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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
Autoren: Walter H. Hunt
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warf Aronoff einen wütenden Blick zu, den der prompt erwiderte.
    »Ja, das würde ich so sagen.«
    »Wie beurteilen Sie das Verhalten von Admiral Marais als Befehlshaber der Flotte während des letzten Feldzugs? Hat er seine Pflichten ordentlich erfüllt?«
    »Er hat den Krieg gewonnen, Captain.«
    »Einspruch«, sagte Aronoff. »Der Zeuge kann nicht ex officio reden. Diese Entscheidung liegt bei der Krone.«
    »Admiral«, konterte Russ aufgebracht. »Der Zeuge beantwortet eine Frage. Die Aussage, dass der Angeklagte den Krieg gewonnen hat, stellt eine Bewertung seiner militärischen Leistung dar. Die Aussage ist daher zulässig.«
    »Einspruch abgewiesen. Die Verteidigung kann fortfahren.«
    »Ich möchte das Gericht daran erinnern«, warf Aronoff ein und stand auf, »dass diese Entscheidung es dem Zeugen erlaubt, in eine Rhetorik zu verfallen, die die Sache des Angeklagten beeinflussen könnte, ohne dass es sich um Beweise handelt.«
    »Möchte die Anklagevertretung eine förmliche Beschwerde einlegen?«, fragte McMasters und wandte sich Aronoff zu.
    Aronoff antwortete nicht sofort, da er erst nach den richtigen Worten zu suchen schien.
    Auf einmal ging das Licht im Konferenzraum aus. Das konstante Summen der Lebenserhaltungssysteme, an das jeder hier so gewöhnt war, dass man es nicht mehr bewusst wahrnahm, verstummte im gleichen Moment. Einen Augenblick später schaltete sich die schwache, gelbliche Notbeleuchtung ein, die zwar den Tisch der Verteidigung und eine Wand in Licht tauchte, den übrigen Teil des Raums aber nicht erhellte. Marais stand auf und griff nach der Stelle an seinem Gürtel, an der sich sonst seine Waffe befand.
    Smith stand in völliger Finsternis und zog seine Pistole.
    »Was zum Teufel ist denn hier los?«, rief McMasters, als inmitten des Raums auf einmal ein helles buntes Licht entstand.
    »Vielleicht kann ich das beantworten, Admiral.«
    Marais sah langsam auf und betrachtete den Mann, der dort auf einmal Gestalt angenommen hatte.
    Er wirkte noch immer so, wie Marais ihn von der letzten Begegnung in Erinnerung hatte: blass und so hager wie ein Skelett, das Gesicht zu einer Miene verzogen, die sich irgendwo zwischen einem ärgerlichen Ausdruck und einem spöttischen Grinsen bewegte. In der Hand hielt er etwas, das einer Pistole ähnlich sah, aber eindeutig fremder Herkunft war.
    Die Waffe war auf Marais’ Brust gerichtet.
    »Na schön, Stone«, sagte Marais schließlich. »Dann geben Sie die Antwort.«
    Ein paar Sekunden lang äußerte sich Stone nicht, sondern sah sich im Raum um. Zwei Marines, Sergei, Marc Hudson, die drei Mitglieder des Tribunals, Marais, Captain Russ und Aronoff standen oder saßen da, als wären sie Teil eines Gemäldes.
    »Ich bin hier, mein lieber Admiral«, erwiderte er dann, »um Sie zu töten.«
    »Einen Augenblick mal …«, protestierte McMasters und stand auf. Stone richtete die fremdartige Pistole auf ihn, und der Mann erstarrte mitten in seiner Bewegung.
    »Die Waffe bewirkt die ungewöhnlichsten Effekte«, sagte Stone. »Wenn Sie möchten, werde ich Ihnen die Effekte nur zu gern vorführen.«
    »Das ist nicht nötig.« Marais ließ die Arme sinken, McMasters ebenfalls. »Ich nehme an, Sie werden jetzt endlich erklären, welches Spiel Sie spielen.«
    »Selbstverständlich.« Stone lächelte flüchtig, und Marais wirkte mit einem Mal unbedeutend und klein. »Das Problem, Admiral, besteht darin, dass Sie es versäumt haben, Ihre Rolle so zu spielen, wie es ursprünglich für Sie vorgesehen war. Sie hatten die beste Gelegenheit, die sich ein Mensch wünschen konnte: die Gelegenheit, eine feindliche Spezies restlos auszulöschen und dabei die Überlegenheit Ihrer eigenen Spezies zu demonstrieren. Doch im letzten Moment weigerten Sie sich, dieser Spezies den Todesstoß zu versetzen. Das war eine fatale Schwäche, Admiral, eine Schwäche, die der Menschheit in ihrer gesamten Geschichte immer zu schaffen machte. Die Menschen sind zu gewalttätig, um zivilisiert zu sein, aber zugleich auch zu zivilisiert, um gewalttätig zu sein. Das wird noch einmal ihr Untergang sein. Nachdem Sie nun nicht das Notwendige getan haben, ist klar, dass Sie nicht weiterleben dürfen. Wenn die Menschen die Zor nicht auslöschen, werden die Zor zweifellos die Menschheit vernichten. Die Tötung ihrer so kostbaren ›Dunklen Schwingen< – er verzog spöttisch den Mund -wird schon dafür sorgen.«
    »Aber es war nicht nötig …«, setzte Marais an.
    »Natürlich war es nötig, Sie
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