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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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erkämpfen.
    Vaagen eilte geschäftig hin und her, in glücklicher Bedeutsamkeit. Er trug immer noch seine Augenklappe, aber er versprach Cordelia, er würde sich jetzt bald die Zeit nehmen für die letzte Runde der Operationen, die sein Sehvermögen wiederherstellen sollten. Ein Medizintechniker brachte den Uterusreplikator auf einem Rollwagen herbei und Vaagen hielt inne, als versuchte er sich zu überlegen, wie er aus dem, was Cordelia als sehr einfaches Ereignis kannte, die passende dramatische Zeremonie machen konnte. Er entschloss sich, es zu einem fachtechnischen Vortrag für seine Kollegen zu machen und erläuterte detailliert die Zusammensetzung der Hormonlösungen, während er sie in die entsprechenden Nährleitungen injizierte, er interpretierte die Anzeigen und beschrieb die plazentale Trennung, die im Innern des Replikators vor sich ging, die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Replikator- und Körpergeburten. Es gab einige Unterschiede, die Vaagen nicht erwähnte. Alys Vorpatril sollte das sehen, dachte Cordelia.
    Vaagen blickte auf und sah, dass sie ihn beobachtete, er machte eine verlegene Pause und lächelte. »Lady Vorkosigan.« Er wies mit einer Geste auf die Verschlüsse des Replikators. »Würden Sie uns die Ehre erweisen, es zu tun?«
    Sie streckte die Hand aus, zögerte und schaute sich nach Aral um. Da war er, feierlich und aufmerksam am Rande der Schar. »Aral?«
    Er trat vor. »Bist du dir sicher?«
    »Wenn du eine Picknick-Kühlbox öffnen kannst, dann kannst du auch das hier öffnen.« Sie nahmen beide je einen Verschlussgriff, hoben sie gemeinsam an, brachen so die sterile Abschließung des Replikators und nahmen den Deckel ab. Dr. Ritter hielt ein Vibra-Skalpell hinein, schnitt die dicke Filzmatte der Nährschläuche mit einer so sanften Bewegung durch, dass die darunter liegende amniotische Hülle unverletzt blieb, dann schnitt er Miles frei aus seinem letzten Rest biologischer Verpackung und reinigte seinen Mund und seine Nase von der Flüssigkeit vor seinem ersten überraschten Atemholen. Arals Arm umschlang sie so fest, dass es weh tat. Ein gedämpftes Lachen, nicht mehr als ein Atemstoß, kam von seinen Lippen: er schluckte und blinzelte, um seine Gesichtszüge, auf denen sich Stolz und Schmerz abzeichneten, wieder unter strenge Kontrolle zu bringen.
    Happy birthday, dachte Cordelia, eine gute Farbe …
    Unglücklicherweise war dies so ziemlich alles, was wirklich gut war. Der Kontrast zu dem Baby Ivan war überwältigend. Trotz der extra Wochen künstlicher Schwangerschaft, zehn Monate im Vergleich zu Ivans neuneinhalb, war Miles kaum halb so groß wie Ivan bei seiner Geburt und viel faltiger und schrumpeliger. Sein Rückgrat war merklich deformiert, und seine Beine waren hochgezogen und in einer festen Krümmung verschränkt. Allerdings war er zweifellos ein männlicher Erbe, keine Frage.
    Sein erster Schrei war dünn und schwach, überhaupt nicht wie Ivans ärgerliches, hungriges Gebrüll. Hinter ihr hörte Cordelia Piotr enttäuscht zischen.
    »Hat er genügend Nahrung bekommen?«, fragte sie Vaagen. Es war schwer, ihren Ton frei von jeder Anklage zu halten.
    Vaagen zuckte hilflos die Schultern. »Alle, die er aufnehmen würde.«
    Der Kinderarzt und sein Kollege legten Miles unter ein warmes Licht und begannen mit ihrer Untersuchung, Cordelia und Aral zu beiden Seiten.
    »Diese Krümmung wird von selbst verschwinden, Mylady«, führte der Kinderarzt aus. »Aber das untere Rückgrat sollte so früh wie möglich chirurgisch korrigiert werden. Sie hatten recht, Vaagen, die Behandlung zur Optimierung der Schädelentwicklung hat auch seine Hüftgelenkspfannen verschmolzen. Das ist der Grund, weshalb die Beine in dieser seltsamen Stellung verschränkt sind, Mylord. Er wird chirurgische Behandlung brauchen, um diese Knochen zu lockern und herumzudrehen, bevor er anfangen kann, zu krabbeln oder zu laufen. Ich empfehle das noch nicht für das erste Jahr, zusätzlich zur Arbeit am Rückgrat, lassen Sie ihn zuerst Kraft und Gewicht zulegen …«
    Der Chirurg, der die Arme des Kindes untersuchte, fluchte plötzlich und griff nach seinem Diagnoseprojektor. Miles wimmerte. Arals Hand ballte sich an seiner Hosennaht zur Faust. Cordelia wurde es flau im Magen.
    »Zum Teufel!«, sagte der Chirurg. »Sein Oberarmknochen ist gerade gebrochen. Sie hatten recht, Vaagen, die Knochen sind abnorm spröde.«
    »Wenigstens hat er Knochen«, seufzte Vaagen. »Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte er
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