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Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied
Autoren: Kim Harrison
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gedacht hatte, dass es unmöglich sei, von dem Ceri aber gewusst hatte, dass Newt absolut dazu fähig war. Ich wusste nicht, vor wem ich mehr Angst haben sol te - Newt, die die Welt terrorisieren konnte, oder Minias, der sie kontrol ierte.
    »Bitte«, flehte er, als ihre Miene zu Verlegenheit wechselte und sie den Blick senkte.

    Sie zögerte kurz, griff dann in ihren weiten Ärmel und übergab ihm eine Handvol Phiolen.
    »Wie viele hast du aktiviert, als du dich erinnert hast?«, fragte er zum Klappern der Glasfläschchen.
    Newts Blick senkte sich besiegt auf den Boden, aber der verschlagene Ausdruck in ihrem Gesicht sagte mir, dass es ihr nicht leidtat. »Ich erinnere mich nicht.«
    Er wog die Flaschen in der Hand, bevor er sie einsteckte, und es war deutlich, dass er den Mangel an Schuldbe-wusstsein bemerkte. »Es fehlen vier.«
    Sie schaute ihn an, und in ihren Augen standen echte Tränen. »Es tut weh«, sagte sie, und das machte mir eine Scheißangst. Newt hatte sich den Gedächtnisverlust selbst zugefügt? Woran hatte sie sich erinnert, woran sie nicht erinnert werden wol te?
    Ceri stand fast vergessen neben mir. Als sie leicht in sich zusammensackte, wusste ich, dass es fast vorbei war. Ich fragte mich, wie oft sie dieses Spiel schon beobachtet hatte.
    Besänftigt zog Minias Newt an sich, und das Purpur seiner Robe legte sich um sie. Newt umarmte sich selbst und ließ zu, dass er sie hielt, mit geschlossenen Augen und ihrem Kopf unter seinem Kinn. Sie wirkten elegant und selbstbewusst, wie sie da in ihren farbenprächtigen Roben und stolzer Haltung standen. Ich fragte mich, wie ich jemals Zweifel über Newts Geschlecht hatte haben können. Es war jetzt so offensichtlich, bis mir der Gedanke kam, dass sie ihr Aussehen viel eicht subtil angepasst hatte. Sie zusammen zu sehen, ließ einen Schauer über meine Haut laufen. Minias war das Einzige, was Newt an ihrer geistigen Gesundheit festhalten ließ. Ich glaubte nicht, dass er nur ihr Vertrauter war. Ich glaubte nicht, dass er jemals nur irgendwas gewesen war.
    »Du sol test sie nicht nehmen«, flüsterte er, und sein Atem strich über ihre Stirn. Seine Stimme war einnehmend und hob und senkte sich wie ein Musikstück.
    »Es tut weh«, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Ich weiß.« Seine Dämonenaugen trafen meine, und ich zitterte kurz. »Deswegen mag ich es nicht, wenn du ohne mich ausgehst«, sagte er. Er redete mit ihr, aber er schaute mich an. »Du brauchst sie nicht.« Minias brach den Blickkontakt mit mir, drehte ihr Gesicht zu seinem und umfasste ihre Wangen mit seinen Händen.
    Ich hatte die Arme um mich geschlungen und fragte mich, wie lange sie wohl schon zusammen waren. Lang genug, dass eine aufgezwungene Last zu einer freiwil ig übernommenen Bürde wurde?
    »Ich wil mich nicht erinnern«, sagte Newt. »Die Dinge, die ich getan habe. .«
    Ein Dämon mit einem Gewissen? Warum nicht? Sie hatten Seelen.
    »Nicht«, unterbrach er sie. Er hielt sie noch sanfter.
    »Versprich mir, dass du mir das nächste Mal sagst, wenn du dich an etwas erinnerst, statt nach Antworten suchen zu gehen?«
    Newt nickte, dann versteifte sie sich in seinen Armen. »Das war es, wo ich war«, flüsterte sie, und mein Magen verkrampfte sich bei dem Tonfal von Erkenntnis in ihrer Stimme. Minias erstarrte, und Ceri neben mir wurde bleich.
    »Es war in deinen Tagebüchern!«, rief Newt und stieß ihn von sich. Minias wich zurück, wachsam, aber der Dämon bemerkte nichts mehr. »Du hast es aufgeschrieben. Du hast al es aufgeschrieben, woran ich mich erinnere! Wie viel hast du in deinen Büchern, Minias? Wie viel von dem, was ich vergessen wil , weißt du?«
    »Newt. .«, sagte er warnend, und seine Finger wühlten in seinen Taschen herum.
    »Ich habe sie gefunden!«, schrie Newt. »Du weißt, warum ich hier bin! Sag mir, warum ich hier drüben bin!«
    Ich zuckte zusammen, als Ceri sich an meinen Arm klammerte. Mit einem wütenden Aufschrei schwang Newt ihren Stab nach ihm. Minias' Finger tanzten in der Luft, als ob er in Zeichensprache sprechen würde, und formten einen Kraftlinienzauber. Ich fühlte einen heftigen Abfal , als jemand die Linie hinter der Kirche anzapfte, und mit einem überraschenden Schrei beendete Minias seinen Zauber, indem er den Pfropfen aus einer der Phiolen zog, die Newt ihm gegeben hatte, und sie ihr entgegenschleuderte.
    Newt schrie bestürzt auf, als das Funkeln in der Luft hing.
    Die Wut, die Frustration und der Schmerz in ihrer Stimme waren in ihrer
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