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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Autoren: Gisbert Haefs
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Bläsern. Neben ihm stand kapitán Cebrian; er war bleich, aber gefaßt, und seine Finger umklammerten den Impulsgeber. Er wußte, daß sein Knopfdruck ein Inferno auslösen würde. Ein Inferno, das ihm nicht schaden konnte. Aber Barakuda und Tremughati standen da oben. Dann atmete er tief. Es war eine Abwägung zwischen millionenfachem Tod und einigen hundert Sterbenden, und die Fürstin und Barakuda hatten zugestimmt. Es gab eine kleine Chance. Wenn sie schnell genug laufen konnten. Und wenn sie nicht festgehalten wurden.
    Tag’gashir’dir ruhte auf einer Gesteinsart, die Ähnlichkeiten mit Basalt hatte. Sie war vulkanischen Ursprungs, aber der alte Planet kannte seit langem keine vulkanische Aktivität mehr. Saravyi gab das Zeichen. Die Bläser begannen mit dem letzten Teil der Arbeit. Sie alle waren erschöpft. Tagelang hatten sie, fast ohne Pause, manchmal alle zusammen, manchmal in Schichten, viele Kilometer in die Höhe, in die Tiefe und in die Breite Tunnels getrieben. Sie waren sorgsam zu Werk gegangen; zwei riesige Säulen aus Shilgat-Basalt trugen noch immer Milliarden Tonnen Gestein, Sand, Gebäude und Menschen. Nun hatten sie zwei Gruppen gebildet, die abgestimmt waren und mit extrem breiten Trichtern in die Tiefe bliesen. Dreihundert Meter unter ihnen lösten Säulen sich auf. Teile von Säulen.
    »Nun ja«, sagte Saravyi. Er kletterte auf einen Vorsprung und warf einen letzten Blick nach oben, nach unten. Sie befanden sich im Eingang des Tunnels, dort, wo einmal Wagen zwischen Zheziri und der Küste von Gashiri verkehrt hatten. »Wenn es denn sein muß«, murmelte der alte Shil. Sein zerknittertes Gesicht war entspannt. Alles Unheil, das geschehen konnte, würde nun geschehen, und es war nicht mehr abzuwehren.
    Zu seiner Überraschung empfand Cebrian Erleichterung bei diesem Gedanken.
    Saravyi nickte ihm zu. Die Bläser setzten ab, lauschten in die goldene Halle mit den tiefen Abgründen. Unheimliche Geräusche kamen von unten. Es war, als klage der Fels, als knirsche ein unterirdischer Gigant in Agonie mit den Zähnen.
    Cebrian schüttelte den Kopf. Es gab keine Worte, die den Klängen gerecht wurden. Er wußte nur, daß er dies nie vergessen würde; er sah sich, Jahre in der Zukunft, aufgeschreckt aus Alpträumen auffahren. Dann drückte er den Knopf.
    Die erste Bombe schüttete den Tunneleingang zu. Die Bläser gingen mit gemessenen Schritten zu den bereitstehenden Wagen, stiegen zu Cebrian und Saravyi. Ihre Geräte ließen sie liegen. Ein Nebeneffekt der Sprengung war, daß der Luftdruck die Wagen anschob. Sie rollten nach Süden.
    Die zweite Bombe war im Basaltgestein oberhalb der Tunnels deponiert worden. Sie glühte geräuschlos auf. Nie mand sah etwas, dennoch bildete Cebrian sich ein, die Tunnelwände würden für Bruchteile von Sekunden gleißend hell und transparent. Er wußte, daß sein Gehirn diese Illusi on produzierte. Die Thermobombe schmolz das Gestein und versiegelte die Tunnels für die absehbare Ewigkeit mit flüssigem Basalt.
    Dann bebte die Erde. Oben, an den belagerten Pässen, die sie bisher nur hatte beobachten lassen, erhob Varanira sich vom Boden. »Die Felsen werden bald tanzen«, sagte sie laut. Die Gardisten aus Kelgarla zogen sich zurück, dorthin, wo sie nicht von Brocken getroffen oder von stürzenden Wän den verschüttet werden konnten.
    An der Mündung des Gashigar entstand einige Zeit später ein kleines Seebeben; eine von südwärts gesaugter Luft erzeugte Flutwelle hob die drei Schiffe hoch und immer höher, schleppte sie mit, ließ sie in ihr Tal sacken und warf sie landeinwärts, dorthin, wo einmal ein Kornfeld gestanden hatte. Wie durch ein Wunder – oder mehrere – gab es keine Toten.
    Der erste Gleiter startete. Noch als die letzten Flüchtenden auf den zweiten Robottransporter kletterten, begann die Erde zu beben. Der Gleiter hüpfte, hob ab, startete mit Vollschub, ehe die transparente Kugel sich schließen konnte. Etwas zersprang; die Kuppel blieb offen. Die Entkommenen schnappten nach Luft, krallten sich fest, schlossen die Au gen. Der Gleiter stieg, fort vom Zentrum. Dann packten Titanenfäuste nach dem Fluggerät, ließen es tanzen, schüttelten es durch, bis der Gleiter die Wucht der in das neuentstandene Vakuum strömenden Luftmassen überwunden und hinter sich gelassen hatte.
    In einer weiten, flachen Kurve rasten beide Gleiter nach Süden, über die Grenzberge, sackten dann ab und wurden langsamer. Die Leute auf der Ladefläche des zweiten
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