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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Sekunden brauchte, bis er seine Sprache wiederfand. »Schön«, sprudelte er zuletzt heraus, »sie kann dich haben. Ich will dein hässliches Gesicht nie wieder sehen. Komm nicht wieder ins Palais Vorkosigan zurück. Esterhazy wird dir noch vor Anbruch der Nacht deine Sachen bringen.«
    Er drehte sich herum und marschierte davon. Sein großer Abgang, der schon schwach war, wurde dadurch verdorben, dass er über seine Schulter zurückblickte, bevor er die Ecke umrundete.
    Ara gab einen sehr erschöpften Seufzer von sich.
    »Glaubst du, er meint das diesmal so?«, fragte Cordelia. »All das Zeug über ›niemals wieder‹?«
    »Regierungsangelegenheiten werden es erforderlich machen, dass wir miteinander kommunizieren. Er weiß das. Lass ihn heimgehen und ein bisschen dem Schweigen lauschen. Dann werden wir sehen.« Er lächelte düster. »Solange wir leben, können wir nicht voneinander loskommen.«
    Sie dachte an das Kind, dessen Blut sie nun verband, sie mit Aral, Aral mit Piotr, und Piotr mit ihr selbst. »So scheint es.« Sie blickte entschuldigend zu Bothari. »Es tut mir leid, Sergeant. Ich wusste nicht, dass Piotr einen durch Eid gebundenen Gefolgsmann feuern konnte.«
    »Nun ja, genaugenommen kann er auch nicht«, erklärte Aral. »Bothari wurde gerade einem anderen Zweig des Haushalts zugewiesen. Dir.«
    »Oh.« Genau das, was ich immer schon wollte, mein eigenes Monster. Was erwartet man von mir, dass ich ihn in meinem Wandschrank aufhebe? Sie rieb sich den Nasenrücken und betrachtete dann ihre Hand. Die Hand, die Botharis Hand auf dem Schwertgriff umfasst hatte. So. Und so. »Lord Miles wird einen Leibwächter brauchen, nicht wahr?«
    Aral neigte interessiert den Kopf. »In der Tat …«
    Bothari sah plötzlich so gespannt hoffnungsvoll aus, dass Cordelia den Atem anhielt. »Einen Leibwächter«, sagte er, »und eine Rückendeckung.
    Kein Rüpel könnte ihm etwas zuleide tun, wenn … lassen Sie mich ihm helfen, Mylady.«
    Lassen Sie mich helfen. Das reimt sich mit Ich liebe Sie, nicht wahr? »Das wäre …« – unmöglich, verrückt, gefährlich, unverantwortlich – »mir ein Vergnügen, Sergeant.«
    Sein Gesicht leuchtete auf wie eine Fackel. »Kann ich schon jetzt damit anfangen?«
    »Warum nicht?«
    »Ich werde also da drin auf Sie warten«, er nickte in Richtung auf Vaagens Labor. Dann schlüpfte er zurück durch die Tür. Cordelia konnte sich ihn genau vorstellen, wie er wachsam an der Wand lehnte – sie hoffte, dass seine argwöhnische Anwesenheit nicht die Ärzte so nervös machen würde, dass sie ihren zerbrechlichen Patienten fallen ließen.
    Aral atmete laut und vernehmlich aus und nahm sie in seine Arme. »Habt ihr Betaner irgendwelche Kindergeschichten über die Namenstagsgeschenke der Hexe?«
    »Die guten und die bösen Feen scheinen für dieses Kind alle in großer Zahl unterwegs zu sein, nicht wahr?« Sie lehnte sich gegen den kratzenden Stoff seiner uniformierten Schulter. »Ich weiß nicht, ob Piotr Bothari für einen Segen oder für einen Fluch hielt. Aber ich wette, er wird wirklich die Rüpel fernhalten. Wer auch immer die Rüpel sein mögen. Es ist eine seltsame Liste von Geburtstagsgeschenken, die wir unserem Kleinen überreicht haben.«
    Sie kehrten ins Labor zurück und lauschten aufmerksam dem Rest des Vortrags des Doktors über Miles’ besondere Bedürfnisse und Verletzlichkeiten, arrangierten den Zeitplan für die erste Behandlungsrunde und wickelten ihn warm für die Fahrt nach Haus ein.
    Er war so klein, ein Stücklein Fleisch, leichter als eine Katze, fand Cordelia, als sie ihn endlich in ihre Arme nahm, Haut an Haut zum ersten Mal, seit er aus ihrem Leib geschnitten worden war. Einen Moment lang überkam sie Panik.
    Legt ihn nochmals für achtzehn Jahre zurück in sein Fass, ich kann damit nicht umgehen … Kinder mochten ein Segen sein oder nicht, aber sie zu schaffen und dann im Stich zu lassen, das war sicher Verdammnis. Selbst Piotr wusste das. Aral hielt die Tür für sie auf.
    Willkommen auf Barrayar, mein Sohn. Hier fängst du an, empfange eine Welt aus Wohlstand und Armut, aus heftigem Wandel und eingewurzelter Geschichte. Du bist geboren, zweimal geboren. Empfange einen Namen.
    Miles bedeutet ›Soldat‹, aber lass dich nicht von der suggestiven Kraft dieses Namens überwältigen. Empfange eine verzerrte Gestalt in einer Gesellschaft, die die Mutationen verabscheut und fürchtet, die ihre tiefste Seelenangst gewesen sind. Empfange einen Titel, Wohlstand, Macht,
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