines neuen Gemeindehauses.
    Im Grunde war nur der letzte Punkt wichtig, und da es dabei lange und ernste Diskussionen geben würde, wäre der Pfarrer am liebsten rasch zu diesem Punkt übergegangen, aber irgendwie war die Sitzung im Konfetti steckengeblieben. Man hatte überlegt, wie man der Konfetti-Pest bei Hochzeiten entgegentreten könnte, und den Vorschlag gemacht, gedruckte Zettel an die Gemeinde zu verteilen mit der Bitte, weder in der Kirche noch auf dem Kirchhof Konfetti zu werfen. Der Vorschlag war so gut wie angenommen, doch da hatte jemand die Frage nach der Farbe der Zettel aufgeworfen.
    «Blau», sagte Miss Fribble entschieden.
    «Nein, bloß keine Kitschfarben», sagte George Bloodshot. «Wir brauchen eine Farbe, die gleich ins Auge springt: rot. Rot ist nicht zu schlagen, rot fällt jedem auf.»
    Der Pfarrer wurde ungeduldig. «Also, will nicht bitte jemand den Antrag stellen, daß wir weiße Zettel mit roter Schrift nehmen? » fragte er und blickte erwartungsvoll in die Runde. Aber die Versammelten schienen nicht gewillt, sich so ohne weiteres festzulegen.
    «Ich habe das Gefühl - bitte verstehen Sie mich nicht falsch, nur so das Gefühl, daß rot nicht mit den Altarvorhängen harmoniert», sagte Mrs. Fosdyke.
    Miss Austin meinte, gelb sei doch so eine hübsche, heitere Farbe, man denke sogleich an Narzissen und so weiter.
    Bert Briggs war für schwarz.
    «Wir sprechen über Hochzeiten, Bert, nicht über Beerdigungen», warf Joe Grayson ein.
    John Adams klopfte mit dem Hammer auf den Tisch. «Meine Damen und Herren, wir vergeuden unsere Zeit», sagte er, «jemand sollte den Antrag stellen, daß wir weiße Zettel mit blauer Schrift nehmen.»
    «Wären nicht vielleicht blaue Zettel mit weißer Schrift ganz wirkungsvoll? » schlug Cyril Mayflower vor, ein künstlerisch angehauchter junger Mann.
    Die Debatte ging weiter, bis es George Bloodshot und Bert Briggs plötzlich einfiel, daß ihr Stammlokal, der Dichter und Bauer, schließen könnte, noch ehe diese Sitzung ein Ende fand, wenn nicht sofort etwas geschah. Sie schlugen deshalb gemeinsam vor, ein kleines Damenkomitee zu beauftragen, diese schwierige Frage zu prüfen und dem Kirchenvorstand Bericht zu erstatten.
    «Wer ist dafür?»
    «Einstimmig angenommen.»
    John Adams warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. «Und nun», sagte er feierlich, «kommen wir zum wichtigsten Punkt unserer heutigen Tagesordnung. Ja, zum wichtigsten, den dieser Kirchenvorstand seit Jahren behandelt hat: Es geht um den Bau des neuen Gemeindehauses.»
    Die Sache lag ihm ganz besonders am Herzen. Das jetzige Haus, in dem sie augenblicklich tagten, war ein Relikt viktorianischer Häßlichkeit, für eine lebendige und wachsende Gemeinde völlig unzureichend. Es war verbaut, finster und wirkte unbeschreiblich deprimierend. Vor seinem geistigen Auge stand schon ein neues lichtes, heiteres und geräumiges Gebäude.
    Aber würde es ihm gelingen, dem Kirchenvorstand diese Vision überzeugend nahezubringen? Würde er die eigene Begeisterung auf die Versammelten übertragen können? Ohne ihre Mithilfe war er machtlos.
    Er blickte auf die Anwesenden. Ja! Sie waren ganz bei der Sache. Miss Titterton saß mit gezücktem Bleistift da, der alte Willie Ironmonger schob den Pfefferminzbonbon in seinem Mund geräuschvoll von Backbord nach Steuerbord - dreiundzwanzig Augenpaare starrten den Pfarrer erwartungsvoll an. Beherzt und überzeugend ergriff er das Wort. Doch da erhob sich zu seinem Entsetzen der alte Lord Wapentake und blickte, Aufmerksamkeit heischend, in die Runde.
    «Ich frage mich», sagte er, «ob wir uns nicht mit unserer Annahme, rot sei eine auffallende Farbe, möglicherweise irren? Wird rot nicht vielleicht nur deshalb für Warnsignale verwendet, weil es die Farbe des Blutes ist?» Er steckte die
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