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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Erziehung.
    »Aber, Aral«, sagte Cordelia verwirrt, »Vortala hat betont, dass ich keine Macht hätte.«
    »Vortala … ist nicht allwissend. Sagen wir einfach, er hat ein bisschen Schwierigkeiten, gewisse Formen der Macht zu erkennen, die nicht gleichbedeutend mit Gewalt sind. Die Möglichkeit deiner Einflussnahme ist allerdings beschränkt, denn mit zwölf Jahren wird Gregor in eine Vorbereitungsschule auf die Akademie eintreten.«
    »Aber können die denn erkennen …?«
    »Ich kann es. Und du kannst es. Das ist genug.«

 
KAPITEL 20
     
    Eine von Cordelias ersten Anordnungen war, Droushnakovi wieder mit dem Schutz von Gregors Person zu betrauen, seiner emotionalen Kontinuität zuliebe. Dies bedeutete nicht, dass sie auf die Gesellschaft des Mädchens verzichten musste, auf diesen Beistand, an den sie sich zutiefst gewöhnt hatte, denn auf Illyans erneutes Drängen bezog Aral endlich Wohnräume in der kaiserlichen Residenz. Es erleichterte Cordelias Herz, als Drou und Kou einen Monat nach dem Winterfest heirateten.
    Cordelia bot sich als Vermittlerin zwischen den beiden Familien an. Aus irgendeinem Grund lehnten Kou und Drou beide das Angebot hastig ab, allerdings mit überschwänglichem Dank. Angesichts der verwirrenden Fallstricke der gesellschaftlichen Sitten von Barrayar, überließ Cordelia diese Aufgabe ebenso glücklich der erfahrenen älteren Dame, die das Paar engagierte.
    Cordelia sah Alys Vorpatril oft, denn sie besuchten sich gegenseitig zu Hause. Der kleine Lord Ivan war für Alys wenn auch nicht gerade ein Trost, so doch sicher eine Ablenkung in ihrer langsamen Genesung von ihrer physischen Zerreißprobe. Er wuchs schnell, trotz einer Neigung zu unnötigen Aufregungen, die Cordelia nach einiger Zeit als iatrogenen Charakterzug erkannte, ausgelöst von dem vielen Wirbel, den Alys um ihn machte. Ivan sollte drei oder vier Geschwister haben, die sich die Aufmerksamkeit seiner Mutter teilten, schloss Cordelia, als sie Alys beobachtete, wie sie Klein-Ivan an ihrer Schulter sein Bäuerchen machen ließ und gleichzeitig laut ihre Pläne verkündete, wie er aufgrund seiner Erziehung mit achtzehn Jahren die schwierigen Aufnahmeprüfungen der Kaiserlichen Militärakademie in Angriff nehmen würde.
    Alys Vorpatril wurde von ihrer bitteren Trauer um Padma und ihren detailfreudigen Planungen von Ivans Leben abgelenkt, als sie einen Blick auf ein Bild des Brautkleides werfen durfte, für das Drou sich begeisterte.
    »Nein, nein, nein!«, rief sie und schauderte zurück. »All das Spitzenzeug – Sie würden so pelzig wie ein großer weißer Bär aussehen. Seide, meine Liebe, lange Faltenwürfe aus Seide, das ist es, was Sie brauchen!«, und schon war sie unterwegs. Die mutter- und schwesterlose Drou konnte kaum eine kundigere Brautberaterin gefunden haben. Lady Vorpatril machte schließlich das Kleid zu einem ihrer verschiedenen Geschenke, um sich dessen ästhetischer Vollkommenheit gewiss zu sein, zusammen mit einem ›kleinen Ferienhäuschen‹, das sich dann als ein stattliches Haus an der Ostküste herausstellte. Im Sommer würde Drous Traum vom Strand wahr werden. Cordelia grinste und erwarb für das Mädchen ein Nachtgewand und einen Morgenmantel, die mit genügend Schichten von Spitze besetzt waren, um auch das am meisten nach Verzierungen lechzende Herz zu befriedigen.
    Aral stellte die Räume für die Hochzeit zur Verfügung: den Roten Salon der Kaiserlichen Residenz und den anschließenden Ballsaal, den mit dem schönen Parkettboden, der zu Cordelias ungeheurer Erleichterung dem Feuer entgangen war. Theoretisch war diese großzügige Geste notwendig, um Illyans Kopfschmerzen bezüglich der Sicherheit zu lindern, da Cordelia und Aral zu den wichtigsten Trauzeugen gehörten. Persönlich dachte Cordelia, dass es eine verheißungsvolle Wende der Ereignisse sei, wenn der Sicherheitsdienst zu einer Cater-Firma für Hochzeitsfeierlichkeiten umfunktioniert wurde.
    Aral ging die Gästeliste durch und lächelte. »Hast du gemerkt«, sagte er zu Cordelia, »jede Klasse ist vertreten? Vor einem Jahr noch wäre dieses Ereignis hier nicht möglich gewesen. Der Sohn des Lebensmittelhändlers und die Tochter des Unteroffiziers. Sie haben es mit Blut erkauft, aber vielleicht kann es im nächsten Jahr mit friedlichen Leistungen erkauft werden. Medizin, Erziehung, Ingenieurwesen, Unternehmertum – werden wir eine Party für Bibliothekare haben?«
    »Werden diese schrecklichen alten Vor-Weiber, mit denen alle von Piotrs
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