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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter
Autoren: Bernd Frenz
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auf.
    Sie hatte ihren Körper wieder. Den alten, gebrechlichen, an den sie sich schon gewöhnt hatte. Doch die Gegend, in die es sie verschlagen hatte, kam ihr nicht vertraut vor. Ihr Blick war verschleiert, da alles, das um sie herum lag, von einem nach Schwefel riechenden Qualm erfüllt war. In weiter Ferne hörte sie ein lautes Rauschen, von dem sie hoffte, dass es sich um einen Wasserfall oder eine Quelle handelte. Doch als sie die letzten Rauchschleier hinter sich gelassen hatte, blieb sie vor Schreck wie festgewurzelt stehen.
    Ungläubig starrte sie auf eine graue, von feurigen Lavaströmen durchzogene Felslandschaft hinaus. Feuer und Rauch waren die einzige Abwechselung zu dem allgegenwärtigen Grau, das sich vor ihr erstreckte. An welchen Ort und in welche Zeit es sie auch immer verschlagen hatte – dies musste wirklich der unwirtlichste Flecken Erde sein, den sich ein aufrecht gehendes Wesen vorstellen konnte.
    »Ihr Götter!«, schrie sie verzweifelt. »Habe ich nicht genug für meine Frevel gebüßt? Soll das wirklich meine Strafe sein?«
    Ende

Bonus-Kurzgeschichte
    Tödliche Mission
    1.
    Der Basar in den Straßen von Maron war wie immer überfüllt. Eine Masse schwitzender, stinkender, hin- und herdrängender Männer, Frauen und Kinder wand sich wie eine Echse durch das verschlungene Labyrinth des Geschäftsviertels. Hier gab es wirklich alles zu sehen und zu kaufen. Seltene Gewürze, wohlschmeckende Speisen, berauschende Getränke. Jede auch nur erdenkliche Sinnenfreude war im Überfluss vorhanden, zumindest für jene, die bezahlen konnten.
    Die scharfen Gerüche der iskandischen Küche vermischten sich dabei mit dem süßlichen Aroma barosischer Zuckerbäckerei. Parfüm- und Badeölhändler lockten mit erlesenen Düften. Von Meisterhand geschmiedete Waffen waren ebenso zu sehen wie kunstvoll geformte Schmuckstücke aus seltenen Edelmetallen und kostbare Stoffe aus fernen Ländern. Aber es gab auch billigen glitzernden Tand, der die Käufer blenden sollte. Schwerter, die beim zweiten Hieb zerbrachen, oder saure Weine, bei denen sich der Mund nach dem ersten Schluck zusammenzog.
    Die Menschenmenge war eine bunte Mischung aus Tugend und Verrufenheit. Seriöse Händler standen neben habgierigen Halsabschneidern. Heilkundige und Magiere offerierten ebenso ihre Dienste wie Quacksalber und Scharlatane. Sogar Sklavenhändler boten ihre menschliche Ware an. So mancher fremdländische Besucher von Maron war schon nach einem Schlag auf den Hinterkopf als Angebot der Woche wiedererwacht.
    So vielfältig wie die Anbieter waren, so unterschiedlich sah auch ihre Kundschaft aus. Hagere Bettler in zerrissenen Lumpen standen neben wohlgenährten Fürsten königlichen Geblüts. Aber auch allerlei zwielichtiges Gesindel bevölkerte die verstopften Straßen, und viele von ihnen verdienten ihren Lohn auf unredliche Weise. Doch wer seinen Lebensunterhalt solchermaßen bestritt, war auch gewissen Gefahren ausgesetzt. Denn obwohl viele Einwohner der Meinung waren, dass es in Maron weder Recht noch Ordnung gab, griffen Stadtwachen und Justiz zu recht drastischen Mitteln, wenn es darum ging, die schlimmsten Auswüchse zu beschneiden – in der Regel oberhalb des Handgelenks. Einige fingerlose Hand- und Armstümpfe, meist schamvoll verdeckt, zeugten auch auf dem Markt von Maronscher Gerechtigkeit. Allerdings waren die Betroffenen durchweg arme Schlucker, die es sich nicht leisten konnten, den Urteilsspruch zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
    Arak war noch glücklicher Besitzer zweier Hände, und das war auch gut so, denn sie waren sein größtes Kapital. Er war ein überdurchschnittlich begabter Dieb, wenn auch kein Meister seines Faches. Aber er besaß dafür eine Gabe, die ihn seit Beginn seiner zweifelhaften Karriere vor einer Festnahme bewahrt hatte. Er konnte sich selbst und seine Fähigkeiten richtig einschätzen. Er erkannte geeignete Opfer und wusste, von wem er seine geschmeidigen Finger lassen musste.
    Wie es sich für einen Freischaffenden seines Berufes gehörte, befand sich Arak während der heißen Mittagsstunden direkt im dichtesten Gewühle des Marktes. Der prall gefüllte Geldbeutel einer fettleibigen Kurtisane lachte ihn geradezu an, und der Dieb wollte soeben seiner verantwortungsvollen Aufgabe nachgehen, als es einen Tumult auf dem Basar gab.
    Zwanzig Männer der Stadtwache marschierten in Doppelreihe durch die engen Gassen und drängten dabei jeden zur Seite, der ihnen den Weg versperrte. Wie ein stählerner
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