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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Autoren: Gisbert Haefs
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meisten hatten auch braune Haa re und Augen, und bei vielen waren sogar die Nagelbetten der Finger nicht mehr rosa.
    Zwischen Stele und Zeugehalle verlas ein Herold der Lauten Wahrhaftigkeit Mitteilungen und Anweisungen; Toyami blieb kurz stehen, hörte aber nichts Interessantes. Sie ließ sich in einer halboffenen kantina komun nieder. Jemand brachte ihr einen Holznapf mit dicker Gemüsesuppe und einen Brotfladen. Dies war das Einheitsabendmahl des Tages; es stand jedem Kommunarden kostenlos zu.
    Gashiri schottete sich ab. Selbst über den Fall des Matriarchats von Pasdan hatte es keine Informationen gegeben, nur Gerüchte. Toyami war natürlich über Funk informiert worden. Sie bedauerte keineswegs, daß das entsetzliche Matriarchat im Westen des Binnenmeers nicht mehr existierte; das einzige, was sie bedauerte, war, daß der ehemalige Sekretär Barakuda ausgeschieden war. Soweit sie wußte, hatte er zusammen mit ebenfalls ausgemusterten alten Soldaten der Garnison eine Transport- und Passagegesellschaft gegründet. Sie hatte eine kleine Schwäche für den älteren Mann gehabt und nahm an, daß er es wohl wußte. Vielleicht, sagte sie sich, war es Vatersuche; ihre Gefühle konnte sie jedoch kaum als töchterlich bezeichnen. Sie hob die Achseln und leerte den Napf. Introspektion war nicht ihre Sache; sie zog es vor, die Dinge so zu nehmen, wie sie waren.
    Jedenfalls solche Dinge, die ihr Innenleben betrafen. Andere, äußere, mußten erforscht werden. Als sie noch in der Hauptstadt Gashir gearbeitet hatte, war sie auf einige interessante Rätsel gestoßen; sie hatte sie nach Cadhras gemeldet, aber damals liefen gerade die entscheidenden Aktionen gegen Pasdan an, und sie wußte nicht, wieviel Aufmerksamkeit man Routineberichten aus Gashiri widmen konnte. Zwischen Gashir und dem verbotenen Hochland im Süden, Tag’gashir’dir, gab es auffällig viele Fluß- und Landkarawanen. Was sie beförderten, war nicht herauszubekommen. Im Süden nahm gleichzeitig die Zahl der Ordnertruppen zu, und im ganzen Land liefen merkwürdige Testreihen. Kommunarden wurden biologisch und ideologisch untersucht; manche verschwanden, andere kamen nach einiger Zeit zurück. Von den Rückkehrern waren viele »braun« geworden. Manchmal gab es Gerüchte über Handel mit den Shil; darunter auch solche, die andeuteten, man habe eine seltsame Substanz entdeckt, die über die Taggabahn nach Tag’gashir’dir gebracht werde.
    Nun hatte die Testreihe auch Liolin erreicht; deshalb zog es Toyami vor, sich einen neuen Aufenthaltsort zu suchen. Sie war nicht sicher, ob ihr nicht im entscheidenden Moment ein Fehler unterlaufen würde – ob sie nicht unter Prüfungs druck von Wissen Gebrauch machte, das sie in Cadhras er worben hatte und in Gashiri gar nicht besitzen durfte. Besser, sich beizeiten abzusetzen. Außerdem war in der kleinen Stadt nichts mehr zu ermitteln, wie es schien. Außer, daß alle qualifizierten Chemiker der Nährwerkerkommunen abgezogen worden waren, um irgendwo anders wichtige Dinge zu tun.
     
    Sie hatte ihre antikommune Absenz bestens vorbereitet. Am frühen Morgen verließ eine Treidelgruppe den Ort; ein Mann war nachmittags verunglückt, und sie hatte nachge holfen. Nichts Arges, nur ein gebrochenes Bein, aber da durch war ein Platz in der Gruppe freigeworden.
    Toyami glitt aus ihrer Koje; im Schlafsaal hörte sie die übliche Geräuschmischung aus Atmung, Geschnarch und dem Knacken der Gestelle. Sie war sicher, daß niemand au ßer ihr wach war. Niemand außer ihr und einem Quintupel. Drei Männer und zwei Frauen hatten gegen Mitternacht das Ne bengemach aufgesucht und mit Rücksicht auf jene, die früh aufstehen mußten, leise ihr Fleisch geweckt.
    Toyami wich herumliegenden Gegenständen aus und ging zur Tür, die auf den Flur und zu den kommunen Waschwannen führte. Ihren Beutel hatte sie abends an einem sicheren Platz versteckt. Jemand, der ihre Abwesenheit bemerkte, würde ein halbwarmes Bett und die übliche Menge von Er satzkleidung und anderen Habseligkeiten finden; man würde annehmen, sie sei kurz aufgestanden, vielleicht, um in einem anderen Gebäude des Orts an einem Tripel, Quintupel oder Septupel teilzunehmen.
    Sie schloß die Tür und drückte sich an der zweiten Tür des Nebengemachs entlang. Hier waren die Geräusche des Quintupels besser zu vernehmen. Sie sagten ihr, daß von dort keine Aufmerksamkeit drohte.
    Auch daran hatte sie sich gewöhnt. In Gashiri, dem Land der Anarchovegetarischen Union der
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