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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Autoren: Gisbert Haefs
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nicht vielleicht recht hat. Vielleicht gibt es unter den Bergen von Banyadir irgendwelche schrecklichen Geheimnisse aus der planetaren Vergangenheit, und die Mönche wissen bisher nichts davon. Und Gortahork? Ich glaube, er ist ganz einfach dafür, eine funktionierende Einrichtung, die allen nützt, nicht zu demontieren. Aber sie haben keine Chance; alle anderen sind gegen sie.«
    »Deshalb also …« Learoyd blickte zum leeren Tisch, an dem Saravyi und die Fürstin gesessen und geredet hatten. Nach dem gemeinsamen Nachtmahl. An diesem Tisch war plötzlich ein wenig gestritten worden – leise, aber unmißverständlich.
    »Ja. Aber da ist keine Hilfe.«
    Begheli seufzte. »Und wie geht es wirklich weiter?«
    Dante sah ihr in die Augen. »Langes Zwielicht.«
    »Meinst du mich?«
    Er kicherte. »Im Gegenteil. Nein. Das Territorium ist aufgelöst; das Gouvernement wird abgeschafft. Statt eines Gouverneurs oder einer Gouverneurin wird ein Kommissar bestimmt, über dessen Ernennung die Shil zu konsultieren sind. Der Kommissar überwacht die allmähliche Demontage der Einrichtungen und Institutionen. Alles hat Zeit, niemand braucht sich zu beeilen. Niemand, der bleiben will, muß ge hen. Früher oder später wird es in Cadhras eine Art Botschafter des Commonwealth geben; die Botschaft wird den Raumschiffsverkehr überwachen und den Handel fördern. So ungefähr.«
    In der Nacht frischte der Wind weiter auf, wehte den Re gen fast waagerecht gegen die Scheiben. Durch die ge schlossenen Fenster hörte Begheli das Knirschen und Knac ken der Boote, die im Hafenbecken tanzten, und das Grollen der Brandung an den äußeren Hafenmauern. Sie konnte nicht schlafen. Als sie sich auf die linke Seite rollte, sah sie, daß Dantes Augen geöffnet waren. Er starrte an die weiße Dec ke, wo sich Lichtfetzen tummelten; sie stammten von schwankenden, quietschenden Laternen rund um das aufgewühlte Hafenbecken.
    »Und was wird aus uns?« fragte sie leise, ohne Einleitung.
    Barakuda schaute sie an. Er lächelte, streckte die Hand aus und legte sie an Beghelis Wange. »Wir haben noch eineinhalb Jahre Quarantäne vor uns«, sagte er sanft. »In dieser Zeit geschieht ohnehin nichts. Außer den wesentlichen Dingen – Nächte in deinen Armen, zum Beispiel.«
    »Zum Beispiel.« Aber sie erwiderte das Lächeln nicht. »Was kommt danach? Was wirst du tun?«
    Er setzte sich auf, knipste die kleine Lampe an und tastete nach den Zigaretten. »Ich weiß nicht.« Er inhalierte tief, hu stete, blies Rauch an die Decke, der sich mit den tanzenden Lichtern vermischte. Im matten Schein der Leselampe schimmerte Beghelis Haut olivrosa.
    Fröstelnd zog die junge Frau die Decke wieder über die bloßen Schultern. Sie war zur Hälfte Shil, wenn auch aufgewachsen unter Cadhrassi. Und sie konnte sich nicht vorstellen, den Planeten einmal zu verlassen.
    »Was kommt danach?« wiederholte sie leise.
    »Die nächsten fünfzig Jahre wird alles gehen wie bisher. Nur langsamer und immer leiser.«
    »Ich rede nicht von der Welt.«
    Dante nickte. »Ja. Wir müssen sehen, was wir mit dem Geld und den Resten der TraPaSoc anfangen. Und dann? Ich fürchte, wenn nach der Quarantäne die Dinge in Bewegung geraten, wird man mich fragen, ob ich nicht in der Kommission zur Auflösung des Protektorats mitarbeite. Aber ich bin ziemlich sicher, daß ich keine Lust haben werde.«
    »Wozu wirst du Lust haben?«
    Er warf ihr einen schrägen Blick zu und lächelte. »Zweitens zum Fischen, Segeln und Bücherlesen. Wenn du magst, können wir Tremughati und Gortahork in der Steppe belästi gen, Bären jagen und durch Schneestürme reiten. In den Zel ten ist es dann sehr gemütlich. Oder wir schnappen uns einen der kleineren Schnellsegler; die sind ja jetzt sehr billig zu haben. Damit können wir über alle Meere von Shilgat se geln.«
    Begheli sah ihn nachdenklich an. »Du willst also nicht zurück ins Commonwealth?« Sie klang sehr erleichtert und gleichzeitig verwundert.
    Dante drückte die Zigarette aus, löschte das Licht, drehte sich zu Begheli um und nahm sie in die Arme. »Du liebe Zeit«, murmelte er. »Also darum ging es. Ich dachte, das wüßtest du längst. Nein, was soll ich im Commonwealth? Ohne Begheli? Ohne die restlichen Bondak-Banditen, ohne P’aodhus und ihren Gestank, ohne Blutweiden und Eisenbäume und Farndschungel, ohne das Binnenmeer und die endlosen Savannen des Nordens?«
    Sie kuschelte sich an ihn. »Und nichts mehr zu erledigen? Kein Matriarchat erobern, keine
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