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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur
Autoren: Kim Harrison
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er wusste, von welcher Seite des Gartens sein Nektar kam. Seit dem Zwischenfal mit den Fröschen waren Pixies das Beste, womit man mich zusammenarbeiten ließ. Dabei hätte ich schwören können, dass Fairies zu groß sind, um in das Maul eines Frosches zu passen.
    Als der Wagen auf dem nassen Asphalt zum Stehen kam, schlenderte ich lässig bis zum Bordstein. Das automatische Fenster gab ein unangenehmes Quietschen von sich, als die getönte Scheibe hinunterglitt. Ich lehnte mich herab, zeigte mein schönstes Lächeln und präsentierte blitzschnel meinen Dienstausweis. Ebenso schnel verblasste das lüsterne Grinsen von Mr. Möchtegern-Casanova und er erbleichte.
    Der Wagen fuhr so ruckartig an, dass die Reifen leise quietschten.

    »Ausflügler«, sagte ich vol er Verachtung. »Nein«, wies ich mich gleich darauf zurecht. Er war die Norm - ein Mensch.
    Auch wenn sie sich gut eigneten, waren Bezeichnungen wie
    »Ausflügler«, »Konfektionsware« und - mein persönlicher Favorit - »Zwischenmahlzeit«, nicht politisch korrekt. Aber wenn der Kerl glaubte, in den Hol ows Bordsteinschwalben auflesen zu können, war er so gut wie tot.
    Der Wagen fuhr über eine rote Ampel, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren. Ich drehte mich um und hörte die aufgebrachten Rufe der Nutten, die ich bei Sonnenuntergang vertrieben hatte. Sie hatten schamlos an der gegenüberliegenden Ecke Posten bezogen, wirkten jetzt al erdings nicht besonders glücklich. Ich winkte ihnen kurz zu, und die größte von ihnen zeigte mir den Mittelfinger, bevor sie sich schnel umdrehte und mir ihr kleines, durch einen Zauber aufpoliertes Hinterteil zuwandte. Die Hure und ihre doch sehr herb wirkende »Freundin« sprachen laut, während sie versuchten, ihre gemeinsame Zigarette zu verstecken. Das roch nicht nach normalem Tabak. Heute nicht mein Problem, dachte ich und zog mich in den Schatten zurück.
    Ich lehnte mich gegen den kalten Stein des Gebäudes, und mein Blick blieb an den aufleuchtenden Rücklichtern eines bremsenden Wagens hängen, bevor ich mich selbst stirnrunzelnd einer kritischen Musterung unterzog: Für eine Frau war ich groß, ungefähr 1,70 Meter, aber ich hatte nicht so lange Beine wie die »Dame« an der Laterne gegenüber.
    Auch trug ich nicht so viel Make-up wie sie. Meine schmalen Hüften und flachen Brüste machten mich ebenfal s nicht zur idealen Prostituierten. Bevor ich die Outlets der Leprechauns fand, hatte ich im »Dein erster BH« eingekauft. Es ist schwierig, dort etwas zu finden, auf dem keine Herzen oder Einhörner sind.
    Meine Vorfahren waren im 19. Jahrhundert in die guten alten Vereinigten Staaten von Amerika emigriert. Irgendwie haben es die Frauen über die ganzen Generationen hinweg geschafft, das auffäl ige rote Haar und die grünen Augen unserer irischen Heimat zu behalten. Meine Sommersprossen sind al erdings unter einem Zauber verborgen, den mein Vater mir zu meinem dreizehnten Geburtstag gekauft hatte.
    Das winzige Amulett ist in einem Ring verborgen, den ich am kleinen Finger trage und ohne den ich niemals das Haus verlasse.
    Ich konnte mir einen Seufzer nicht verkneifen, als ich meine Tasche erneut auf die Schulter zurückzog. Die Lederhose, die roten Stiefeletten und das Spaghettiträgeroberteil waren zwar nicht weit von dem entfernt, was ich normalerweise an den sogenannten »Casual Fridays« trug, um meinen Chef auf die Palme zu bringen, aber versuch das mal nachts an einer Straßenecke. .
    »Mist«, raunte ich Jenks zu. »Ich seh' aus wie eine Nutte.«
    Seine einzige Antwort bestand aus einem Prusten. Ich zwang mich, nicht darauf einzugehen, und wandte mich wieder der Bar zu. Aufgrund des Regens ließen die ersten Besuchermengen auf sich warten und von meinem Backup und den »Ladies« mal abgesehen, war die Straße leer. Ich stand jetzt seit einer Stunde hier draußen, von meinem Zielobjekt keine Spur. Genauso gut konnte ich reingehen und dort warten. Außerdem würde ich drinnen mehr nach Nachfrage als nach Angebot aussehen.
    Ich atmete tief ein, zog einige Strähnen meiner schulterlangen Locken aus dem Haarknoten, arrangierte sie kunstvol , sodass sie in mein Gesicht fielen, und spuckte schließlich meinen Kaugummi aus. Als ich die nasse Straße überquerte und in die Bar ging, bildete das Geräusch meiner Absätze einen schicken Kontrast zum Rasseln der Handschel en, die an meiner Hüfte baumelten. Die stählernen Schließen wirkten wie protzige Requisiten, waren jedoch echt und schon oft gebraucht
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