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Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
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bewusst gesetzt -, weil ich sie also
in meiner Darbietung nicht als Partnerin oder auch nur als Assistentin gewürdigt hatte, näherten wir
uns einander langsam wieder an. Von mir ermutigt, arbeitet sie inzwischen nur
noch halbtags im Juwelierladen, um mehr Zeit für ihre Comics zu haben. Bei
einigen ihrer Geschichten habe ich ihr sogar geholfen. Seither hat sie nie
wieder Brendan Coyles Schreibkurs besucht, und das ist auch besser so.
    Ich hatte gehofft, sie würde
die Bemerkung über eine mögliche Heirat, die mir aus irgendeinem Grund während
meiner öffentlichen Auflösung des Falls entschlüpft war, bald wieder vergessen,
doch leider hatte ich mich in diesem Punkt verrechnet. Zwar brachte sie es
fertig, das Thema sechs Wochen lang nicht anzuschneiden, obwohl wir wie zuvor
miteinander gingen und gelegentlich auch Sex miteinander hatten; aber dann, an
einem Abend, an dem sie eigentlich behauptet hatte, sie könnte mich nicht
treffen, weil sie an einem Comic arbeitete, tauchte sie überraschend vor meiner
Haustür auf, und das, obwohl ich ihr mehrfach klargemacht hatte, dass ich
solche Überraschungen überhaupt nicht schätze. Nicht, dass sie eigens einen
Termin mit mir vereinbaren musste, aber eine kurze Vorwarnung hätte mir
immerhin erlaubt, vorher das Haus aufzuräumen. Obwohl das Haus selbstverständlich
immer aufgeräumt ist, und zwar picobello, aber das ist ja hier gar nicht der
Punkt.
    Wie dem auch sei, ich bat sie
trotzdem herein, kochte ihr einen Kaffee und bot ihr einen Platz am Küchentisch
an.
    »Du
wirkst verärgert«, stellte ich fest.
    »Wirst
du mich jemals heiraten?«, platzte sie heraus.
    »Brrr,
immer langsam mit den jungen Pferden.« Ich bot ihr einen mit Orangenmarmelade
gefüllten Keks an. Sie beachtete ihn nicht.
    »Warum verkündest du so was in
der Öffentlichkeit und stehst dann nicht dazu?«
    »Ich war nur auf den Effekt
aus.«
    »Weißt du eigentlich, wie
verletzend so was ist?« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast keine Ahnung, oder?
Weißt du, was dein Problem ist? Du bist ein Gefühlskrüppel.«
    »Man soll nicht Krüppel sagen.« Doch mein Versuch, die
Sache humorvoll abzubiegen, schlug erbärmlich fehl. »Ich bin, wie ich bin«,
erklärte ich.
    »An diesem Abend bei der Party
in Trevors Haus, da warst du so voller Leben, du hast gesungen und gelacht und
Witze gerissen, und du bist mit allen gut ausgekommen. Da war nichts von
diesem Hass zu
spüren.«
    »Ich hasse nicht. Ich bin nur misstrauisch. Vielleicht hat das mit meinem
Beruf zu tun. Wenn sich alles um Mord, um Fakten und Fiktionen dreht, dann ist
es nur allzu natürlich ...«
    »Das hat einen feuchten Dreck
mit deinem Beruf zu tun.«
    »Das war nicht ich bei dieser
Party. Ich war betrunken. Willst du, dass ich die ganze Zeit betrunken bin?«
    »Das war ein Ausblick auf die
Person, die du sein kannst, wenn du deine Hemmungen ablegst, wenn du deine Paranoia
im Griff hast und dein Misstrauen schwindet. Die Menschen sind nicht schrecklich, du
behandelst sie nur so.«
    Das war, offen gesagt, lächerlich. Ich gebe jedem eine faire
Chance. Dass die Menschen dann üblicherweise erbärmlich versagen, ist ihr
Problem, nicht meines.
    »Wenn ich so schrecklich bin,
Alison, was machst du dann überhaupt hier?«
    Sie musterte mich. »Weil ich
Hoffnung für dich sehe.«
    »Mit dir?«
    »Genau, mit mir. Ist das so
merkwürdig? Ich sehe dich als kleinen Schmetterling, gefangen in seinem Kokon
und nicht imstande, auszuschlüpfen.«
    »Larve«, stellte ich richtig. »Den
Verpuppungszustand des Schmetterlings bezeichnet man als ...«
    »Halt die Klappe«, entgegnete
sie. »Es ist mir ernst. Du musst hier raus. Dieses Haus hier - es bringt dich
um. Es ist wie ein Museum. Oder wie ein Mausoleum. Du solltest - zu mir
ziehen.«
    Sie blickte hinab auf den
Tisch und nahm sich einen Keks. Darauf hatte sie es also abgesehen. Okay, sie
war alles, was ich mir je erträumt hatte, aber trotzdem.
    »Ich habe hier gewisse
Pflichten.«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Aber Mutter...«
    »Du hast gar keine Mutter.«
    »Das ist lächerlich, jeder hat
eine ...«
    »Hör auf damit. Sofort. Deine
Mutter ist tot. Sie ist deine Ausrede, um dich vor der Welt zu verstecken. Bildest
du dir etwa ein, ich wüsste es nicht? Wie kommt es, dass sie nie hier ist? Und
warum geht sie nie ans Telefon? Wie kann es sein, dass sie in allem von dir
abhängig ist, und du trotzdem Tage und Nächte im Buchladen verbringst, ohne
einmal nach Hause zu gehen und sie zu füttern?«
    »Glaubst
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