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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter
Autoren: Bernd Frenz
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der Rüssel heran, bereit, Rorn den Kopf von den Schultern zu reißen.
    Ein normales Schwert, zur Abwehr entgegengestreckt, wäre achtlos zur Seite geflogen, nicht so Grimmschnitter. Die weiß glühende Klinge schnitt wie ein heißes Messer durch einen Klumpen Butter. Abrupt ging der zerstörerische Ton in ein dunkles Blubbern über. Der abgetrennte Rüssel flog zuckend durch die Luft, bis er zu Boden fiel und sich dort noch eine Weile wie eine lebende Schlange wand, bis endgültig alles Leben aus ihm gewichen war.
    Sturzbachartig schoss das Blut aus der großen Wunde hervor.
    Wie wild mit dem verbliebenen Stummel um sich schlagend jagte KhorAh-Tep davon. Mit dem Kopf voran durchbrach er eine Seitenmauer und versuchte an Höhe zu gewinnen. Rorn blieb ihm durch herabfallende Trümmerstücke hindurch auf den Fersen. Draußen bot sich ein Bild des Grauens.
    Zwei weitere Zyklopen waren über die Leichte Reiterei hergefallen. Fast zweihundert Bogenschützen lagen, über den ganzen Marktplatz verstreut, tot am Boden. Die Pfeile, die dafür den Zyklopen im Körper steckten, schienen diese nicht sonderlich zu stören.
    Als sie KhorAh-Teps Schmerzlaute hörten, ließen sie sofort von ihren wehrlosen Opfern ab, um sich dem König zuzuwenden. Sein gekürzter Rüssel versetzte sie in Schrecken. Mit solch hartem Widerstand hatten sie nicht gerechnet. Während sie sich noch voll auf ihren Monarchen konzentrierten, schloss Rorn zu ihnen auf. Erneut sang Grimmschnitter sein blutiges Lied.
    Nichts konnte der mit magischer Energie vollgesogenen Bannklinge widerstehen. Die Stiefel der Zyklopen platzten ebenso auseinander wie die darunterliegende Haut. Beine, Arme und schließlich ein Stich in die Niere waren die Ziele, die Rorn sorgsam abarbeitete.
    Die Zyklopen bemühten sich, mit ihren Flügeln an Höhe zu gewinnen, doch was sie auch versuchten, der Bannstreiter ließ sich nicht abschütteln. So weit von der bereitliegenden Schattenjade entfernt zog das kampfestrunkene Schwert alle Kraft an sich, derer es habhaft werden konnte. Und das war die Lebensenergie der Mamuth.
    Rorn flog immer wieder zwischen ihre gigantischen Körper, damit sie nicht trompeten konnten, ohne sich gegenseitig zu verletzen. Dort schlug er abwechselnd auf sie ein, bis es ihnen der Blutverlust unmöglich machte, sich weiterhin in der Luft zu halten. KhorAh-Tep, der die mit Abstand größte Verletzung davongetragen hatte, stürzte als Erstes zur Erde.
    Mehrere Stufen der Empore zersplitterten, als er mit seinem schweren Gewicht aufprallte. Seine beiden Begleiter verloren ebenfalls an Höhe, doch als Rorn ihnen mit weit vorgebeugtem Körper folgte, um Grimmschnitter in ihren Köpfen zu versenken, richtete sich der Rüsselstummel plötzlich auf und brachte seine letzten Töne hervor. Dunkel wie nie, nur mühsam gebündelt, aber dennoch von tödlicher Wirkung.
    Rorn spürte, wie etwas an seinen Beinen zupfte.
    Rasch zog er die Knie an und brachte sie so aus der Gefahrenzone. Aus Eonis verwandeltem Körper drang dagegen das Knacken und Knistern von Knochen und berstendem Chitin hervor.
    Während die Flugspinne ihren Todesstoß erhielt, rollte sich der Bannstreiter zur Seite ab, packte seinen Mantel an den Aufschlägen und stürzte dem harten Marmorboden entgegen. Trotz des aufgeblähten Leders fiel er viel zu schnell, doch einige nach draußen geeilte Hexen, die ihre Armbänder wieder übergestreift hatten, packten ihn mit ihren Levitationskräften und ließen ihn sanft absinken.
    Die beiden verletzten Zyklopen erfuhren keine solche Behandlung.
    Sie schmetterten hart auf die Empore. Einer von ihnen blieb sofort reglos liegen, der andere versuchte noch, über die Stufen zurück in den flirrenden Bereich unter dem Regenbogen zu kriechen. Grimmschnitter sorgte dafür, dass es bei dem Versuch blieb.
    Wurde das Portal durch den Tod dieses Mächtigen durchlässiger oder nicht? Rorn vermochte es nicht zu sagen. Vermutlich war Hatra die Einzige, die das beurteilen konnte. Wo war die alte Sumpfhexe überhaupt? Rorn sah sich suchend um und entdeckte sie in unmittelbarer Nähe.
    Seite an Seite mit Rabold, ihrem neuen ständigen Begleiter, kam sie näher und betrachtete das fragile Portal mit großer Sorge. Unablässig das verbliebene Ende ihres knorrigen Stabes in den Händen drehend wandte sie sich zu dem Magier um. »Nun brauche ich doch deinen Ring«, sagte sie dabei.
    Bereitwillig zog Rabold die Schattenjade vom Finger und hielt sie ihr entgegen. Anstatt sie ihm aus der
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