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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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könne durchaus noch ein, zwei
weitere davon besorgen, wenn er interessiert sei. Doch er lächelte nur nervös
und wechselte dann rasch das Thema.
    »Ihre Hose gefällt mir«,
bemerkte er.
    Ich blinzelte liebevoll auf
das Kleidungsstück hinab und nickte. »Danke«, erwiderte ich, »sie ist wirklich
sehr hübsch, nur leider schnürt sie mir alles ab.«
     
    5
     
    Es war Serienkiller-Woche im
Kein Alibi, und bisher erfreute sich der Chianti größerer Beliebtheit als der
Dicke-Bohnen-Eintopf.
    Ich lege großen Wert darauf,
dass in meinem Buchladen stets eine einladende Atmosphäre herrscht. Wir haben
ein gemütliches Sofa, eine Kaffeemaschine, und es gibt sogar eine Toilette,
wenn jemand mal dringend muss. Aber all diese Angebote bestehen natürlich unter
der stillschweigenden Voraussetzung, dass der Kunde auch etwas kauft. Schließlich bin ich nicht die
verdammte Wohlfahrt. Meinetwegen kann es was von dem Tisch »Kauf eins und du
kriegst ein weiteres zum Vorteilspreis« sein, oder ich kann ein schwierig
aufzutreibendes Werk aus dem Internet bestellen, was der Kunde natürlich
ebenso gut selbst zu Hause tun könnte, wäre er nicht so eine Dumpfbacke, oder,
noch besser, er könnte mich bitten, ihm ein wirklich gutes Buch auszuwählen,
auf der Basis meiner zwanzigjährigen Erfahrung im Krimi-Genre. Denn letztlich
ist das Leben einfach zu kurz, um anderthalb Stunden auf einen Kriminalfall zu
verschwenden, der am Ende von der Katze gelöst wird.
    Die Serienkiller-Woche begann
wenig verheißungsvoll, da beim Eröffnungsabend mit Brot und Wein unverhofft ein
Ex-Zuchthäusler hereinplatzte, der wohl das Ankündigungsplakat missverstanden
hatte. Immerhin konnte er uns die Sicht eines echten Profis auf das Genre
vermitteln, obwohl er meiner Meinung nach nicht auf der Höhe der forensischen
Forschung mit ihren enormen Fortschritten war. Immerhin machte er sich eifrig
Notizen. Eine meiner Stammkundinnen warf mehr als nur ein Auge auf ihn, und die
beiden verließen den Abend vorzeitig Arm in Arm und unter heiterem
Geschnatter. Ich persönlich glaube sowohl an die tätige Reue wie an die Kraft
der Liebe, andererseits weiß ich, dass die Rückfallquote bei Mördern
sechsundsiebzig Prozent beträgt; daher gehe ich davon aus, dass wir in nicht
allzu ferner Zukunft entweder von der Hochzeit der beiden erfahren werden oder
aber vom spurlosen Verschwinden meiner Kundin.
    Gewöhnlich laden wir zu diesem
Anlass auch Autoren ein, die aus ihren Büchern lesen oder Vorträge halten,
allerdings mit recht unterschiedlichem Erfolg. Der Heilige Gral bei einer
solchen Lesung ist natürlich Thomas Harris, der Autor von Das Schweigen der Lämmer sowie zahlloser alberner
Nachfolgewerke. Albern deshalb, weil meine freundliche Einladung per E-Mail,
unser Ehrengast zu sein, als Spam markiert zurückkam und damit ebenso unbeantwortet
blieb wie alle nachfolgenden Versuche der Kontaktaufnahme. Pech für ihn. Ich
bin mir sicher, er hätte meine Kunden, diese prickelnde Mischung aus verklemmten
Sesselpupsern, Ladendieben, Alkoholikern und Studenten unwahrscheinlich
faszinierend gefunden. Außerdem hätte das Hinzufügen seines Namenszuges nicht
nur helfen können, die langsam vergilbende Pyramide seiner unzähligen
unverkauften Romane abzutragen, vielleicht hätte er aufgrund seiner intimen
Kenntnisse des soziopathischen Bewusstseins Krimineller auch etwas zu meinem
bisher rätselhaftesten Fall beitragen können, der als Der Fall der Schwuchtel auf
der Überführung in die Annalen eingehen sollte.
    Wie üblich hatte alles
begonnen, als ein Kunde sich zögerlich der Theke näherte und mir ein Buch zum
Abkassieren hinhielt. Bücher sind kostbare Gegenstände, und man kann sie nicht
einfach aus dem Regal pflücken wie Dosenerbsen im Supermarkt. Ich hatte den
Mann dabei beobachtet, wie er wahllos danach griff, nicht einmal den
Klappentext studierte, der, wie ich wusste, bereits neun Zehntel des Plots
verriet, oder gar das Zitat des Toronto Star auf der Rückseite, das die Identität des Mörders preisgab.
Stattdessen legte er es mit dem Titel nach unten auf die Theke, als schämte er
sich, damit gesehen zu werden. In Wahrheit war es sogar ziemlich
anspruchsvoller Stoff, ein Robert B. Parker, und ich wäre durchaus befugt und
bereit gewesen, ihm den Kauf wegen mangelnden Respekts zu verweigern, aber dann
bemerkte ich seine traurige Miene und seine tief in den Höhlen liegenden Augen,
also ließ ich es ihm, weil Spenser immer ein gutes Heilmittel bei
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