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Beefy ist an allem schuld

Beefy ist an allem schuld

Titel: Beefy ist an allem schuld
Autoren: Eric Malpass
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Bett - an die alte Linoleumrolle, in der man sich so gut verkriechen konnte -, an das abgewetzte Fußkissen, das er sich nachts unter den Kopf schob. Schlafen! Vergessen!
    Er wandte sich an seinen Nachbarn. «Heck», sagte er, «mir tut die Backe weh.»
    Heck starrte unverwandt auf die Leinwand. Verzagt musterte Beefy das kantige Profil seines Idols: die scharfe Nase, die flotten schwarzen Koteletten, das pomadenglatte Haar. Vielleicht hatte Heck ihn nicht gehört. «Mir tut die Backe weh!» wiederholte Beefy kläglich.
    Ungerührt verfolgte Heck das Geschehen auf der Leinwand. «Na und, kann ich vielleicht was dafür?» zischte er aus dem Mundwinkel.
    «Nein, nein», sagte Beefy hastig, «ich meine bloß, ich geh jetzt nach Hause, ins Bett, weißt du.»
    «Ach, stell dich nicht so an», sagte Heck gereizt und fischte, den Blick auf die Leinwand geheftet, einen Kaugummi aus der Tasche, wickelte ihn aus und steckte ihn in den Mund.
    , stöhnte der Zahn, aber Beefy, der seinen Freund nicht noch einmal zu stören wagte, entschloß sich zu bleiben und wartete geduldig auf das Ende des Films.
    Nach dem Film kam wieder Reklame: Ein wunderschönes Mädchen pries mit verführerischem Lächeln Eiskonfekt an. Als das Licht anging, stand die graue Wirklichkeit in Gestalt von Bessie Brown da. Mit mürrischer Verachtung sah sie über die Zuschauer hinweg, schielte mit dem einen Auge auf ihr Tablett mit dem Eiskonfekt und mit dem anderen zur Decke.
    Wieder zeterte der Zahn:
    Beefy überlegte hin und her. Er hatte den Film erst einmal gesehen, und wenn er jetzt schon ginge, käme er vielleicht nicht einmal ins Haus, und außerdem wäre Heck sicher ärgerlich.
    Aber dann dachte er wieder an seine gemütliche Linoleumrolle und an die alte Ingwerkruke, die man sich mit kochendem Wasser gefüllt ans Fußende schieben konnte. Eine geradezu unwiderstehliche Vorstellung.
    «Bleib nur da, Heck, und sieh dir den Film noch mal an», sagte er. «Ich hau jetzt ab.»
    Heck grunzte. Beefy sah ihn beklommen an; er hatte auf einen freundlichen Blick gehofft, aber Heck schien ihn bereits vergessen zu haben.
    Trübselig machte sich Beefy auf den Heimweg.
     
    Es gibt wohl nur wenige Orte auf der Welt, die die Stadt Danby in den Midlands an Reizlosigkeit noch übertreffen.
    Schmutzigere Orte sicherlich, vielleicht sogar häßlichere, aber wenn man von absoluter Mittelmäßigkeit spricht, muß man zu allererst Danby nennen. Die Stadt ist so fade wie eine altbackene Semmel, so öde wie ein Bahnhofswartesaal.
    In gewisser Weise gleicht Danby wirklich einem Wartesaal. Tag und Nacht rasseln Züge durch die Stadt und entführen die vom Glück Begünstigten in aufregende Fernen, in die wildreichen Wälder Schottlands, in das wimmelnde London mit seinen goldgepflasterten Straßen und der untergehenden Sonne entgegen nach Wales. An lauen Herbstabenden stehen die Einwohner Danbys am Bahnhof und sehen dem feuerspeienden Ungetüm nach, das eine Kette anheimelnd erhellter Wagen in die Finsternis zieht... dann seufzen sie, gehen wieder nach Hause, legen noch ein paar Scheite Holz aufs Feuer und träumen am Kamin sehnsüchtig von der Ferne.
    Vor fast zweihundert Jahren hatte man in der Gegend viel Geld verdient. Man hatte die trostlose Ebene der Midlands mit Kanälen durchzogen, und wie heute die Eisenbahnschienen liefen diese Kanäle in Danby zusammen. Lange, längst vergessene Sommertage hindurch hatten auf den Treidelpfaden der Uferwiesen geduldige Pferde zigeunerbunte Kohlenkähne die Kanäle entlanggezogen, und im Winter hatte das Eis unter den scharfen Kufen der Schlittschuhläufer gesungen. Heute sind die Pferde verschwunden, und auch die Schiffer mit ihren goldenen Ohrringen gibt es nicht mehr. Die Kanäle sind verschilft, nur noch eine schmale Fahrrinne ist übriggeblieben. Sonntags morgens wandert nun ganz Danby in Gummistiefeln und Wollschals, mit Angeln, Blechbüchsen voller Köder und mit belegten Broten hier hinaus, um am Rande des stillen Wassers beschaulich den Tag zu verbringen.
    Heute kann man auf breiten Asphaltstraßen von Danby in alle Himmelsrichtungen fahren, nach Leicester, nach Coventry und - Gott behüte - auch nach Birmingham.
    Wenn man von Danby spricht, fängt man vielleicht am besten damit an zu beschreiben, wie man am schnellsten wieder hinauskommt. Aber wir kommen nicht hinaus, wir müssen uns damit abfinden, in Danby zu bleiben. Und da das nun einmal so ist, wollen wir
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