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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter
Autoren: Bernd Frenz
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Fürsten von Norsk tötete. Dazu brauchte er einen klaren Verstand.
    3.
    Arak kam zügig voran. Er machte keine Rast, denn er verspürte weder Müdigkeit noch Hunger. Doch als der Abend nahte, fühlte er sich leer und ausgebrannt. Er konnte sich kaum noch im Sattel halten, alles, was er noch wollte, waren ein Krug Wein und ein Lager aus Stroh vor einem warmen Feuer. Obwohl er wusste, dass die Priester über die Mittel verfügten, ihn wirklich jederzeit zu überwachen, steuerte er eine Schenke am Wegesrand an, die von einem Wirt und dessen draller Tochter geführt wurde.
    Was sollte ihm deswegen schon groß passieren?
    Schließlich waren die Priester auf ihn angewiesen. Wider Erwarten hatte Arak einen festen, wenn auch traumlosen Schlaf. Als er am nächsten Tag erwachte, fühlte er sich ausgeruht und kräftig. Sogar das Brennen in seinem Leib war verschwunden, wofür sich allerdings ein leichter Juckreiz am ganzen Körper breitmachte. Nach einem kräftigen Frühstück begab sich der Dieb wieder auf den Weg. Bis zur Mittagszeit begegnete er keinem Menschen, selbst die Tiere schienen ihn zu meiden. Einsam reiste er durch ein verlassenes Land, den Tod mit sich bringend, aber auch hinter sich lassend. Als er während einer kurzen Rast in Richtung Westen blickte, sah er Rauch am Horizont.
    Genau dort, wo er die vergangene Nacht verbracht hatte, dort, wo einst ein Wirtshaus stand. Der lange Arm der Priester mochte vielleicht nicht bis ins Reich der Schatten reichen, bis zu der brennenden Ruine dort hinten langte er allemal.
    Vor Araks geistigem Auge erschien eine wilde, in schwarzes Leder und Eisen gekleidete Reiterhorde. Mordlust flackerte in ihren Augen, während sie den brennenden Gasthof auf ihren gepanzerten Streithengsten umkreisten, um die unglücklichen Bewohner an der Flucht aus der tödlichen Falle zu hindern. Ein kalter Schauer lief über den Rücken des Diebes, der in diesem Moment beschloss, zukünftig die Nähe von bewohnten Gebieten zu meiden.
    In den folgenden Tagen begegnete ihm kein einziges Lebewesen mehr. Kein Reisender, keine Schenke, kein Dorf am Wegesrand. Bestenfalls warme, rauchende Ruinen, die vor kurzem noch bewohnte Gebäude gewesen sein mochten. In den Nächten befielen ihn fiebrige Anfälle, und er hatte fürchterliche Visionen von Ausgeburten der Hölle, von grausamen Dämonen, die ihm vorauseilten, um ihm den Weg für seine einsame Reise zu ebnen.
    Selbst an der Grenze war auf maronscher Seite keine menschliche Seele zu sehen. Nach eingehender Kontrolle durch die Grenzposten des Nachbarlandes konnte Arak endlich weiter. Sein Ziel war nicht mehr weit entfernt. Am Mittag des fünften Reisetages traf er am Fuße des norskischen Gebirges auf zwei Ochsenkarren, in denen sich Angehörige des fahrenden Volkes befanden.
    Er schloss sich ihnen an und erreichte kurz vor Anbruch der Dunkelheit Isaks Adlerhorst. Die ganze Burg schien nur von schwer bewaffneten Soldaten und einer bunten Schar von Gauklern bewohnt zu sein, überall herrschte ein lautstarkes Durcheinander.
    Nachdem Arak am Tor eine Probe seines Könnens abgeliefert hatte, durfte er sich im Innenhof und in den Quartieren frei bewegen. Er merkte jedoch schnell, dass die von Isak bewohnten Teile der Festung hermetisch abgeriegelt waren und es an den Wachposten kein Vorbeikommen gab.
    Arak beschloss, beim Abendmahl auf seine Chance zu warten.
    Obwohl er ein Bad genommen hatte, was für ihn sehr ungewöhnlich war, juckte es ihn während des Essens am ganzen Körper. Seine Haut wies bereits rote Flecken auf, die sich an den Rändern langsam dunkel verfärbten. Die meisten der Anwesenden waren bereits gesättigt, als der Fürst endlich mit einer Gemahlin erschien. In ihrer Begleitung befanden sich nur der Vorkoster sowie ein hagerer Mann mit grauen stechenden Augen, der in einen schwarzen Mantel gehüllt war.
    Der Hofmagier.
    Arak sah von seiner Lammkeule auf, um das Herrscherpaar genauer zu betrachten. Einige Gaukler, die bereits ihr Mahl beendet hatten, sprangen dagegen auf, um die fürstlichen Gastgeber mit ihren Darbietungen zu erfreuen.
    Isak war tatsächlich ein kleiner, fettleibiger Wanst mit den Proportionen eines Fasses. Seine Kinnlinie verschwamm in einem Wulst, der direkt in seinen aufgedunsenen Hals überging. Seine breiten Gesichtszüge verstärkten noch das grobschlächtige Aussehen, doch das böse Funkeln seiner Augen wies ihn als einen Mann aus, den man nicht unterschätzen durfte.
    Seine Gemahlin war einen Kopf größer als er und
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