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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel
Autoren: Kim Harrison
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entgegen.
    Sie war kleiner als ich und eindeutig ein Tiermensch. Ihr dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen, die ihr hervorragend standen, und sie hatte kleine, aber kräftige Hände. In ihren Bewegungen lag die Eleganz eines Raubtiers, und sie schien ihre Umgebung in jedem Moment genau zu erfassen. Männliche Tiermenschen mussten sich anstrengen, um ihre Wildheit zu verbergen. Bei weiblichen Tiermenschen wirkte die Gefahr verführerisch.
    »Angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen«, erwiderte ich, als sie mich rücksichtsvol an der Schulter berührte, da mein rechter Arm ja in der Schlinge hing.
    »Darf ich Ihnen Detective Glenn vom FIB vorstel en?«
    »Madam«, begrüßte er sie höflich, und die kleine Frau lächelte und entblößte dabei glatte, ebenmäßige Zähne.
    »Es ist mir eine Freude. Würden Sie uns für einen Moment entschuldigen? Ms. Morgan und ich müssen uns noch unterhalten, bevor das Spiel beginnt.«
    Glenn nickte artig und sagte: »Natürlich, Madam. Wenn Sie möchten, hole ich Ihnen beiden in der Zwischenzeit einen Drink.«
    »Das wäre ganz reizend.«
    Das förmliche Getue begann mir auf die Nerven zu gehen, und so war ich erleichtert, als Mrs. Sarong mir die Hand auf die Schulter legte und mich durch den Raum führte. Sie roch nach Farn und Moos. Die Blicke der Männer folgten uns, als wir zu einem der großen Fenster gingen. Ich schaute hinunter. Der Ausblick war atemberaubend, aber bei dieser Höhe wurde mir leicht schummrig.
    »Ms. Morgan«, begann sie ohne Umschweife. »Man hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Sie von uns beauftragt wurden, unser Maskottchen wiederzubeschaffen.
    Ein Maskottchen, das nie verschwunden war.«
    »Das ist korrekt, Madam«, bestätigte ich, erstaunt darüber, wie leicht mir die respektvol e Anrede über die Lippen kam.

    »Und als man mich davon in Kenntnis setzte, wurde ich nicht für die Zeit und den Aufwand entschädigt, die ich bereits in das Projekt investiert hatte.«
    Sie seufzte. »Ich hasse es, lange um den heißen Brei herumzureden. Haben Sie mit Magie die Spielvorbereitungen manipuliert?«
    Mir gefiel ihre direkte Art, und ich antwortete ebenso offen: »Ich habe drei Tage damit verbracht, den Einbruch in Mr. Rays Büro zu planen. In dieser Zeit hätte ich auch an anderen Fäl en arbeiten können. Mir ist klar, dass Sie persönlich nicht dafür verantwortlich sind, aber ich hätte informiert werden müssen.«
    »Viel eicht, doch Tatsache ist, dass der Fisch nie verschwunden war. Und ich lasse mich nicht erpressen. Also hören Sie damit auf.«
    »Und ich greife gewöhnlich nicht zu solchen Mitteln«, konterte ich beherrscht. Es war leicht, ruhig zu bleiben, da ihr Rudel sich inzwischen um uns herum aufgebaut hatte. »Aber es wäre nachlässig von mir, Sie nicht auf meine Einstel ung zu diese Angelegenheit aufmerksam zu machen. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich keinerlei Einfluss auf das Spiel nehmen werde. Das brauche ich auch gar nicht, denn bei jedem Ausbal und jedem kaputten Schläger werden Ihre Spieler sich fragen, ob ich viel eicht dahinterstecke.« Ich lächelte sie kühl an. »Fünfhundert Dol ar sind doch ein geringer Preis für ausgeglichene, konzentrierte Spieler, oder nicht?« Lausige fünfhundert Dol ar, eigentlich hätte ich zehn Mal so viel verlangen sol en. Warum Rays Handlanger ihre Kugeln für einen stinkenden Fisch verschwendet hatten, war mir immer noch schleierhaft.
    Sie öffnete den Mund, und ihr Seufzer erinnerte stark an ein Knurren. Der Aberglaube von Sportlern war schon fast sprichwörtlich. Sie würde zahlen.
    »Es geht nichts ums Geld, Mrs. Sarong«, erklärte ich, obwohl es ursprünglich natürlich genau das gewesen war.
    »Aber wenn ich zulasse, dass auch nur ein Rudel mich wie einen Straßenköter behandelt, werde ich das nicht mehr los.
    Und ich bin kein Straßenköter.«
    Sie sah mir direkt in die Augen. »Sie haben recht, Ms.
    Morgan. Sie sind kein Straßenköter, Sie sind ein einsamer Wolf.« Mit einer eleganten Handbewegung winkte sie einen der Tiermenschen heran. Der Typ kam mir verdammt bekannt vor. Er reichte ihr ein in Leder gebundenes Scheckheft von der Größe einer Bibel. »Der einsame Wolf ist der gefährlichste«, fuhr sie fort, während sie den Scheck ausstel te. »Aber er hat auch eine extrem kurze Lebenserwartung. Suchen Sie sich ein Rudel, Ms. Morgan.«
    Energisch riss sie den Scheck aus dem Heft. Ich war mir nicht sicher, ob das ein Rat oder eine Drohung sein sol te.
    »Vielen Dank, ich habe
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