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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
Autoren: Walter H. Hunt
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nennen das ein a’Li’er’e: die Wahl des Fluges. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass ich für sie nicht nur die Dunkle Schwinge, sondern auch die Helle Schwinge bin.« Er berührte kurz das Heft des Schwerts, das vor Captain Russ auf dem Tisch lag, und sah in die Ferne.
    »Ich gebe zu, dass ich Nester der Zor zerstören ließ. Ich gebe zu, ich ließ ihre Krieger töten. Ich gebe zu, dass ich ihre Welten dem Erdboden gleichmachte. Doch als die Zor diesen Flug wählten, war es nicht länger erforderlich, sie zu vernichten. Das haben sie anerkannt, indem sie mir dieses Schwert gaben und mich Gyaryu’har nannten. Die Pläne, die Captain Stone und seine mysteriösen Auftraggeber verfolgten, ändern daran nichts. Sie warnen uns höchstens, dass es noch andere, potenziell übermächtige Beteiligte in diesem Konflikt gibt. Vor diesem Hintergrund ist eine Aussöhnung zwischen Zor und Menschen von noch größerer Tragweite. Wer weiß, was da draußen in der unbekannten Schwärze des Alls lauert, jenseits der Grenzen, zu denen wir bisher mit unseren besten Schiffen vordringen können?«
    Sergei traf Admiral Marais in der Aussichtslounge an, die sich über die Nordseite der Grimaldi-Basis erstreckte. Von ihr aus überblickte man eine flache Ebene, eine Einöde, übersät mit Felsbrocken unterschiedlichster Größe, die im grellen Sonnenschein lange, tiefe Schatten warfen. Darüber war am Himmel die halbe Erde zu sehen, über Afrika zogen sich einige Wolkenbänder.
    Zwei Marines hielten respektvoll Abstand, folgten Marais aber überallhin, seit vor über zwölf Stunden Stone den Anschlag auf sein Leben verübt hatte.
    Es widerstrebte Sergei fast schon, Marais zu stören, doch er wusste, eine andere Gelegenheit würde sich nicht bieten, da das Gericht in gut einer Stunde wieder zusammenkam. Als er sich räusperte, drehte sich Marais zu ihm um. Seine erschöpfte Miene nahm einen Ausdruck an, der vielleicht ein Lächeln sein sollte.
    Sergei salutierte, doch Marais hielt ihm einfach die Hand hin, die er ergriff. »Schon eine beeindruckende Aussicht«, sagte der Admiral und deutete auf die Mondlandschaft.
    »Ja, Sir.« Sergei lehnte sich auf das Geländer und sammelte seine Gedanken. »Sir, es gibt da etwas, das Sie wissen sollten.«
    »Wirklich?«
    »Ja, Admiral. Wir … ich will sagen, eine Reihe von Offizieren, die unter Ihnen dienten, möchten klarstellen, dass sie unverändert zu Ihnen stehen, Sir. Die meisten von uns – und dazu zähle ich mich auch – können sich mit dem Gedanken an eine Rückkehr in den Dienst der Navy oder an einen Wechsel ins Privatleben nicht so recht anfreunden. Daher haben wir uns gefragt, welche Zukunftspläne Sie verfolgen.«
    »Zukunftspläne?« Marais zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. »Darüber wird wohl das Gericht entscheiden, oder finden Sie nicht? Sie könnten auf die Idee kommen, mich zu erschießen.«
    »Selbst wenn sie so entscheiden sollten, Sir, nehme ich nicht an, dass Sie das zulassen werden.«
    »Ich glaube, weder das Hohe Nest noch meine loyalen Offiziere würden das zulassen. Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass ich freigesprochen werde.«
    »Was zu massiven Unruhen führen würde.«
    »Allerdings.« Marais stützte sich ebenfalls auf dem Geländer ab; das von der Landschaft reflektierte Licht schien ihm ins Gesicht. »Vermutlich wird es irgendein Mittelweg sein, der wohl mit dem Gang ins Exil verbunden sein dürfte – freiwillig oder unfreiwillig. In diesem Fall werde ich zum Hohen Nest zurückkehren und in der Funktion dienen, die hi Sse’e mir zugewiesen hat.«
    »Admiral …« Sergei drehte sich zu ihm um. »Mylord, ich glaube, einige von uns würden Sie gern begleiten. Sofern Sie das möchten.«
    Marais schien über das Eingeständnis überrascht zu sein. »Ich würde es begrüßen, aber ich fürchte, es wäre ein Exil auf Lebenszeit. Sind Sie bereit, das zu akzeptieren? Sie würden damit alle Brücken hinter sich …«
    »Wir sind uns der Konsequenzen bewusst, Mylord. Für einige von uns ist die Karriere bereits beendet, für einige andere wird sie in einer Sackgasse enden. Wir wussten, worauf wir uns einließen, als wir Ihnen folgten, und wir wissen es auch jetzt.«
    »Ich verstehe.« Marais sah ihn mit einer Mischung aus Trauer und Wut an. »Wissen Sie«, sagte er schließlich, »als ich mich für diesen Weg entschied, hatte ich eine gute Vorstellung davon, wie die Anklage lauten würde. Ich ging von Untreue und
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