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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
Autoren: Walter H. Hunt
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Konflikt nie aus dem Blickwinkel des Feindes betrachtet. Wir entschieden uns für einen anderen Weg.
    Sie haben nie gekämpft, um zu siegen, weil sie nicht das tun konnten, was getan werden musste. Wir haben genau das getan, und wir hätten auch dann gewonnen, wenn die Zor dem Krieg nicht vorzeitig ein Ende gesetzt hätten.
    Die Befehlshaber dieses jüngsten Konflikts ins Exil zu schicken, befreit die Menschheit nicht von der Verantwortung für die Verluste des Feindes. Egal, welche Hand das Schwert geführt hat, das Blut klebt an jedermanns Hand. Es ändert nichts, wenn man davor die Augen verschließt. Und es ändert auch nichts, wenn man diejenigen fortschickt, die jenes Schwert geführt haben.
    Die Brücke vom Konflikt zum Frieden ist aus Sicht der Zor längst geschlagen. Es gibt nichts mehr, wofür man kämpfen müsste …
    …Von meinem Wohnzimmer aus kann ich die Stadt esYen überschauen, die Hauptstadt einer Welt, die ihre Bewohner vor Jahrtausenden ins All vorstießen ließ. Sie ist die Heimat des Hohen Nestes und des Hohen Lords. In den drei Jahren seit dem Vertrag von E’rene’e ist sie das Zuhause für zwei Spezies geworden. Die Menschen stellen hier eine winzige Minderheit dar, aber sie werden akzeptiert: nicht als Eindringlinge, nicht als Fremde, erst recht nicht als Eroberer. Die Menschen werden als Volk akzeptiert. Für die Zor stellt das eine grundlegende Veränderung ihrer Weltanschauung dar. Wir lernen, uns gegenseitig zu verstehen. Das ist von größter Bedeutung, und zwar nicht nur für unser Wohlergehen und unseren Komfort, sondern als Grundlage für die Zukunft, wenn aus dem Unbekannten andere Herausforderungen auf uns zukommen.
    Unsere Stärke besteht darin, dass wir nun zwei Sichtweisen haben, nicht nur eine: die der Zor und die unsere. Unsere Schwäche ist die, dass wir so lange benötigt haben, um diese Stufe zu erreichen, und dass es so viele Opfer gekostet hat. Der jüngste Krieg hat keine unüberwindbaren Hürden zwischen unseren Spezies entstehen lassen, vielmehr hat er diese Hürden überwunden.
    Ich empfinde keine Freude, wenn ich daran denke, was getan werden musste, um dem Krieg Frieden folgen zu lassen. Ich verherrliche nicht die Zerstörungen, die Gewalt, die Toten. Würde ich lieber ins Imperium zurückkehren, anstatt im Exil zu bleiben, zusammen mit den Soldaten, die die Mittel akzeptierten, die nötig waren, um unser Ziel zu erreichen? Ja, natürlich würde ich das. Doch ich bedauere nicht diese Mittel, weil das Ergebnis so wichtig ist: ein dauerhafter Frieden zwischen Zor und Menschen, der es uns erlaubt, unsere Ressourcen für Wichtigeres einzusetzen als für die gegenseitige Vernichtung. Das ist die Lektion, die wir aus diesem schrecklichen Krieg lernen müssen.
    Ich glaube, die Geschichte wird uns zeigen, dass es einfach keinen anderen Weg gab.
     
    Ein Brief aus dem Exil, Ivan Hector Charles Marais
    (saLi’a’a Press, esYen 2315)
     
     
    Lesen Sie weiter in:
    Walter H. Hunt: Der dunkle Pfad
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