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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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jetzt verpasst.«
    »Sie ist um zwei zurück.«
    »Verdammt, ich muss zurück in
die Arbeit - aber ich kann ja anrufen, ob sie was rausgefunden hat. Nach wem
soll ich fragen?«
    »Fragen Sie nach Natasha.«
    »Natasha...?«
    »Genau, Natasha.«
    »Und der Nachname...?«
    »Verlangen Sie einfach
Natasha. Natasha aus der Kosmetikabteilung.«
    »Nur für den Fall, dass es zu
einer Verwechslung kommt, wie heißt sie mit vollem Namen ...?«
    »Wir haben hier nur eine
Natasha.«
    Mrs. Gearys Lederhose sollte
um zwei zurückkehren, also kein Grund zur Panik.
    »Um ehrlich zu sein«, erklärte
ich Laura, denn so hieß sie ihrem Namensschild zufolge, »Ihre Kollegin ist mir
keine große Hilfe. Ich war jetzt schon dreimal hier, und jedes Mal vertröstet
sie mich mit irgendwelchen Ausreden. Eigentlich bin ich hier, um mich zu
beschweren. Kann ich bitte den Geschäftsführer sprechen?«
    Laura blickte überrascht,
nickte aber und begab sich zum Telefon. Wenige Minuten später steuerte eine
Frau in elegantem Businessanzug auf mich zu. »Ich habe gehört, Sie möchten sich
über Miss Irvine beschweren.«
     
    Vierzig Minuten später kehrte
Natasha Irvine vom Lunch zurück. Ich hatte mich gleich links neben der Eingangstür
der Boots-Filiale postiert. Sie war ein mondgesichtiges Mädchen mit großen
Augen. In ihren Mundwinkeln hingen noch Krümel von dem Würstchen im
Schlafrock, das sie zum Mittagessen vertilgt hatte, und sie zuckte zusammen,
als ich sie begrüßte. »Hallo, Natasha.«
    Sie blieb stehen und begann zu
lächeln, realisierte dann aber rasch, dass sie mich nicht kannte. Womöglich
wurde sie sogar rot, aber das war nicht zu erkennen unter dem ganzen Make-up,
mit dem sie ihr Gesicht zugekleistert hatte.
    »Sie sind doch Natasha Irvine,
oder?« Ihr Unterkiefer klappte ein Stück herunter. »Ich wollte mit Ihnen über
Ihre Lederhose sprechen.«
    Ich musterte sie mit meinem
harten Blick, der in etwa meinem normalen Blick entspricht, nur eben eine Spur
härter. Wäre sie nur halbwegs bei Verstand gewesen, hätte sie an diesem Punkt
eigentlich verlangen können, dass ich mich ausweise. Woraufhin ich ihr meinen
Videothekenausweis und meinen Organspenderpass hätte zeigen oder ihr mit
meinem Rezept hätte vor der Nase herumwedeln können, um mich dann vom Acker zu
machen, halblaut über dieses und jenes lamentierend. Doch das Glück war auf
meiner Seite, und mein harter Blick erwies sich als bei weitem ausreichend.
    »O Jesus«, sagte sie, »sie ist
gestohlen, oder?«
    Ich hob eine Braue.
    »Gott im Himmel«, sagte sie.
»Ich hab nur einen Blick darauf geworfen und genau gewusst, dass er sich so was
niemals leisten kann. Meiner Familie gehört ein Lederreparaturladen in der
Newtownards Road, daher kenn ich die Preise. Aber er hat mir hoch und heilig
geschworen, dass er dafür gespart hat. Jesusmaria.« Sie ließ etwas Luft aus
ihren aufgeblasenen Wangen entweichen. »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich mag
die Hose nicht mal besonders. Ich hab ziemlich Gewicht zugelegt seit der
Geburt der Zwillinge, und das Ding schnürt mir alles ab. Ich trage sie nur,
damit er glücklich ist. Was soll ich denn jetzt machen?«
    Erneut starrte ich sie an. Auf
ihrer Stirn glänzten bereits Schweißperlen, und ich beschloss, die Sache schnell
hinter mich zu bringen, für den Fall, dass demnächst eine massive
Make-up-Lawine niederging. »Ich werde Ihnen sagen, was wir machen«, erwiderte
ich und zückte meine Brieftasche. »Ich hab wirklich Besseres zu tun, als diesen
Fall zur Anzeige zu bringen. Allein schon der Papierkrieg ist ein verfluchter
Alptraum. Zufälligerweise hat der Besitzer eine Belohnung ausgesetzt. Sie
können Ihrem Mann also einfach erzählen, man hätte Ihnen die Hose bei der
Arbeit aus dem Spind geklaut. Er kauft Ihnen ein neues Geschenk, und Sie sind
um zweihundert Pfund reicher.« Ich zog das Geld heraus und hielt es ihr hin.
»Der Besitzer kriegt die Hose zurück, ich spare mir den Papierkram, und Sie
kassieren ab. Wie klingt das für Sie?«
    »Zu schön, um wahr zu sein«,
sagte sie.
    »So ein Angebot kommt nie
wieder«, bestätigte ich.
    Kurz ließ sie sich die Sache
durch den Kopf gehen, dann nickte sie rasch. »Aber könnten Sie vielleicht auf
zweihundertfünfzig raufgehen?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie
sind wohl kaum in der Position, Forderungen zu stellen, Schätzchen«, knurrte
ich. Am Ende einigten wir uns auf zweihundertfünfundvierzig.
     
    4
     
    In den Buchladen
zurückgekehrt, wies ich Jeff
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