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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur
Autoren: Kim Harrison
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hervor.
    »Jenks.« Ivy ließ die Zeitung sinken. Als ich die schwarzen Schatten in ihren Augen sah, setzte ich eine möglichst unbeteiligte Miene auf. Jenks setzte vorsorglich seine Flügel in Bewegung, grinste, und öffnete den Mund, um noch einen draufzusetzen. Blitzschnel hatte Ivy die Zeitung zusammengerol t und schlug nach ihm. Lachend schoss der Pixie in die Krone der großen Eiche.
    In diesem Moment knarrte das Holztor vorne am Bürgersteig, und wir drehten uns um. »Hal o, bin ich zu spät?«, rief Keasley.
    »Wir sind hier hinten«, antwortete ich ihm und beobachtete, wie sich der alte Mann schattenhaft über das taubenetzte Gras bewegte und zwischen den Bäumen hindurch auf uns zukam.
    »Ich habe Wein mitgebracht«, sagte er, noch bevor er uns erreicht hatte.
    »Man trinkt doch Rotwein zu Fleisch, oder?«
    »Danke, Keasley.« Ich nahm ihm die Falsche ab. »Das wäre aber nicht nötig gewesen.«
    Er lächelte und reichte mir einen gepolsterten Briefumschlag, den er sich unter den Arm geklemmt hatte.
    »Das ist auch deiner, ist heute Nachmittag gekommen. Der Zustel er wol te ihn nicht auf den Stufen liegen lassen, also habe ich für dich unterschrieben.«
    »Nein!« Mit einem Aufschrei hechtete Ivy über den Tisch, um an den Umschlag zu gelangen, und Jenks ließ sich mit einem aufgebrachten Summen von der Eiche fal en.
    Verärgert riss Ivy den Brief aus Keasleys Hand. Dieser warf ihr einen bösen Blick zu, ging dann aber kommentarlos zu Nick hinüber, um zu sehen, wie weit er mit den Steaks war.
    »Es ist schon über eine Woche her!« Genervt wischte ich mir das Kondenswasser der Weinflasche von den Fingern.
    »Wann lasst ihr mich endlich wieder meine eigene Post öffnen?«
    Ivy zog wortlos die Zitronenduftkerze zu sich heran, um die Absenderadresse lesen zu können. »Sobald Trent aufhört, dir Briefe zu schicken«, meinte sie schließlich sanft.
    »Trent?« Besorgt schob ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und dachte an die Akte, die ich Edden vor zwei Tagen übergeben hatte. »Was wil er?«, murmelte ich in dem Versuch, mir meine Erschütterung nicht anmerken zu lassen.
    Ivy sah fragend zu Jenks hinauf, der mit den Schultern zuckte. »Er ist sauber, mach ihn auf.«
    »Natürlich ist er sauber«, grummelte Keasley. »Denkt ihr etwa, ich würde ihr einen verfluchten Brief aushändigen?«
    Der Umschlag war erstaunlich leicht. Ich schob nervös einen meiner frisch lackierten Fingernägel unter die Klappe und riss das Kuvert auf. Als im Inneren etwas klapperte, nahm ich den Umschlag, drehte ihn um und ließ den Gegenstand in meine Hand fal en.
    Es war der Ring, den ich immer an meinem kleinen Finger trug. Das schockierte mich. »Es ist mein Ring.« Mit klopfendem Herzen blickte ich auf meine Hand und musste entsetzt feststel en, dass das Schmuckstück tatsächlich fehlte.
    Als ich hochschaute, sah ich Nicks Überraschung und Ivys Besorgnis. »Wie. .«, stammelte ich. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, ihn vermisst zu haben. »Wann hat er -
    Jenks, ich habe ihn doch nicht in seinem Büro verloren, oder?«
    Meine Stimme zitterte und mein Magen zog sich zusammen, als er den Kopf schüttelte und sich seine Flügel verdunkelten. »Du hast in dieser Nacht überhaupt keinen Schmuck getragen«, sagte er. »Er muss ihn sich hinterher besorgt haben.«
    »Ist sonst noch etwas drin?«, fragte Ivy betont ruhig.
    »Ja.« Ich schluckte und steckte den Ring an. Für einen Moment fühlte es sich komisch an, doch dann wieder so vertraut wie immer. Mit kalten Fingern zog ich einen schweren Bogen Leinenpapier heraus, der nach Kiefernnadeln und Äpfeln roch.
    >»Ms. Morgan<«, las ich leise vor, »>ich gratuliere Ihnen zu Ihrer frisch erworbenen Unabhängigkeit. Wenn Sie erkannt haben, dass sie nur eine Il usion ist, bin ich gerne bereit, Ihnen wahre Freiheit zu zeigen.<«
    Ich ließ den Brief auf den Tisch fal en. Das Entsetzen, das mich befal en hatte, als mir klar geworden war, dass er sich mir genähert hatte, während ich schlief, löste sich auf. Ich wusste jetzt, dass er nichts weiter unternehmen würde.
    Meine Erpressung war wasserdicht. Es hatte funktioniert.
    Ich sackte zusammen, stützte meine El bogen auf den Tisch und ließ erleichtert den Kopf auf die Hände sinken.

    Trent hatte mir nur aus einem Grund im Schlaf den Ring abgenommen - um zu beweisen, dass er es konnte. Mir war es dreimal gelungen, in sein Haus einzudringen, und jedes Mal hatte ich seine Privatsphäre ein wenig mehr verletzt. Der Gedanke,
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