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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Autoren: Gisbert Haefs
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umarmt und geweint. Der ehemalige gentleman ranker war wie die anderen, sämtlich gerade noch durch Injektionen des in letz ter Sekunde entwickelten Gegenmittels geretteten Opfer der Explosiven Beulenpest, im Gesicht und am ganzen Körper von schlimmen Narben entstellt. Marsila Bodrelur, Shulamit as-Sabah, Kara Kikuyo, Sten Timoara, Lugo Bondak, Kakoiannis, Learoyd, Toyami – und René Nardini, der nach der Heimkehr lange vor dem Spiegel gestanden hatte. »Ich fin de, mit den Narben gibt es ein harmonisches Ganzes.« Dabei hatte er den dünnen Mund verzogen, die in verschiedene Richtungen strebenden Augen gerollt, sich die hagere Nase gestrichen und plötzlich begonnen, mit seiner jedem Rhythmus abholden Tenorstimme Jubelarien auszustoßen.
    Plastische Chirurgie hätte die schlimmsten Entstellungen beseitigen können – aber die Ärzte des Commonwealth wa ren unerreichbar weit. Das Hospital von Cadhras war für derlei Dinge nicht gerüstet, und Shilgat stand unter Quarantäne.
    150 Tage nach dem Untergang von Gashiri ließ sich eine Bilanz ziehen, und sie war bitter. Fast vier Fünftel der Bevölkerung des Isthmus-Territoriums war durch alangra-I geschädigt, ebenso die meisten Shilstädte am Binnenmeer und ihr Hinterland sowie eine Reihe anderer Gebiete des Südkontinents, in die Waren aus Gashiri gelangt waren. Es würde an vielen Stellen des Planeten keine Kinder mehr ge ben.
    Auch die Menschen in der einstigen Anarchovegetarischen Union der Ungläubigen Transzendentalisten waren davon betroffen. An vielen Orten hatte es Unfälle mit alan gra gegeben, und nicht alle, die damit in Berührung gekommen waren, hatte man vorher immunisiert. Unfälle mit alangra-II waren seltener; diese Substanz war schon ausschließlich in Tag’gashir’dir erzeugt worden, und nur an einigen Stellen war es, wie an der Gashigar-Mündung, durch Transportunfälle zu Katastrophen gekommen. Aber alangra-II war in die Luft und ins Meer geraten. Die Teilchen hatten, wie die Leute im Laborschiff nun wußten, eine Lebenszeit von ungefähr zwei Shilgat-Jahren. Also hätte Saravyis Plan auch ohne die Hitzebomben diesen Teil des Problems gelöst; für viele im Gouvernement war das ein bitteres Eingeständnis. Mit Hilfe von Heilern und medik -Robots wurden Shil auch der entlegensten Gebiete vorbeugend immunisiert; die Akti on war längst nicht abgeschlossen. Das Commonwealth hatte Shilgat zur Verbotenen Welt erklärt – zunächst für zwei Standardjahre. Die auf dem Planeten eingesetzten Robots und Robotgleiter würden nach Beendigung der Behandlungen zerstört werden. Menschen und Waren durften für die Dauer der Quarantäne Shilgat nicht verlassen. Handel und Tourismus waren erledigt, jedenfalls für lange Zeit, und auch routinemäßige Versetzungen mußten aufgeschoben werden. Die Amtszeit der Gouverneurin war längst abgelaufen, und die Ausbildungseinheiten der Garnison blieben in Cadhras.
     
    Bondak zeigte sich nur selten im alten Camp von Shontar. Mit seiner Lebensgefährtin hockte er im Haus am Hafen der Metropole, in der es still geworden war, sah aufs Meer hinaus und wartete. Alle warteten. Der rechtzeitige Verkauf der TraPaSoc hatte sich ausgezahlt; während Frachtagenturen am Raumhafen, Luxushotels, Clippervercharterer zusam menbrachen und die Handelsgesellschaften sich bemühten, allein mit planetarem Handel zurecht zu kommen, saßen die elf noch lebenden Gründer der TraPaSoc auf einem Goldberg. Sie hatten eine Entscheidung über die Verwendung oder Verteilung des Geldes aufgeschoben.
    Alle warteten auf den Ausgang der Konferenz, die seit et lichen Zehntagen im Palais der Gouverneurin stattfand. Sie war der Grund, weshalb auch Barakuda nur selten in Shontar auftauchte. Beide Seiten hatten ihn gebeten, als Berater teilzunehmen. Durch den Dauerregen war die alte Nordroute, die den Kontinent der Banyashil mit Cadhras verband und Shontar streifte, nahezu unpassierbar geworden. Bei gutem Wetter brauchte man zu Pferd oder mit dem Karren eine Stunde; nun bestand der Weg nur noch aus Schlamm und Pfützen. Dante hatte bis auf weiteres wieder sein altes Appartement im Haus neben dem Meeresleuchten am Hafen bezogen. Auch in Mutter Schwabbeis Taverne war es still geworden, und überall gab es viel Platz. Begheli war bei ihm, an den langen Abenden im Meeresleuchten und in den langen Nächten im alten Steinhaus. Die Wissenschaftler vom Laborschiff der GERAFARMA hatten die Hafenkneipe zum Zweitheim gewählt; auch sie konnten Shilgat nicht vor
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