Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bator, Joanna

Bator, Joanna

Titel: Bator, Joanna
Autoren: Sandberg
Vom Netzwerk:
Kommt, wir nehmen ihn mit und legen ihn vor die Kirche, lacht
Jagienka. Edyta versucht, es ihr nachzutun, Irena hat manchmal Angst, was
daraus werden soll, und denkt, sie würde lieber ins Kino gehen oder Musierowicz
lesen, das wäre friedlicher als auf dem Friedhof zu sitzen, doch Widerspruch liegt
nicht in ihrer Natur. Er liegt irgendwo, wo sie nie hingelangen wird, deshalb
lacht sie und sagt: Wenn Kaplan Adas uns jetzt sehen würde!
    Jagienka weiß
von Zbyszek Lepki nur, dass Dominika und Mafgosia Lipka einen Studienplatz in
Warschau bekommen haben. Diese Chmura, verfickt noch mal, die hat Köpfchen wie
ein Kerl, sagt Zbyszek und versteht nicht, warum seine Liebste so wütend wird.
Hab ich was falsch gemacht? fragt er, oder bist du schon ganz am Arsch? Jagienka
fragt zurück, was würdest du tun, wenn ich jetzt rausspränge, würdest du um
mich weinen? und lehnt sich aus dem Fenster im zehnten Stock des Hotels
Sudeten, und er sieht ihr Gesicht verzerrt durch die unebene Glasscheibe,
hässlich wie das Gesicht einer Wasserleiche, und er denkt: Spring ruhig, Alte,
bloß nicht, wenn ich dabei bin.
    Der Juli kommt
mit einer Trockenheit, dass im Babel das Wasser knapp wird. Die Leute stehen
mit ihren Eimern Schlange an den Wassertankwagen, zu müde und ärgerlich, um
sich über einen weiteren Selbstmord zu freuen, zumal es bloß Ratte war, der
runtergesprungen ist, und damit hatte man seit Jahren gerechnet. Die ganze Zeit
weht ein Wind, der warm und stickig ist wie Menschenatem, er trägt Abfall und
seltsame neue Gerüche herbei. Die Frauen beschweren sich, dass ihr Haar
elektrisch ist, und tauschen Tipps aus, wie man es bändigen kann. Die Alteren,
wie zum Beispiel die Lepka, behaupten, häufiges Waschen sei am schädlichsten,
von diesen Spülungen würde das Haar nur noch fettiger, am besten man wäscht
sich die Flaare nicht, stäubt nur Mehl darauf, das zieht das Fett heraus,
danach braucht man es bloß durchkämmen, und schon ist es sauber. Jagienka geht
zu Iwona, um sich Strähnchen färben zu lassen. Da sitzt sie mit einer grünen
Badehaube auf dem Kopf, und Iwona zieht mit der Häkelnadel Strähnchen durch
die Löcher in Jagienkas neuer Gummihaut. Jagienka gefällt Iwonas Farbe,
wirklich schön, so eine Farbe wollte sie immer schon haben. Irgendwie sind sie
früher nie dazu gekommen sich anzufreunden. Aber dafür ist es noch nicht zu
spät. Natürlich nur, wenn Iwona will. Sie könnten doch mal zusammen einen
Kaffee trinken? Oder Eis essen, am Babel? Super! Dann können sie quatschen.
Iwona kann ja ihre kleine Tochter mitbringen. Patrycja - sie heißt doch so?
Nennt sie sie Pati? Das hört sich elegant an. Sie, Jagienka, hat Kinder auch so
gern, vor allem kleine Mädchen, doch ihre würde sie nicht Patrycja nennen,
sondern Angelina oder Milena. Iwona hat wirklich Glück, sie hat einen guten
Mann und so eine süße kleine Tochter, das sagt jeder. Wirklich. Warum in die
Ferne schweifen, wenn man das Glück doch so nah finden kann. Sie will nie weg
von hier, geht es ihnen etwa schlecht auf Piaskowa Göra? Vor allem, wenn man
Freundinnen hat. Frauen brauchen eine verwandte Seele, die wie eine Schwester
für sie ist. Iwona schmiert Perhydrol-Paste auf Jagienkas Haar und sieht sich
selbst durch ihre Augen. Ein Glückspilz mit einem besonders schönen Blondton,
befreundet mit Jagienka, der Hübschesten in der Klasse. Ihr gefällt das Bild,
es ist etwas ganz Neues.
    Am selben Abend
erzählt Jagienka Edyta und Irena von dem Besuch im Friseursalon. Wie lächerlich
ist doch diese dicke Kuh, dieses dumme Frauchen, Iwona, wie lächerlich und
jämmerlich mit ihrem fetten hässlichen Balg, das ein Gesicht hat wie ein verschrecktes
Ferkel. Aber Jagienka lässt sich nichts anmerken, o nein. Bald werden sie sich
treffen, und Iwona gibt der neuen Freundin die kleine ganz in Rosa gekleidere
Pati auf den Arm. Diese Jagienka, die muss Kinder wirklich gern haben, wie sie
mit ihr redet, was für lustige Gesichter sie macht, nur schade, dass die Kleine
die ganze Zeit heult. Iwona hatte Dominika versprochen, dass sie das Geheimnis
für sich behält, aber als Jagienka sie fragte, da ist es ihr irgendwie so
rausgerutscht, sie musste es sagen. Sonst hätte sie doch undankbar gewirkt. Du
musst nicht, wenn du mir nicht traust, kein Problem, hatte Jagienka gesagt, und
da hat sie es erzählt, es ging nicht anders. Dass sie zusammen nach Warschau
durchbrennen wollen, Dominika und Adas. Am zehnten Juli, mit dem Nachtzug.
Iwona hätte nichts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher