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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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Geld wollten sie später zurückerstatten. Allerdings warte ich noch heute
darauf.«
    »Aber wenn diese Leute behaupten,
die Lederhose wäre beschädigt worden, wie kann es dann sein, dass exakt
dasselbe Kleidungsstück unlängst dabei gesichtet wurde, als es mit mehreren
Knoten pro Stunde die Royal Avenue hinunterrauschte?«
    »Ehrlich gesagt, keine Ahnung.
Da müssen Sie schon selbst nachfragen.«
    Er gab mir ihre Nummer und
erklärte mir, die Firma liege in der Newtownards Road. Ich dankte ihm für seine
Mühe, und da ich immer noch angemessen enthusiastisch beziehungsweise ziemlich
gelangweilt war, wollte ich gerade dort anrufen, als die Ladentür aufging und
ein Mann eintrat, der mich fragte, ob ich ihm den neuen John Grisham empfehlen
könne, worauf ich erwiderte: »Ja, wenn Sie geistig zurückgeblieben sind.«
     
    2
     
    Wie sich herausstellte, war
John Grisham gerade im Vereinigten Königreich unterwegs, um seine Bücher zu
signieren. Da er jedoch das Höllenspektakel vermeiden wollte, das
üblicherweise mit seinen Auftritten einherging, besuchte er die Buchhandlungen
völlig unangemeldet. In meinen Augen kein sonderlich zweckmäßiges Vorgehen,
aber jeder auf seine Weise. Da sein Gesicht auf der Rückseite all seiner
Bücher prangt, habe ich mindestens sechsmal am Tag die Gelegenheit, es mir zu
betrachten, und natürlich erklärte ich sofort, ich hätte ihn auf Anhieb
erkannt, obwohl er, ehrlich gesagt, ohne professionelle Ausleuchtung und
Make-up korpulenter wirkte, seine Haare um einiges länger und recht ungepflegt
trug, seine Gesichtshaut fleckig und sein Hals von einer Art Ausschlag befallen
war. Aber es war von Vorteil, dass ich mit einem ehrlichen Gesicht geboren bin,
denn offensichtlich fasste er meine schnoddrige Eingangsbemerkung als
typisches Beispiel unseres vielgepriesenen irischen Humors auf.
    Ich machte ihm einen Kaffee,
während er Exemplare seiner Romane signierte. Und da er als Amerikaner vermutlich
keinen Wert darauf legte, allzu überschwänglich für seinen Reichtum und seine
Berühmtheit bewundert zu werden, weihte ich ihn stattdessen in die Geschichte
von Mrs. Gearys Lederhose ein. Wobei ich besonders die Tatsache hervorhob, dass
das Kleidungsstück aus Texas kam, meines Wissens nach die Ecke Amerikas, aus
der auch er ursprünglich stammte. Trotzdem wirkte er nicht sonderlich
interessiert, vielmehr versuchte er immer wieder, das Gespräch darauf zu
lenken, wie viele Exemplare von seinem neuen Buch ich denn nun genau zu bestellen
gedachte. Nicht unbedingt ein Thema, das ich gerne vertiefte, da man seine
Schmöker in den Supermärkten für die Hälfte kriegt und ich daher keinen Sinn
darin sah, mehr als nur ein paar wenige Exemplare vorrätig zu haben. Als er
irgendwann mit dem Signieren seiner Bücher fertig war, verlegte er sich darauf,
die Werke anderer Autoren zu signieren. In meinen Augen ein etwas
ungewöhnliches Vorgehen, andererseits konnte es aber auch nicht groß schaden.
Im Gegenteil, es war mal was Neues, und vielleicht half es ja dabei, ein paar
alte Ladenhüter loszuschlagen. Der zusätzliche Profit wäre vermutlich nicht
allzu hoch, vielleicht ähnlich dem Preisunterschied zwischen acht Scheiben
gekochtem Bauchfleisch in wiederverschließbarer Plastikverpackung und einem
frischen, saftigen Lendensteak, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.
Erst nachdem er wieder abgezogen war und ich die signierten Bücher im
Schaufenster aufzustellen begann, fiel mir auf, dass er die meisten Bücher mit
»Johnny Grisham« oder »David Grisham« unterschrieben hatte, manche mit »Der
Herrscher aller Heerscharen« und eines sogar mit »Wie viel wiegt Ihr Piano?«
Woraufhin ich begann, mir Gedanken über die verhängnisvolle irische Neigung zu
machen, auf jede Person mit amerikanischem Akzent hereinzufallen, ob sie nun
Sozialhilfeempfänger, Wahnsinniger oder Präsident war, und ganz egal, was für
sinnentleertes Gewäsch sie von sich gab.
    Dementsprechend befand ich
mich nicht gerade in bester Laune, als ich irgendwann kurz vor Ladenschluss
bei Hauteng anrief, der Lederwarenreinigungsfirma. Ich verzichtete diesmal
bewusst darauf, mich vorzustellen, erwähnte lediglich, ich handle im Auftrag
meines Klienten Mr. Geary, doch bevor ich auch nur zum Gegenstand meiner
Beschwerde kommen konnte, fragte der Mann am anderen Ende bereits: »Sind Sie
Mr. Block?«
    Ich räusperte mich und
verlangte dann zu wissen, was mit der Lederhose geschehen war.
    »Die Maschine hat sie
zerfetzt. Eine
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