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Angel City Love (German Edition)

Angel City Love (German Edition)

Titel: Angel City Love (German Edition)
Autoren: Scott Speer
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1

    Um drei Uhr nachts war der Pacific Coast Highway nicht viel mehr als ein graues Band, das sich durch den dichten Meeresnebel wand. Obwohl Brad ziemlich betrunken war, drückte er das Gaspedal durch und trieb seinen BMW M 5 in rasender Geschwindigkeit vorwärts. Sein iPod war gerade zufällig zum Titel California Love von 2Pac gesprungen. Er drehte die Musik lauter.
    » California! Knows how to party!«, sang Brad aus Leibeskräften mit. Allerdings klang California bei ihm eher wie »Caaafna« und Party wie »Parry«. Aber auf solche Feinheiten kam es ihm nicht an: In seiner Vorstellung sang er vor ausverkauftem Haus im Staples Center und das Publikum lag ihm zu Füßen. Im Rückspiegel sah Brad die funkelnden Lichter von Santa Monica hinter sich. Das Pacific Wheel am Pier war hell erleuchtet, eine grelle Scheibe, die sich auf der dunklen Meeresoberfläche spiegelte. Vor ihm erstreckte sich still und dunkel die Felsküste Malibus. Die Musik war ohrenbetäubend laut und unwillkürlich drückte Brad noch fester aufs Gas. Das Gladstones Restaurant an der Ecke Pacific Coast Highway und Sunset Boulevard nahm er nur noch verschwommen wahr, als er in den Sunset Boulevard bog. Die Welt um ihn herum verwischte zu einer unkenntlichen Kulisse.
    Jede Kurve nahm er noch ein bisschen rasanter als die vorherige. Er holte das Äußerste aus dem Motor heraus. Dann spürte er, wie plötzlich Adrenalin in ihm aufstieg, als er direkt vor sich im Scheinwerferlicht jäh den schäumenden Pazifik hinter den Felsen erblickte. Brad trat hart auf die Bremse und riss das Lenkrad herum, sodass der BMW wieder dem Verlauf der Kurve folgte, die er um ein Haar verfehlt hätte. Erleichtert stieß er die Luft aus. Das wäre so ein verdammt cooles Musikvideo, dachte Brad. Gefährlich und aufregend zugleich . Vor ihm lag eine weitere scharfe Biegung. Dieses Mal aber war er vorbereitet. Er stieg pumpend aufs Bremspedal und warf das Steuer herum, dann drückte er wieder ganz fest aufs Gas. Der Wagen jaulte protestierend auf, blieb aber mit allen vier Rädern auf der Fahrbahn. Brad stieß einen Jubelschrei aus, während er halb um die Kurve schlitterte, halb flog.
    Direkt auf die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Fahrzeuges zu.
    Brad versuchte zu bremsen, doch er hatte dem BMW nun doch zu viel abverlangt: Trotz Antiblockiersystem versagten die Bremsen den Dienst und er schoss wie eine Rakete mit achtzig Meilen die Stunde auf den Pickup zu.
    Alles ging so schnell, dass Brad es nicht wirklich mitbekam, auch wenn er es sehr wohl spürte.
    Es tat höllisch weh.
    Da packte ihn eine Hand und zerrte ihn aus dem Fahrzeug. Für den Fahrer des Pickups musste das wie Magie ausgesehen haben. Im einen Moment saß Brad noch mit weit aufgerissenen Augen und verängstigter Miene auf dem Fahrersitz, im nächsten war er verschwunden.
    Mit einem Mal erfüllte der Meeresgeruch Brads Nase. Die salzige Gischt klatschte ihm ins Genick. Verwundert stellte er fest, dass er am Straßenrand stand und dabei zusah, wie sich der abstruse Zusammenprall vollzog. Sein BMW schlitterte über die Mittellinie und stieß mit dem Pickup zusammen, der sich daraufhin überschlug und über die Leitplanke die felsige Böschung hinabschoss. Die glitzernden Scherben des Sicherheitsglases verteilten sich auf den Felsen. Schließlich landete der Pickup mit einem schrecklichen Krachen kopfüber im Wasser. Brads BMW prallte an der Klippe ab, schlingerte über die Straße, durchbrach die Sicherheitsmauer auf der anderen Straßenseite und segelte durch die Luft. Mit der Motorhaube voraus tauchte das Gefährt ins Wasser ein, beinahe so grazil wie ein Taucher. Dieses Schauspiel war so gewaltig und schrecklich, dass man es fast schon schön hätte nennen können. Dann traten beide Fahrzeuge sprotzend und dampfend ihren behäbigen Tauchgang tief unter die eisigen Wellen an.
    Die frische Brise ließ Brad erzittern. Das Schauspiel, das sich gerade vor seinen Augen ereignet hatte, hatte ihn derartig in seinen Bann gezogen und ihm den Atem verschlagen, dass er die Gestalt, die neben ihm stand, zunächst nicht wahrnahm. Als er sich seitlich drehte, bemerkte er als Erstes ein Paar Schwingen, deren Silhouette sich gegen den hellen Schein des Vollmondes abzeichnete. Mit einer Spannweite von gut vier Metern hoben und senkten sich die rasiermesserscharfen, ausladenden Fortsätze im Einklang mit den tiefen, kräftigen Atemzügen ihres Trägers. Die Gestalt trat einen Schritt vor und in diesem Moment erkannte Brad
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