Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bateman, Colin

Bateman, Colin

Titel: Bateman, Colin
Autoren: Ein Mordsgeschaeft
Vom Netzwerk:
an, die Hüte aus dem Schaufenster zu nehmen, und
gab ihm dann für den Rest des Tages frei. Außerdem zahlte ich ihm einen
hübschen kleinen Bonus. »Wofür ist das denn?«, wollte er wissen.
    »Gefahrenzulage«, erklärte
ich. Ich fühlte mich in Spendierlaune.
    Als er gegangen war, setzte
ich mich hinter die Kasse, legte die Füße auf die Theke und feierte meinen Sieg
mit einem Twix. Zwischen dem ersten und dem zweiten Riegel rief ich Mr. Geary
an.
    »Raten Sie mal, wer dran
ist?«, flötete ich.
    Er unternahm fünf erfolglose
Versuche, also verriet ich es ihm, und da er mir immer noch leicht verwirrt
schien, erinnerte ich ihn an unser Gespräch, worauf ihm endlich ein Licht
aufging. »Ach, richtig.« Natürlich rückte ich nicht gleich mit der guten
Nachricht heraus, denn zuerst sollte er erfahren, wie viel Mühe mich die ganze
Angelegenheit gekostet hatte. Ich schilderte ihm den gesamten Hergang des
Verbrechens, seit er die Hose seiner Frau bei Blitz-Schnell-Sauber abgegeben
hatte: Wie sie das gute Stück an einen Subunternehmer in der Newtownards Road
weitergeleitet hatten, wie der Besitzer Miss Irvines Freund ihre Qualitäten
geschildert haben musste, der daraufhin beschloss, sie gäbe ein perfektes
Geschenk ab. Wie er anschließend den Besitzer zu der Falschaussage genötigt
hatte, die Hose sei beschädigt worden; und wie der Firmeninhaber in Panik
geraten war, als ich genau die richtige Dosis Druck auf ihn ausgeübt hatte. Und
wie ich schließlich unter Lebensgefahr die Hose aufgespürt und sichergestellt
hatte.
    »Ich habe sie zurück, Mr.
Geary«, frohlockte ich, während ich den Schokoriegel vor meine Augen hob und
bewunderte. »Ich bin im Besitz der Lederhose Ihrer Frau.«
    Er schien nicht gerade
überwältigt. »Oh ... also, das ... nun, das ist schön.«
    »Das Ganze hat mich
fünfhundert Pfund gekostet, aber ich denke, das ist immer noch ein relativ
preisgünstiger Weg, eine Ehe zu retten.« Er räusperte sich, und ich fuhr fort.
»Also, wollen Sie vorbeikommen und sie abholen?«
    »Äh ... nein«, erwiderte er.
    »Nein?«
    »Na ja, die Sache ist die, es
hat sich rausgestellt, dass sie die Hose nie wirklich gemocht hat.«
    »Aber...«
    »Sie ist nur ausgerastet, weil
ich so dumm war, sie zu verlieren. Nicht wegen der Hose selbst. Ich hab das
irgendwie missverstanden.«
    »Aber... es ist eine
wunderschöne Hose ...«
    »Ich weiß, aber offensichtlich
ist sie ihr zu eng und schnürt ihr alles ab.«
    »Aber ich habe eine Menge Geld
...«
    »Ich fürchte, das ist Ihr
Problem.«
    »Aber ... was soll ich denn jetzt mit...«
    »Vielleicht können Sie die Hose Ihrer Frau geben.« Das
Twix schmolz in meiner Hand. »Ja, schön wär's«, seufzte ich.
     
    Ich hatte zweihundertfünfzig
Pfund für diese Hose aus dem Fenster geworfen, gar nicht zu reden von den
schlaflosen Nächten, meinem explosionsartig gestiegenen Blutdruck und den
fünfundsechzig Mäusen, die ich für billige Hüte von Dünnes ausgegeben hatte.
Eines Tages würde ich dem Kerl begegnen, von dem der berühmte englische Spruch
stammt, If
you want to get ahead, get a hat, und ihm gründlich den Marsch blasen. Bis dahin hatte
ich mich jedoch um ein Geschäft zu kümmern. Außerdem habe ich festgestellt,
dass in Zeiten, in denen alles andere schiefläuft, Literatur eine große Hilfe
sein kann. Gleich am nächsten Tag kam ein aufstrebender Buchsammler in meinen
Laden und erkundigte sich nach signierten Erstausgaben. Woraufhin ich ihm
einen der Grishams zeigte. Er wog ihn in der Hand, als wüsste er, was er tat.
»Wie viel?«
    »Das wollen Sie nicht wirklich
wissen...«, brummte ich so desinteressiert wie möglich. »Doch«, beharrte er.
    Rasch stellte ich Berechnungen
an. Zweihundertfünfzig, plus fünfundsechzig für die Hüte, plus zweihundert für
meinen Zeitaufwand und weitere fünfzig als Gefahrenzulage. Fünfhundertsechzig,
erwiderte ich schließlich. Als daraufhin sämtliche Farbe aus seinem Gesicht
wich, wurde mir klar, dass das weit über seinen ursprünglichen Preisvorstellungen
lag. Doch in den vielen Jahren als Geschäftsmann habe ich gelernt, dass man
einen Preis nur hoch genug ansetzen muss, damit irgendwann ein Trottel
hereingestolpert kommt und sich hoffnungslos in die Ware verguckt. Und
tatsächlich zückte der Kerl seine Kreditkarte und kaufte den Grisham. Ich
schrieb wieder schwarze Zahlen und hatte, so stand es jedenfalls zu hoffen,
meine Lektion gelernt.
    Das Buch steckte ich ihm in
eine hübsche Tüte, wobei ich erwähnte, ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher