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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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kam von der Macht der Gewohnheit geführt herbei. »Was ist los?«
    »Wie konnte er wegkommen?«, knurrte Illyan Gregors Bewacher an, die etwas Unhörbares stammelten wie dachte, er ist eingeschlafen und habe nie meinen Blick von ihm abgewendet.
    »Er ist doch nicht weg«, warf Cordelia scharf ein. »Das hier ist sein Heim. Er sollte doch wenigstens hier drin herumlaufen dürfen, oder warum halten Sie all diese verdammt nutzlosen Wachen auf den Mauern dort draußen in Bereitschaft?«
    »Droushie, kann ich nicht zu deiner Party kommen?«, fragte Gregor traurig und blickte sich verzweifelt um nach einer Autorität, die höheren Rang hatte als Illyan.
    Drou blickte Illyan an, der missbilligend dreinschaute. Cordelia überwand den toten Punkt ohne Zögern: »Ja, du kannst.«
    So tanzte der Kaiser unter Cordelias Aufsicht mit der Braut, aß drei Stück Cremetorte und wurde dann befriedigt zu Bett gebracht. Fünfzehn Minuten waren alles, was er sich gewünscht hatte, das arme Kind.
    Die Party ging weiter, in gehobener Stimmung. »Einen Tanz, Mylady?«, fragte Aral hoffnungsvoll an ihrer Seite.
    Durfte sie es versuchen? Man spielte den maßvollen Rhythmus des Spiegeltanzes – sicher konnte sie dabei nichts falsch machen. Sie nickte, und Aral leerte sein Glas und führte sie auf das polierte Parkett. Schritt, Gleiten, Gesten: während sie sich konzentrierte, machte sie eine interessante und unerwartete Entdeckung. Jeder von beiden Partnern konnte führen, und wenn die Tänzer aufmerksam und auf Draht waren, dann konnten die Zuschauer keinen Unterschied feststellen. Sie versuchte ein paar eigene Schritte, und Aral folgte ihr geschmeidig. Vor und zurück wechselte die Führung zwischen ihnen wie ein Ball hin und her, das Spiel nahm sie immer mehr in Anspruch, bis sie mit der Musik und dem Atem am Ende waren.
     
    Der letzte Schnee des Winters schmolz in den Straßen von Vorbarr Sultana, als Hauptmann Vaagen Cordelia vom Militärkrankenhaus aus anrief. »Es ist Zeit, Mylady. Ich habe alles getan, was ich in vitro tun konnte. Die Plazenta ist zehn Monate alt und altert deutlich. Die Maschine kann nicht weiter hochgefahren werden, um das zu kompensieren.«
    »Wann also?«
    »Morgen wäre gut.«
    In dieser Nacht schlief sie kaum. Am nächsten Morgen zogen sie alle zum Kaiserlichen Militärkrankenhaus, Aral, Cordelia, Graf Piotr mit Bothari an seiner Seite. Cordelia war sich gar nicht sicher, ob sie Piotrs Anwesenheit überhaupt wollte, aber solange der alte Mann ihnen nicht den Gefallen tat, tot umzufallen, hatte sie ihn am Hals. Vielleicht würde ein weiterer Appell an seine Vernunft, eine weitere Darstellung der Fakten, ein weiterer Versuch den Ausschlag geben. Ihre unaufgelöste Gegnerschaft bekümmerte Aral, wenigstens sollte die Last für das Schüren der Spannung auf Piotr fallen, nicht auf sie selbst. Tu dein Schlimmstes, alter Mann. Du hast keine Zukunft außer durch mich. Mein Sohn wird dein Opferfeuer entzünden. Sie war allerdings froh, Bothari wieder zu sehen.
    Vaagens neues Labor belegte ein ganzes Stockwerk in dem modernsten Gebäude des Komplexes. Cordelia hatte seinen Umzug aus seinem alten Labor wegen Gespenstern veranlasst: Als sie zu einem ihrer häufigen Besuche nach ihrer Rückkehr nach Vorbarr Sultana zu ihm gekommen war, hatte sie ihn in einem fast total entnervten Zustand angetroffen, unfähig zur Arbeit. Jedesmal, wenn er den Raum betrat, so hatte er erzählt, spielte sich in seiner Erinnerung Dr. Henris gewaltsamer und sinnloser Tod wieder ab. Er konnte nicht auf den Boden treten an der Stelle, wo Henris Körper hingefallen war, sondern musste einen weiten Bogen darum machen, schon die geringsten Geräusche ließen ihn zusammenzucken und hochschrecken. »Ich bin ein Mann der Vernunft«, sagte er heiser, »dieser abergläubische Unsinn bedeutet mir nichts.« So hatte Cordelia ihm geholfen, ein privates Opfer für Henri in einem Kohlenbecken auf dem Fußboden des Labors zu entzünden und hatte den Umzug als eine Beförderung getarnt.
    Das neue Labor war hell und geräumig und frei von den Geistern Verstorbener. Cordelia fand eine Schar wartender Männer, als Vaagen sie hineinführte: Forscher, die Vaagen zugewiesen worden waren, um die Replikatortechnologie zu ergründen, interessierte zivile Geburtshelfer einschließlich Dr. Ritter, Miles’ eigenen zukünftigen Kinderarzt und seinen beratenden Chirurgen. Der Wachwechsel. Bloße Eltern brauchten Entschlossenheit, um sich mit den Ellbogen ihren Eintritt zu
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