Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
Autoren: Walter H. Hunt
Vom Netzwerk:
ermächtigten, im Kriegsgebiet mit uneingeschränkter Autorität zu agieren, ist das Gericht dazu angehalten, den Angeklagten von den Anklagepunkten eins bis vier freizusprechen. Die Art dieses Verfahrens und die Begleitumstände sowie die ursprünglichen Gründe für dessen Einleitung erschwerten jedoch die Urteilsfindung hinsichtlich des fünften Anklagepunkts.«
    McMasters sah zu Marais, dann blickte er wieder auf seinen Tisch.
    »Das Gericht kann hier nicht nur die rechtlichen Fragen behandeln, sondern muss sich auch der Aufgabe widmen, die Mittel abzulehnen oder gutzuheißen, mit denen das Militär die Ziele erreicht, die ihm von der Zivilregierung vorgegeben werden. Womöglich waren die von Ihnen ergriffenen Maßnahmen gerechtfertigt, Admiral. Wenn Verzweiflung herrscht, muss man auch heilige Kühe schlachten können. Wenn der Menschheit keine andere Wahl blieb, als die brutalen Akte zu verüben, die Sie vor Gericht zugegeben haben, dann haben Sie rechtmäßig und im Rahmen der Ihnen verliehenen Autorität gehandelt. Das ist jedoch keine Entschuldigung für das, was Sie getan haben. Wir sind eine Rasse, die zur Gewalt neigt. Wir sind in einen todbringenden Krieg verwickelt. Aber unser Berufsethos kann nicht einfach nach Lust und Laune über Bord geworfen werden. Sie sind diesen Weg gegangen, oder wie Sie selbst es formulieren: Sie haben diesen Flug gewählt. Also müssen Sie auch die Konsequenzen tragen. Das Gericht befindet Sie daher im fünften Anklagepunkt für schuldig und verurteilt Sie, mit sofortiger Wirkung das Imperium zu verlassen. Nur eine Begnadigung durch Seine Imperiale Majestät kann den Gang ins Exil unwirksam machen.«
    McMasters griff nach dem Hammer.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, meldete sich Sergei zu Wort, trat vor und zog einen Datenkristall aus der Tasche. »Ich möchte diese Dokumente offiziell zu den Akten dieses Verfahrens nehmen lassen.«
    Er legte den Kristall vor McMasters auf den Tisch, der ihn neugierig ansah.
    »Wäre der Commodore auch so freundlich, uns zu erklären, welche Dokumente sich darauf befinden?«
    »Selbstverständlich, Sir.« Dann holte er mehrere Blätter aus der Tasche und legte sie dazu. »Der Kristall enthält meinen Abschied sowie den von dreiundsechzig Offizieren unter meinem Kommando, die während des jüngsten Feldzugs unter Lord Admiral Marais gedient haben. Unter den gegebenen Umständen können wir nicht guten Gewissens weiterhin im Dienst Seiner Imperialen Majestät stehen.«
    »Sergei …«
    »Unser Entschluss steht fest, Sir. Ich bitte darum, diese Entscheidung zu den Gerichtsakten zu nehmen.«
    McMasters sah seinen alten Kameraden lange an. Ein Teil von ihm wollte widersprechen, um das Ganze hinauszuzögern, ehe es unumkehrbar wurde. Doch ein anderer Teil von ihm wusste, es war bereits viel zu spät dafür.
    Er griff nach dem Hammer und schlug auf den Tisch. »Dieses Verfahren«, erklärte er ruhig, »ist beendet.«
    Die neun Schiffe, die die Flotte der Zor bildeten, näherten sich der Sprungpunkt-Markierung. Die eskortierenden Schiffe fielen bereits zurück, und von der Pluto-Basis waren die fremden Raumfahrzeuge kaum noch auszumachen.
    Ted McMasters stand reglos da. Er war nicht allein auf dem Aussichtsdeck, doch keiner der Anwesenden wagte es, sich dem Admiral zu nähern und damit die eigene Karriere in Gefahr zu bringen.
    Er fragte sich, ob es wohl anders hätte laufen können, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Es war durchaus möglich, dass der Krieg, der ihn zeit seines Lebens begleitet hatte, durch die Bemühungen eines einzelnen Mannes beendet worden war.
    Doch er bezweifelte, dass es so war. Das Militär hatte Ted McMasters zu einem pragmatischen und pessimistischen Mann gemacht, und Konflikte ließen sich nicht einfach so beilegen, wie es den Anschein hatte.
    Selbst wenn es zu einer dauerhaften Versöhnung mit den Zor kommen sollte, war da immer noch die unbekannte Bedrohung, die von Stone und seinen unbekannten Auftraggebern ins Spiel gebracht worden war. Irgendwo da draußen – er ließ seinen Blick über den Sternenhimmel schweifen – lauerte eine Gefahr, die größer war als die von den Zor ausgegangene. Die Menschheit würde immer auf der Hut sein müssen. Stone war gescheitert, aber wahrscheinlich war er nicht der einzige Handlanger dieser mysteriösen Hintermänner gewesen.
    Die verwischten Konturen der Zor-Schiffe wurden zu langen Streifen, dann verschwanden die neun Schiffe – die ersten ihrer Art, die das Sol-System
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher