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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Er wickelt dich um den Finger.«
    Der warme organische Geruch von Pferden und ihren unvermeidlichen Nebenprodukten erfüllte die Luft, als sie sich den Gebäuden näherten.
    Bothari erschien wieder, sah sie und winkte entschuldigend mit der Hand. »Ich habe gerade Elena gesehen. Ich habe ihr gesagt, sie soll vom Heuboden herunterkommen. Sie sagte, Lord Miles sei nicht da oben, aber er ist irgendwo hier in der Nähe. Es tut mir leid, Mylady, als er davon redete, die Tiere anzuschauen, da habe ich nicht begriffen, dass er meinte, sofort. Ich bin sicher, ich werde ihn im nächsten Moment finden.«
    »Ich hoffte, Piotr würde einen Rundgang anbieten.«
    »Ich dachte, du magst Pferde nicht«, sagte Aral.
    »Ich kann sie nicht ausstehen. Aber ich dachte, es könnte den alten Mann dazu bringen, zu ihm wie zu einem menschlichen Wesen zu sprechen, anstatt über ihn wie über eine Topfpflanze. Und Miles war so aufgeregt über die dummen Viecher. Ich mag aber nicht hier herumhängen. Dieser Ort ist so … von Piotr geprägt.« Archaisch, gefährlich, und man muss auf seine Schritte aufpassen.
    Wenn man vom Teufel spricht … Piotr höchstpersönlich kam aus dem alten Steinschuppen, wo das Sattelzeug aufbewahrt wurde, und rollte ein Seil auf. »Ach, da seid ihr ja«, sagte er in neutralem Ton. Er schloss sich ihnen jedoch ungezwungen an. »Ihr seid doch wohl nicht gekommen, um das neue Stutenfohlen zu sehen.«
    Sein Ton war so ausdruckslos, dass Cordelia nicht sagen konnte, ob er wollte, dass sie ja oder nein sagte. Aber sie ergriff die Gelegenheit. »Ich bin sicher, Miles würde es gerne sehen.«
    »Mm.«
    Sie wandte sich an Bothari. »Warum gehen Sie nicht und holen …« Aber Bothari starrte an ihr vorbei, und seine Lippen kräuselten sich bestürzt.
    Sie drehte sich um. Eines von Piotrs riesigen Pferden, ganz ohne Zügel, Sattel, Halfter oder einen anderen Griff, an dem man sich hätte festhalten können, trottete aus der Scheune. An seine Mähne klammerte sich wie eine Klette ein dunkelhaariger, zwergenhaft kleiner Junge. Miles scharfe Gesichtszüge glänzten in einer Mischung aus Begeisterung und Schrecken. Cordelia wurde beinahe ohnmächtig.
    »Mein importierter Hengst!«, schrie Piotr entsetzt auf.
    In einem bloßen Reflex zog Bothari seinen Betäuber aus seinem Halfter. Dann stand er gelähmt von der Ungewissheit, worauf und wohin er schießen sollte. Wenn das Pferd umfiel und auf seinen kleinen Reiter rollte …
    »Schauen Sie, Sergeant«, rief Miles’ dünne Stimme eifrig. »Ich bin größer als Sie.«
    Bothari rannte auf ihn los. Das Pferd scheute, drehte sich um und fiel in einen leichten Galopp.
    »… und-ich-kann-auch-schneller-rennen!« Die Worte kamen im Rhythmus der Gangart. Das Pferd verschwand hinter dem Stall.
    Die vier Erwachsenen stürmten hinterher. Cordelia hörte keinen weiteren Schrei, aber als sie um die Ecke kamen, lag Miles auf dem Boden und das Pferd hatte ein Stück weiter angehalten und senkte seinen Kopf, um von dem Gras zu rupfen. Es schnaubte feindselig, als es sie sah, hob seinen Kopf, tanzte von Fuß zu Fuß und riss sich dann noch ein paar Bissen Gras ab.
    Cordelia fiel auf die Knie neben Miles, der sich schon aufsetzte und sie wegwinkte. Er war bleich, und seine rechte Hand hielt den linken Arm in dem allzu vertrauten Zeichen von Schmerz umklammert.
    »Sehen Sie, Sergeant?«, keuchte Miles. »Ich kann reiten. Ich kann es.«
    Piotr hielt auf dem Weg zu seinem Pferd inne und blickte auf den Jungen hinab. »Ich wollte nicht sagen, dass du nicht dazu fähig bist«, sagte der Sergeant in einem gehetzten Ton. »Ich wollte sagen, dass du keine Erlaubnis hattest.«
    »Oh.«
    »Hast du ihn gebrochen?« Bothari nickte in Richtung auf den Arm.
    »Ja«, seufzte der Junge. Es waren Tränen des Schmerzes in seinen Augen, aber seine Zähne widersetzten sich jedem Zittern seiner Stimme.
    Der Sergeant brummte, rollte Miles’ Ärmel hoch und tastete den Unterarm ab. Miles zischte. »Ja.« Bothari zog, drehte, richtete ein, holte einen Plastikärmel aus seiner Tasche, zog ihn über Arm und Handgelenk und blies ihn auf. »Das wird ihn halten, bis der Doktor ihn sieht.«
    »Solltest du nicht lieber … das schreckliche Pferd einsperren?«, sagte Cordelia zu Piotr.
    »Das is’ nich’ schrecklich«, beteuerte Miles und rappelte sich hoch. »Es ist das hübscheste.«
    »Meinst du, ja?«, sagte Piotr rau. »Wie kommst du darauf? Magst du Braun?«
    »Es bewegt sich am schwungvollsten«, erklärte Miles

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