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Angel City Love (German Edition)

Angel City Love (German Edition)

Titel: Angel City Love (German Edition)
Autoren: Scott Speer
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angelte sich eine Jeans, die auf dem Boden lag, holte ein gestreiftes langärmeliges Oberteil aus dem Schrank und zog sich an. Nichts Ausgefallenes, so mochte Maddy es am liebsten. Schlicht und bequem. Sie hatte im Grunde auch gar keine Zeit, geschweige denn das Geld für etwas anderes. Nachdem sie sich ihren grauen Lieblingshoodie geschnappt hatte, eilte sie ins Bad. Sie putzte sich die Zähne, fuhr sich kurz mit einem Kamm durchs Haar und huschte dann die Treppe runter.
    Draußen war es inzwischen heller geworden, und dem Licht nach zu schließen, das den Nebel leuchten ließ, war klar, dass ihr Onkel Kevin längst die ersten Bestellungen auf Tellern anrichtete. So lief es jeden Morgen ab, schon seit Maddys erstem Jahr an der Highschool. Immer stand er vor Maddy auf und öffnete das Restaurant, um die ersten Bestellungen selbst aufzunehmen, damit Maddy noch ein paar wertvolle Minuten Schlaf genießen konnte. Anschließend legte er dann seine Schürze an und nahm seinen Platz in der Küche am Herd ein. Es lag in Maddys Verantwortung, ihm die Bestellungen weiterzuleiten. So verbrachte sie die Morgenschicht, bis sie sich auf den Weg zur Schule machen musste. An den meisten Tagen bestritt sie die Morgenschicht ganz alleine, aber daran war sie gewöhnt. Natürlich nervte es sie bisweilen, dass sie so frühmorgens arbeiten musste, wenn sie zum Beispiel lange aufgeblieben war, um Hausaufgaben zu machen, oder wenn es im Winter während ihrer Schicht zum großen Teil draußen noch dunkel war. Trotzdem gab es ihr ein gutes Gefühl, Kevin zu helfen und diejenige zu sein, auf die er sich immer voll und ganz verlassen konnte. Er wusste das sehr zu schätzen.
    Maddy schnappte sich ihren Rucksack vom Sofa im Wohnzimmer, wo er neben einem Haufen schmutziger Wäsche lag, und ließ den Blick kurz durch den Raum schweifen. Hatte sie auch nichts vergessen? Überall stand Krimskrams herum, und zahlreiche Fotos zierten die Wände. Das Mobiliar war alt und abgenutzt. Ein Stapel halbherzig zusammengelegter Wäsche lag da, ein Werk, das Kevin offensichtlich am Abend zuvor begonnen und mittendrin aufgegeben hatte. Es war ein bescheidenes Häuschen und hätte schon im Jahr 1987 eine Renovierung bitter nötig gehabt, doch etwas anderes hatte Maddy nie gekannt. Und auch nie gebraucht. Als sie sich endlich sicher war, dass sie nichts vergessen hatte, hastete Maddy zur Tür raus und einen schmalen Pfad entlang, der von der Haustür über den abschüssigen Hof zur Hintertür von Kevins Diner führte.
    Mit elf Jahren hatte sie ihren Onkel noch zu überreden versucht, dem Restaurant einen etwas originelleren Namen zu geben, aber er war nun mal ein eher altmodischer Mensch, deswegen war es bei Kevins Diner geblieben. Maddy trat zur Hintertür ein, huschte in das kleine Büro und zog ihre Kellnerinnenuniform an, die sie hier aufbewahrte, damit sie nach der Schicht direkt zur Schule konnte. Auch die Uniform war ein eher altmodisches Modell: Sie bestand aus einem schlichten Nadelstreifenkleid und einer weißen Schürze. Rein theoretisch hätten die Kellnerinnen hohe Schuhe tragen sollen zu diesem Outfit, doch die meiste Zeit gelang es Maddy, in ihren schwarzen Chucks an ihrem Onkel vorbeizuschleichen. Der schien dann stets in eine andere Richtung zu sehen.
    Maddy schlug der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee, von brutzelndem Speck und gebratenen Pfannkuchen entgegen, als sie das Hinterzimmer verließ und über den Flur in Richtung Küche ging. Wie nicht anders erwartet, war Kevin bereits emsig hinter dem Tresen zugange und richtete die ersten drei Bestellungen des Tages auf den Tellern an. Maddy steckte Notizblock und Stift in ihre Schürzentasche und band sich einen Pferdeschwanz.
    »Guten Morgen, Mads«, begrüßte Kevin sie, während er Butter auf ein paar Scheiben Vollkorntoast schmierte. »Die hier sind für Tisch vier und sieben.« Er deutete auf die Teller. Kevin sah recht durchschnittlich aus, wenn auch ein bisschen erschöpfter als die meisten in seinem Alter. Doch die Sorgenfalten, die sich über sein Gesicht zogen, wurden von einem Lächeln wettgemacht, das stets Kraft und Optimismus ausstrahlte.
    »Cool.« Gähnend schichtete Maddy die Teller geschickt auf den ausgestreckten Arm – mit ihren siebzehn Jahren war sie schon ein echter Profi.
    »Ach, Mads?«, fügte Kevin noch hinzu. »Hol dir doch einen Kaffee. Geht aufs Haus.« Er zwinkerte ihr zu. Maddy lachte verschlafen, dann ging sie mit den Tellern auf dem Arm durch die Tür ins
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